#Interview
“Wenn du eine Vision hast, eine Idee, die dich begeistert, probiere es einfach aus”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst, bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Martha Schönborn von mealify. Das Startup aus Bonn hilft mit seiner App bei der Familienorganisation, indem der Prozess von der Rezeptidee bis zum Einkauf vereinfacht wird.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Tatsächlich liebe ich Checklisten und somit auch das Projektmanagement. Darum beginne ich meinen Tag morgens damit, wichtige E-Mails zu überprüfen und gehe dann direkt zu meinen Aufgabenlisten für den Tag über. Das bedeutet für mich, dass ich mir einen Überblick verschaffe, Prioritäten setze und dann mit der Arbeit beginne. Musik und Kaffee sind für mich dabei unverzichtbar am Morgen.
Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Musik hören, ein Glas trockenen Rotwein trinken, leckeres Essen und Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden und meinen zwei Katzen verbringen. Das ist mein Feierabend. Wenn ich zwischendurch eine Pause mache oder stupide Aufgaben erledige, höre ich einen Podcast nach dem anderen – das ist für mich auch Abschalten.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Mir war vorher nicht klar, wie wichtig es für den Erfolg einer Geschäftsidee ist, ein Netzwerk aufzubauen, insbesondere im Startup-Bereich. Ich hatte vorher kein Startup-Netzwerk aufgebaut, sondern erst mit der Gründung von mealify damit begonnen. Jetzt versuche ich auf vielen Treffen präsent zu sein und freue mich, andere Gründer:innen kennenzulernen. Dabei liegt es mir auch am Herzen, anderen Startups mit meinem Wissen aus den letzten zwei Jahren zu helfen und sie zu unterstützen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen, um voranzukommen – die App zu entwickeln und eine erste Version auf den Markt zu bringen. Da ich als Solo-Gründerin von mealify für Investoren nicht sehr interessant war, musste ich einen anderen Weg finden. Am Ende wurde mealify gebootstrappt und durch Förderungen finanziert. Im Rückblick bin ich sehr glücklich, dass es uns tatsächlich gelungen ist, die App zu launchen und neue Nutzer:innen organisch zu generieren.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Rückblickend hätte ich bei der Gründung strategisch anders vorgehen können, um mir einige unnötige Kosten zu ersparen. Zum Beispiel mit der Gründung der GmbH und der Markenanmeldung war ich definitiv etwas zu früh dran. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, die erste Version der App mit einem No Code- Programm zu erstellen. So hätten wir früher Kunden gewinnen können. Trotz meiner kleinen Fehler bin ich aber zuversichtlich, dass wir mit mealify auf dem richtigen Weg sind.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Es gibt verschiedene Wege, wie ich die passenden Mitarbeiter:innen für mealify gefunden habe. Manchmal werde ich persönlich über LinkedIn oder Netzwerke kontaktiert. Aber ich schreibe auch Stellenanzeigen aus und führe klassische Vorstellungsgespräche. Tatsächlich suche ich immer noch eine Mitgründerin. Leider hat es bisher nicht geklappt, aber ich bin optimistisch, dass ich irgendwann die richtige Person finde. Die Arbeit an mealify im Team macht einfach viel Spaß und ich freue mich sehr auf die kommenden Monate und Jahre mit mealify und dem Team.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Wenn du eine Vision hast, eine Idee, die dich begeistert, probiere es einfach aus. Mein Grundsatz am Anfang war „Machen ist krasser als wollen“ und ich stehe bis heute dazu. Aber es erfordert viel Durchhaltevermögen, vor allem finanziell, um am Ball zu bleiben.
Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wir benutzen Clickup als Tool für Projektmanagement und Wissensdatenbank. Wenn es plötzlich nicht mehr da wäre, wären alle Strukturen verschwunden und auch das Wissen in der Datenbank würde verloren gehen. Aber höchstwahrscheinlich würden wir auch für dieses Problem eine Lösung finden. Schließlich standen wir während der Gründungsphase schon vor vielen unvorhergesehenen Hindernissen, auf die wir flexibel reagiert haben – mit Erfolg!
Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Finanziell können wir derzeit nicht so viel bieten, deshalb setzen wir mehr auf das Gemeinschaftsgefühl. Jeder im Team hat genügend Raum für eigene Ideen, Entwicklung und Entfaltung des Potentials. Mir ist es wichtig, dass alle sich wertgeschätzt fühlen und wissen, dass ich sehr stolz auf sie bin! Es ist ein großartiges Team.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Das aufregendste Erlebnis? Das ist schwierig zu sagen, als Erstgründerin habe ich viele faszinierende Erfahrungen gemacht, aber eine sticht ganz besonders heraus. Wir haben monatelang mit den Entwicklern an mealify gearbeitet und endlich war es so weit, dass die App online gestellt werden konnte. Nur 24 Stunden vor einem Startup Event, wo ich einen Stand hatte, erreichte mich die Nachricht der Entwickler, dass die App jetzt in den Stores hochgeladen werden kann. Man weiß im Vorfeld nicht, wie lange es dauert, bis Google und Apple die Freigabe erteilen – aber es hat geklappt. Die App war am Morgen vor dem Event bereits live. Nun mussten nur noch die Codes für den Download während des Events gedruckt werden, der Newsletter verschickt werden, Informationen auf Instagram verbreitet werden, und die Webseite brauchte schnell die entsprechenden Download-Links. Obwohl es stressig war und wir voller Adrenalin waren, haben wir es bis zum Start des Events um 14 Uhr geschafft und alles fertig gemacht. An unserem Messestand konnten wir dann begeistert verkünden, dass mealify ab sofort online ist!
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.