Amen is The Best German Start-up Ever. Amen? Hell no?
Wer momentan über die angesagtesten, heißesten und coolsten Start-ups aus Deutschland redet, kommt an Amen (www.getamen.com) nicht vorbei. Die Berliner Firma, obwohl gerade erst offiziell gestartet, ist nicht nur der gesamten Gründerszene bereits ein Begriff, sondern auch den Lesern der “Bild”, des “Spiegel” und des “Handelsblatt”. Alles Medien, die sonst nicht gerade für ausführliche Berichterstattung über kleine Start-ups bekannt sind. Der Grund dafür ist US-Schauspieler Ashton Kutcher, der laut TechCrunch gemeinsam mit einigen Investoren rund zwei Millionen US-Dollar in die Berliner Meinungs- und Bewertungsplattform, die seit gestern endlich auch auf dem iPhone verfügbar ist, investiert hat.
Das Konzept von Amen ist so simpel, dass selbst Internetanfänger es innerhalb von wenigen Minuten verstehen können. Bei Amen geht es um Aussagen wie “Shaun of the Dead ist the Best Zombie Movie Ever“, “Berlin ist the Best Place for Marathons in the World” oder “Ahoi Brause is the Best Brausepulver Ever“. Die Text-Bausteine zur Bewertung von Menschen, Dingen und Orten liefert Amen. Unter den jeweiligen Aussagen der Nutzer stehen die beiden Wörter Amen und Hell No! Wer einer Aussage zustimmt, muss Amen drücken. Wer anderer Meinung ist, klickt auf Hell No! Dann muss man aber auch eine andere Aussage tätigen! Die Welt bei Amen kennt somit keine Zwischentöne: Alles ist schwarz oder weiß, gut oder schlecht.
“Braucht kein Mensch”
Auch die Reaktionen auf Amen sind entweder Top oder Flop bzw. Daumen hoch oder Daumen runter: “Cool” sagen die einen, “braucht kein Mensch” die anderen. Zwischentöne gibt es kaum. Das müsste Felix Petersen (ehemals Plazes), Florian Weber (Twitter-Entwickler), Caitlin Winner und Ricki Vester Gregersen, den Gründer von Amen, gefallen. Immerhin setzen sie genau auf dieses Prinzip! Bei aller Kritik am Konzept von Amen: Eines müssen alle aus der deutschen Szene anerkennen: Amen ist optisch definitv einen Blick wert. In Sachen Design können deutsche Start-ups sonst kaum punkten. Und welches Start-up kann schon vor dem offiziellen Start Presseberichte in allen denkbaren Medien vorweisen? Für Aufmerksamkeit ist somit gesorgt, jetzt müssen die Berliner diesen Hype nutzen, ihr Konzept dauerhaft und erfolgreich in den Markt zu drücken.
Zunächst einmal aber bleibt die Frage: Was genau ist das Konzept von Amen eigentlich? “Amen verbindet die Einfachheit von Twitter und das Status-Update von Facebook mit dem menschlichen Grundbedürfnis auf Meinung“, sagte Mitbegründer Petersen kürzlich der Nachrichtenagentur dpa. Aus den Meinungen, Zustimmungen und Gegenstimmen der Nutzer produziert Amen automatisch Hitlisten. Amen ist somit nicht mehr und nicht weniger als eine Listensammlung, eine Ranking-Community. Wenn genug Leute mitmachen, kann dann jeder nachvollziehe, wer “The Worst dressed person on german tv Ever” ist. Ursprünglich sollten die Nutzer diese Bestenliisten zu allen denkbaren Themen mit unzähligen Platzierungen bei Amen komplett selbst erstellen.
“Aber Listen bedeuten viel Arbeit für die Nutzer. Meist fallen einem nur ein, zwei Beispiele ein, darüber hinaus muss man richtig grübeln”, sagte Petersen dem “Spiegel”. Zudem gibt es schon unzählige Projekte mit genau diesem Konzept – beispielsweise Rankaholics (www.rankaholics.de), woobby (www.woobby.com) und zehn.de (www.zehn.de). Den großen Durchbruch schaffte keiner dieser Dienste. Es ist halt einfach tierisch viel Arbeit eine Liste mit den besten Fast-Food aller Zeiten zu erstellen. Bei Amen reichen eine Aussage und andere Menschen, die mitmachen. Vielleicht reichte dieses einfache Konzept aus, um US-Promi Kutcher, der sein Geld ansonsten in Start-ups wie airbnb, Milk und Flipboard steckte, von Amen zu überzeugen. Neben Kutcher soll bei Amen auch Index Ventures an Bord sein. Im Handelsregister ist dieser Gesellschafter bisher nicht aufgeführt, dafür aber die Soundcloud-Gründer Eric Wahlforss und Alexander Ljung, Matthew Stinchcomb (etsy) und Business-Angel Christophe Maire. Ein Team mit viel internationalem Know-How.
Bleibt die Frage nach dem Geschäftsmodell von Amen. Klar, die Hitlisten von Amen lassen sich sicherlich mit passender Werbung versehen. Dies alleine wird aber wohl kaum ein Amen auf die Lippen der Investoren zaubern. Das Stichwort “semantisches Web” könnte die Antwort auf die Frage nach dem Geld verdienen liefern. Immerhin schafft Amen es – dank des engen Vorgabenkorsetts – verschiedene Aussagen zu einem Thema miteinander zu verknüpfen. Im “Spiegel” berichtet Amen-Gründer Petersen, dass er sich vorstellen könne, dass Amen “später Teil einer intelligenten Suchmaschine werden könnte, die Websites nach ihren Aussagen und Bewertungen sortiert”. Dann wäre Amen langfristig quasi eine Art Technologielieferant zur Erkennung von Aussagen und Meinungen. Vielleicht ist Amen aber auch viel mehr! Die Zeit wird es zeigen. Bleibt die Frage: Ist Amen das beste deutsche Start-up aller Zeiten?