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Secondhand-Marktplatz Mädchenflohmarkt ist insolvent

In den vergangenen Monaten ging es bei Mädchenflohmarkt drunter und drüber. Zuletzt warnte sogar die Verbraucherzentrale vor der Nutzung des Marktplatzes für Secondhand-Mode. Nun ist das Unternehmen insolvent.
Secondhand-Marktplatz Mädchenflohmarkt ist insolvent
Donnerstag, 8. Juni 2023VonAlexander

Ein Niedergang mit Ansage! Das Stuttgarter Unternehmen Mädchenflohmarkt, Marktplatz für Secondhand-Mode, ist insolvent. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Ilkin Bananyarli bestellt. Erst Anfang Juni warnte die Verbraucherzentrale vor der Nutzung der Plattform: “Seit Anfang 2023 häufen sich bei der Verbraucherzentrale die Beschwerden zu Mädchenflohmarkt. Verbraucher:innen berichten, dass sie kein Geld für die verkaufte Ware bekommen haben – oder lange darauf warten mussten. Seit Ende Januar wird scheinbar überhaupt kein Geld mehr ausgezahlt. Sofern nicht geklärt ist, ob Kund:innen überhaupt noch Geld bekommen und viele offene Zahlungen ausstehen, raten die Verbraucherzentralen davon ab, weiter Produkte über das Online-Portal zu verkaufen.”

Drüben bei Gründerszene war vor wenigen Tagen zudem von Anzeigen gegen das Unternehmen zu lesen: “Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegenüber Gründerszene bestätigte, wurden bereits mehrere Anzeigen erstattet. Derzeit werde geprüft, ‘ob zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten bestehen.'” Wobei die vielen Probleme schon länger vorhanden waren. Bereits im Februar 2022 berichtete Startbase von “massiven Problemen” bei Mädchenflohmarkt. Damals war von “vermehrten Betrugsversuchen bei der Zahlungsabwicklung” von Mädchenflohmarkt die Rede. Das Stichwort dabei lautetet: “Bandenkriminalität”. Einige Monate später führte das Unternehmen dann einen Umzug als Grund für verspätete Zahlungen an: “An seine Nutzerinnen verschickte das Start-up seit Anfang September eine standardisierte E-Mail, in der es erklärt, dass das Lager aktuell umziehe und man das eigene Abrechnungssystem umstellen müsse.” Die Probleme blieben bestehen und führten nun zur fast schon erwarteten Insolvenz.

Das Unternehmen managte die Probleme in den vergangenen Monaten extrem schlecht, kommunizierte extrem schlecht, deaktivierte sogar teilweise die Kommentarfunktionen auf Facebook und Instagram. Die letzte offizielle Presseaussendung stammt aus dem September 2021. Damals hieß es: “Mädchenflohmarkt, einer der größten Online-Secondhand-Marktplätze Deutschlands, hat im laufenden Geschäftsjahr den Break-Even-Point erreicht und baut seine operativen Gewinne aus.”

Das Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über “2 Millionen Nutzer:innen und bietet rund eine Millionen Artikel von mehr als 15.000 Marken zum Verkauf an – davon rund 450.000 Artikel aus dem sogenannten Concierge Service im eigenen Warehouse”.  Der Secondhand-Marktplatz, 2012 von Maria Spilka, Peter Ambrozy und Thorsten Lückemeier gegründet, erwirtschaftete damals einen “zweistelligen Millionen-Umsatz”, 150 Mitarbeiter:innen wirkten damals bei Mädchenflohmarkt. 2021 erwirtschaftete das Unternehmen laut Jahresabschluss einen Verlust in Höhe von 2,4 Millionen Euro (Vorjahr: 1,6 Millionen). Investoren wie Vorwerk Ventures, Catalpa, das Family Office der Familie Breuninger, und Momox-Gründer Christian Wegner investierten in den vergangenen Jahren rund 6 Millionen in das Unternehmen.

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Foto (oben): Mädchenflohmarkt

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.