#Interview

“Fluktuation ist bei uns überhaupt kein Thema”

Unchained Robotics hilft Fabriken dabei, den passenden Roboter für die Produktion zu finden. "Unser Marktplatz startete mit fünf Partnern, mittlerweile sind es über 40. Wir haben bereits über 30 Kunden in Deutschland und erste Kunden im europäischen Ausland", sagt Gründer Mladen Milicevic.
“Fluktuation ist bei uns überhaupt kein Thema”
Mittwoch, 2. März 2022VonAlexander

Das junge Unternehmen Unchained Robotics aus Paderborn, 2019 von Kevin Freise und Mladen Milicevic gegründet, entwickelt eine auf künstlicher Intelligenz basierte Steuerung von Robotern für die Elektronik-Fertigung. Archimedes New Ventures, der Investmentableger der Böllhoff Gruppe, und Born2Grow investierten zuletzt 1,7 Millionen Euro in das Unternehmen. Der Technologiefonds OWL investierte zuvor bereits in das Unternehmen. 

“Mit unserer Plattform arbeiten wir aktiv in Netzwerken und Ökosystemen. So haben wir schon früh nach der Gründung angefangen mit Risikokapitalgebern zu sprechen und langfristig ein Netzwerk aufzubauen. Wichtig ist uns, dass wir als Startup für den Mittelstand bauen – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Deshalb suchen wir den Kontakt und den Austausch zu Family Offices, die unsere langfristige Vision und den Fokus auf den Mittelstand mitgehen”, sagt Gründer Freise zur Investmentrunde.

Derzeit arbeiten neun Mitarbeiter:innen für Unchained Robotics. “Unser Marktplatz startete mit fünf Partnern, mittlerweile sind es über 40. Wir haben bereits über 30 Kunden in Deutschland und erste Kunden im europäischen Ausland”, sagt Gründer Milicevic. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Unchained Robotics-Gründer außerdem über Hidden Champions, Fluktuation und Herzblut.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Unchained Robotics erklären?
Milicevic: Unchained Robotics hilft Fabriken dabei, den richtigen Roboter für die eigene Produktion zu finden. Dafür haben wir einen Marktplatz im Internet, der dabei hilft, übersichtlich, transparent und einfach die passenden Lösungen zu recherchieren und zu kaufen. Dann kümmern wir uns darum, dass der gekaufte Roboter mit allen passenden Zubehörteilen in der Fabrik ankommt, dort aufgebaut und in Betrieb genommen wird. Dafür haben wir in ganz Deutschland die passenden Spezialisten vor Ort.

War dies von Anfang an euer Konzept oder hat sich euer Modell seit dem Start irgendwie verändert?
Freise: Wir haben 2018/2019 angefangen eigene Lösungen für die Industrie zu bauen und zu integrieren, um den Prozess von A bis Z selbst kennenzulernen. Uns war es wichtig zu verstehen, wie der Kunde die passende Roboterzelle wählt und was alles in den Schritten danach passiert. Das Wissen haben wir genutzt, um den Marktplatz und das Ökosystem Ende 2020 aufzubauen.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Milicevic: Wir vertreiben die Hardware und vermitteln die dazugehörigen Leistungen, die es benötigt, um den Roboter in der Fabrik einzusetzen. Wichtig ist: Wir betreiben kein eigenes Engineering, sondern helfen dabei die passenden Lösungen durch unsere Plattform zu finden und zu kaufen.

Wie ist überhaupt die Idee zu Unchained Robotics entstanden?
Milicevic: 2018 war ich noch in China und habe in der Intralogistik Prozesse optimiert und automatisiert. Dort ist mir aufgefallen, wie grundsätzlich anders die Automatisierung von Prozessen angegangen wird.

Gerade konntet ihr 1,7 Millionen Euro einsammeln – unter anderem von Archimedes New Ventures. Wie seid ihr mit euren Investoren in Kontakt gekommen?
Freise: Mit unserer Plattform arbeiten wir aktiv in Netzwerken und Ökosystemen. So haben wir schon früh nach der Gründung angefangen mit Risikokapitalgebern zu sprechen und langfristig ein Netzwerk aufzubauen. Wichtig ist uns, dass wir als Startup für den Mittelstand bauen – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Deshalb suchen wir den Kontakt und den Austausch zu Family Offices, die unsere langfristige Vision und den Fokus auf den Mittelstand mitgehen.

Euer Firmensitz ist Paderborn. Was zeichnet den Gründerstandort aus?
Freise: Paderborn liegt im Herzen von Ostwestfalen-Lippe. Diese Region ist unglaublich stark besetzt mit Hidden Champions, die in ihren Industrien Marktführer sind. Wir haben einen fantastischen Nährboden an Industrieunternehmen, die gerne mit den Startup Hubs der Universität Paderborn – garage33 – oder der Founders Foundation zusammenarbeiten.

Wie hat sich euer Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Milicevic: Wir sind mittlerweile auf ein Team von neun Personen angewachsen und sind derzeit weiter auf Suche nach Personal. Insbesondere im Bereich Vertrieb und Plattformentwicklung. Unser Marktplatz startete mit fünf Partnern, mittlerweile sind es über 40. Wir haben bereits über 30 Kunden in Deutschland und erste Kunden im europäischen Ausland.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Freise: Als wir anfangs komplett eigene Lösungen bei Kunden in der Fabrik aufbauten, haben wir die Details gemerkt, die es benötigt, um Roboter vollständig für den Dauerbetrieb vorzubereiten. Natürlich gab es da ‘Dinge’, die nicht so liefen wie erwartet. Diese Fehler haben wir dann nie wieder gemacht.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Milicevic: Wir sind extrem happy mit unserem Team. Wir alle haben das gleiche Mindset, sind mit Herzblut dabei und arbeiten seit der Gründung mit einem festen Kern zusammen. Fluktuation ist bei uns gerade überhaupt kein Thema.

Welchen generellen Tipp gebt ihr anderen Gründern mit auf den Weg?
Milicevic: Hört auf euer Bauchgefühl und macht die Dinge, die sich richtig anfühlen – vor allem bei großen, langfristigen Entscheidungen.

Wo steht Unchained Robotics in einem Jahr?
Freise: Unchained Robotics steht in einem Jahr in einem tollen neuen Büro, mit vielen neuen Kolleg:innen. Unsere Deutschlandkarte im Büro ist dann voll bestückt mit Pins, die zeigen, wo Roboter arbeiten, die über Unchained Robotics gefunden und integriert wurden.

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Foto (oben): Unchained Robotics

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.