“Ich habe mich sehr bewusst entschieden, in zusätzliche Anteile zu investieren” – Jan Beckers von HitFox

Wie Ende April bekannt wurde, sind Hasso Plattner Ventures, Tengelmann Ventures und Kite Ventures überraschend bei der Berliner HitFox Group (www.hitfoxgroup.com), einem Company Builder für das Segment Games, nicht einmal zwei Jahre nach […]
“Ich habe mich sehr bewusst entschieden, in zusätzliche Anteile zu investieren” – Jan Beckers von HitFox
Donnerstag, 2. Mai 2013VonAlexander

Wie Ende April bekannt wurde, sind Hasso Plattner Ventures, Tengelmann Ventures und Kite Ventures überraschend bei der Berliner HitFox Group (www.hitfoxgroup.com), einem Company Builder für das Segment Games, nicht einmal zwei Jahre nach dem Einstieg wieder ausgestiegen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht HitFox-Gründer Jan Beckers über falsche Eindrücke, unternehmerische Entscheidungen und Einfluss.

Mit Hasso Plattner Ventures, Tengelmann Ventures und Kite Ventures sind gleich drei Erstinvestoren bei Hitfox ausgestiegen. Klingt nicht nach einer Erfolgsmeldung für HitFox?
Wenn man eine so formulierte Meldung liest, bekommt man tatsächlich den Eindruck, dass das Unternehmen in Schwierigkeiten steckt. Für HitFox ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall: Weniger als zwei Jahre nach Gründung sind wir nachhaltig profitabel und bezahlen aus unseren monatlichen Umsätzen circa 90 hochqualifizierte Mitarbeiter auf drei Kontinenten. Wir haben das beste Team in unserem Markt aufgebaut, wachsen schnell und wollen bis Jahresende 50 bis 100 weitere Mitarbeiter einstellen. Mehr als 160 Spieleunternehmen weltweit sind nachhaltig zufriedene Kunden und unser Marktanteil steigt jeden Monat weiter.

Warum dann der Rückkauf?
Ich habe mich sehr bewusst entschieden, persönlich einen siebenstelligen Gegenwert in zusätzliche Anteile der HitFox Group zu investieren. Hierfür habe ich bereits vor einigen Monaten einen Teil meiner SponsorPay-Shares sowie alle meine Delivery Hero Anteile an die dort bereits bestehenden Investoren Hasso Plattner Ventures, Kite Ventures und Tengelmann Ventures abgetreten. Zusammen mit meinen Mitgründern, inklusive Team Europe, und den vielen Mitarbeitern die Anteile besitzen halten wir nun wieder 85 % an der HitFox Group. Das ermöglicht uns schnelle unternehmerische Entscheidungen und eine sehr langfristig und nachhaltig orientierte Ausrichtung.

Warum ist ein Start-up mit einem – nach ihren Angaben – Wachstum von bis zu 500 % und einem angepeilten Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr nicht mehr interessant für Investoren?
Es lag bestimmt nicht an den Wachstumsaussichten. Um deren Situation zu verstehen lohnt ein Blick auf unsere Kapitalstruktur und allgemeine VC Investment-Vorstellungen: Jeder der drei VCs hielt nur circa  5% der HitFox-Anteile und hatte damit keinen nennenswerten Einfluss auf unser Geschäft. An SponsorPay bzw. Delivery Hero halten die VCs deutlich größere Positionen. Entsprechend mehr Einfluss können sie ausüben bzw. die von Ihnen eingesetzte Zeit bewirkt für Ihr Geld relativ gesehen mehr.

Was sind ansonsten die Gründe für den Ausstieg?
Die Investoren haben in uns zu einem Zeitpunkt investiert, als wir ein klassisches Game Distribution-Geschäftsmodell als Start-up verfolgt haben. Die Weiterentwicklung zum Inkubator bzw. Company Builder wurde erst später von mir und meinen Mitgründern angestoßen und vorangetrieben. VCs wollen in der Regel nicht in Inkubatoren investierten, da sie dort wenig Kontrolle haben und der Erfolg eines Company Builders nicht von einer Technologie abhängt sondern stark personengetrieben ist. Viele VCs dürfen überhaupt gar keine derartigen Investments tätigen, weil ihre Statuten ein „Fund-In-Fund“-Investment verbieten.

Planen Sie neue Investoren an Bord zu holen?
In den von uns gegründeten Start-ups ist das gut möglich. Es gibt derzeit auch eine Reihe von Interessenten. Im Company Builder selbst werden aber keine neuen Investoren hinzukommen.

HitFox wandelte sich – wie gerade angesprochen – seit dem Start von einer Rabattplattform für Spiele zum Company Builder für das Segment Games. Was war dafür der wichtigste Antreiber?
Wir haben zum einen gesehen, dass unser erstes Geschäftsmodell langsamer als geplant skaliert und hatten grundsätzliche Zweifel an der Nachhaltigkeit des Modells. Gleichzeitig haben wir weitere Geschäftsideen im Umfeld von Game Distribution gesehen, die wir viel spannender fanden und mit unserem bestehendem Team und Strukturen sehr synergetisch angehen konnten. Den Ausschlag hat letztlich wohl unsere Leidenschaft fürs Unternehmertum gegeben: Es macht uns einfach Spaß immer wieder neue Unternehmen zu gründen und wir waren selbstbewusst genug zu wissen, dass wir hiermit Erfolg haben würden. Als Company Builder bedienen wir nun insgesamt einen größeren Markt als wir es mit einem einzelnen Start-up alleine könnten.

Wo steht HitFox in einem Jahr?
HitFox hat 2 bis 3 weitere Start-ups gegründet und unsere Gruppe beschäftigt 200 bis 250 handverlesene Mitarbeiter die wir aus mehreren Tausend Bewerbern ausgesucht haben. Wir bleiben profitabel, wachsen 300 bis 500 % in 2013 und suchen weiterhin jede Menge Top-Leute die uns hierbei als Mitarbeiter und potenzielle Mitgründer unterstützen wollen!

Zur Person
Jan Beckers ist Gründer und Geschäftsführer der Berliner Hitfox Group. In den vergangenen Jahren gründete Beckers zahlreiche weitere Unternehmen – unter anderem Studenta, Absolventa, Madvertise und SponsorPay.

Hausbesuch bei Hitfox

ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich Anfang 2013 bei der Firmenschmiede Hitfox einmal ganz genau umsehen. Er fand sehr, sehr viele Füchse, abgefahrene Fluggeräte und den obligatorischen Start-up-Kicker. Einige Eindrücke gibt es in unserer Fotogalerie.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.