#Interview

Kölner wünscht sich Koop mit der “verbotenen Stadt”

gridscale-Gründer Henrik Hasenkamp beklagt "fehlenden Pragmatismus, fehlende Kooperation und fehlende Geschwindigkeit" in Köln. Er wünscht sich Kooperation mit umliegenden Städten wie Bonn sowie Aachen. Und sogar mit der in Köln "verbotenen Stadt" Düsseldorf.
Kölner wünscht sich Koop mit der “verbotenen Stadt”
Montag, 8. April 2019VonTeam

Das Kölner Startup gridscale, ein Anbieter für Infrastructure-as-a-Service- und Platform-as-a-Service-Lösungen, hat gerade einen guten Lauf. Endeit Capital, EnBW New Ventures, EnjoyVenture mit dem BLSW Seed- und Wachstumsfonds und der High-Tech Gründerfonds investierten kürzlich 7 Millionen Euro in das 2014 gestartete Unternehmen. Das frische Kapital soll unter anderem in das internationale Wachstum und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Plattform fließen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Henrik Hasenkamp über den Startup-Standort Köln.

Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Wohin sich der Blick richtet hängt im Wesentlichen von den eigenen Präferenzen und teilweise auch von der Branche ab. Es gibt durchaus meherere starke Gründerszenen in Deutschland: Köln, Düsseldorf, Berlin, Frankfurt oder München, um nur ein paar zu nennen. Für uns war die Heimat Köln und Düsseldorf naheliegend, da wir hier bereits ein starkes Netzwerk aufgebaut hatten und mit dem STARTPLATZ auf den stärksten Inkubator im Rheinland zurückgreifen konnten. Das war aus unserer Sicht natürlich ein sehr gutes Argument für Köln und Düsseldorf. Darüber hinaus haben wir hervorragende und renommierte Universitäten in beiden Städten und auch im weiteren Umland. Das ist für Unternehmen und Startups gleichermaßen wichtig, zum einen für Kooperationen im Bereich der Forschung zum anderen aber natürlich auch, um smarte und kreative
Menschen für das eigene Team zu gewinnen.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Die kurzen Wege zueinander erleichtern die Arbeit sehr, denn die Kölner Startup-Szene ist an einigen wenigen Stellen sehr konzentriert. Was ich immer wieder bemerkenswert finde, ist die große Hilfsbereitschaft untereinander – ohne großes Aufsehen werden Probleme gemeinsam gelöst. Und natürlich die kölsche Kultur – entweder man liebt sie oder eben nicht.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Es wahrscheinlich nicht sinnvoll, die Gründerszenen unterschiedlicher Städte miteinander zu vergleichen und zu bewerten. Zumal die für einen Unternehmer wichtigen Ämter und Behördengänge überall ähnlich sind und die gleichen Herausforderungen an Startups stellen. Vielleicht ist die eine Gemeinde oder Stadt schon etwas digitaler als die andere, aber die Strukturen sind doch vergleichbar. Aus meiner Sicht gibt es für Köln deshalb weder einen relevanten Standortvorteil noch einen Nachteil. Eher müsste man schon zwischen Deutschland und anderen Ländern vergleichen. Hier finden sich enorme Unterschiede in Bereichen des Gesellschaftsrechts, der digitalen Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen und so weiter. Die Politik in Deutschland könnte sich hier noch einige Dinge abgucken.

Was fehlt in Köln noch?
Meine Beobachtung ist, dass sowohl die Politik als auch öffentliche Institutionen wie beispielsweise die IHK vergleichsweise verhalten und unsicher sind, wenn es um die Startup-Szene geht. Manches hat sich bereits sehr positiv entwickelt über die letzten Jahre, aber oft beobachte ich auch fehlenden Pragmatismus, fehlende Kooperation und fehlende Geschwindigkeit.

Zum Schluss hast Du hast drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Was ich mir für den Standort wünschen würde, wäre mehr Kooperation zwischen den umliegenden Städten: Bonn, Düsseldorf und Aachen. Es geht meiner Ansicht nach weniger um das Schaffen einer Gründermetropole wie Köln oder Düsseldorf, sondern um eine erfolgreiche Gründerregion. Der zweite Wunsch dürfte bei vielen Gründern auf der Liste stehen: besser verfügbares Kapital. Und zu guter Letzt wäre es großartig, wenn sich unsere Universitäten auch weiterhin dafür einsetzen, die Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen auszubauen und damit die Gründerszene zu unterstützen.

Kölle is e jeföhl – #Köln


In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.

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