#Interview

“Wir haben dreißig großartige Gesellschafter, darunter zwei VC-Fonds”

Das Team von bcause digitalisiert das Gründen von Stiftungen. Die Unternehmerfamilie Mast (Jägermeister), BonVenture und IBB Ventures sowie Altinvestoren investierten zuletzt 4,2 Millionen Euro in das Berliner Unternehmen, das 2021 gegründet wurde.
“Wir haben dreißig großartige Gesellschafter, darunter zwei VC-Fonds”
Montag, 11. November 2024VonAlexander

Das Berliner Startup  bcause, 2021 von Lukas Bosch, Susanna Krüger, Felix Oldenburg, Timm Richter, Sven Tantau und Nicole Weyde gegründet, digitalisiert das Gründen von Stiftungen. “Wer mehr tun kann und will, als ab und zu eine kleine Spende zu machen, hat früher eine Stiftung gegründet – das kostet aber viel Zeit und Geld. Wir haben die Stiftung digital neu erfunden, so dass es jetzt nur noch wenige Minuten dauert und wenig bis gar nichts kostet”, sagt Gründer Felix Oldenburg.

Die Unternehmerfamilie Mast (Jägermeister), BonVenture und IBB Ventures sowie Altinvestoren wie Andreas Haug, Martin Weber, Gesche Joost und Tobias Thelen investierten zuletzt 4,2 Millionen Euro in das Unternehmen. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründer Oldenburg bcause einmal ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter bcause erklären?
bcause macht es für alle einfach, sich mit Geld für eine bessere Welt einzusetzen. Wer mehr tun kann und will, als ab und zu eine kleine Spende zu machen, hat früher eine Stiftung gegründet – das kostet aber viel Zeit und Geld. Wir haben die Stiftung digital neu erfunden, so dass es jetzt nur noch wenige Minuten dauert und wenig bis gar nichts kostet. 

War dies von Anfang an euer Konzept?
Nach dem anfänglichen Interesse stockte das Wachstum. Wir haben gelernt, dass sich viel mehr Menschen finanziell engagieren wollen, aber ihr Vorhaben aufschieben, bis sie ihrer Meinung nach genug Zeit und Geld dafür haben. Sie brauchen also einen Anstoß aus ihrem Umfeld. In unseren Zielgruppen haben wir gezielt eine Community von Online-Stiftenden aufgebaut, die ihr Netzwerk einladen, in ihre Stiftungen zu spenden. Jetzt wächst bcause viel organischer. Und dann gibt es diejenigen, die eher wirtschaftlich denken und nur kleine Beträge einsetzten. Für sie haben wir die einzigartige Funktion gebaut, aus der Stiftung auch Impact Investments zu finanzieren. So kann sich ihre Spende vermehren und mehrfach wirken. Inzwischen verstehen wir, dass wir ein neues Finanzinstrument für das Gute bauen.

Zuletzt konntet ihr Millionen einsammeln. Wie seid ihr mit euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Fundraising ist Vertrauenssache, da hilft es, dass ich schon einige berufliche Stationen hinter mir und ein Netzwerk im Rücken hatte, aus dem bekannte Angels wie Christian Vollmann kamen. In unserer Anfangsphase sammelten Fintech-Startups um uns Millionen von Fonds ein, aber unsere Strategie war anders: Wir haben nur Privatpersonen angesprochen, die unsere Mission unterstützen. Zwischendurch habe ich auch mal geblufft und so getan, als könnten wir uns die Investierenden aussuchen, die zu uns passen. So haben wir heute dreißig großartige Gesellschafter, darunter jetzt auch zwei VC-Fonds. Das ist für mich die beste Garantie, dass wir die langfristige Vision im Auge behalten, während wir den Markt erobern.

Wie hat sich bcause seit der Gründung entwickelt?
Die Größe eines Startups ist ja immer eine Wette auf den verbleibenden Runway. Wir wissen, dass unser Thema viel Ausdauer braucht. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir das konstant mit einem Team in der Größe einer Fußballmannschaft stemmen können. Wir haben mittlerweile mehr als 1500 aktive User, die allein im letzten Monat 650.000 Euro in ihre Stiftungen eingezahlt haben. 

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Am Anfang haben wir mal viel Zeit und Geld in ein aufwändiges Designverfahren investiert. Zum Glück hatten wir schnell einen Prototypen, sonst wären wir ewig im Leerlauf geblieben. Und dann kamen wir mal aus einem Mietvertrag nicht raus. Aber ich vermute, es gibt größere Fehler und nicht genutzten Chancen, die ich auch heute noch übersehe. 

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich bin sehr glücklich mit dem Team, und damit meine ich nicht nur die Angestellten, sondern das große, verteilte Team of Teams, also auch unsere Investierenden und unsere aktiven User. 

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg
Nicht im falschen Moment Geld brauchen. 

Wo steht bcause in einem Jahr?
Von Bill Gates habe ich neulich gehört, dass man meist überschätzt, was man in einem Jahr schafft, aber unterschätzt, was man in zehn Jahren schaffen kann. Dann sind digitale Stiftungen so selbstverständlich wie Online-Depots. 

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Foto (oben): bcause

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.