VC-Interview

“Geld ist nur eins von vielen Mitteln zum Erfolg für Startups”

"Die Herausforderung mit jungen Unternehmen ist, dass es oft keine lange Historie und damit nur begrenzt Daten gibt. Das sogenannte Bauchgefühl, oder wie ich es lieber nennen würde, die Intuition, ist daher sehr wichtig", sagt Christoph Lymbersky.
“Geld ist nur eins von vielen Mitteln zum Erfolg für Startups”
Dienstag, 20. Februar 2018VonAlexander

Die internationale Strategie- und Transformationsberatung M2P Consulting erweiterte kürzlich ihre Geschäftsbereiche um eine Venture-Abteilung. Christoph Lymbersky, früher Deutsche Telekom Strategic Investments, führt M2P Venture & Capital Partners nun. Im VC-Interview mit deutsche-startups.de spricht Lymbersky über große Summen, begrenzte Daten und Signale, den Kurs zu korrigieren.

Reden wir über Geld. Was genau reizt Dich daran, Geld in Unternehmen zu investieren?
Geld ist nur eins von vielen Mitteln zum Erfolg für Startups. Klar investieren wir große Summen und es bringt für uns als Investoren auch Spaß zu sehen, dass wir zusammen mit den Portfoliounternehmen unser Geld vermehren, aber der eigentliche Reiz besteht darin mit hoch motivierten Menschen etwas aufzubauen, etwas zu bewegen und dem Unternehmen und den Gründern zum Wachstum zu verhelfen. Keiner in der Venture Szene arbeitet dort, weil man große Summen investieren kann. Die meisten arbeiten als VC aus ideellen Gründen. Die eigene Erfahrung, das eigene Netzwerk und das eigene Wissen mit Gründern zu teilen und dazu beizutragen die Welt zu verändern, das ist der Reiz am Venture Capital-Geschäft.

Wie wird man eigentlich Venture-Capital-Geber – wie bist Du Venture-Capital-Geber geworden?
Ich glaube es gibt, genauso wie bei Gründern, hunderte Wege VC zu werden. Es gibt den Gründer, der direkt nach der Schule seine Idee umsetzt, jenen der nach der Promotion seine Doktorarbeit kommerzialisiert und den der mit 45 Jahren und einem bestehenden Netzwerk noch mal richtig durchstartet. Bei VCs ist das ähnlich: Einige sind ehemalige Gründer, andere haben bei mehreren VCs gearbeitet und wieder andere kommen aus Konzernen. Das, was wir aber alle gemeinsam haben, ist die Leidenschaft etwas Großes zu schaffen und Menschen dabei zu helfen Ihre Träume zu realisieren und Ziele zu erreichen. Ich habe mit 18 mein erstes Unternehmen gegründet, mit 20 mein zweites und mit 23 das dritte. Irgendwann wollte ich dann eine andere Herausforderung und habe mich auf Krisenmanagement bzw. Turnaround-Management spezialisiert und für eine große Beratung gearbeitet. Später zog es mich wieder zurück in die Startup-Szene und habe im Zuge dessen den Aufbau der Deutsche Telekom Capital Partners mit gestaltet. Meine Erfahrungen im Aufbau von Unternehmen, der Beratungstätigkeit und dem Managen von Investments hat mir dann als Geschäftsführer der ehemaligen T-Venture sehr geholfen und hilft mir auch heute, den Fond bei M2P Venture & Capital Partners aufzubauen.

In der VC-Welt wird oftmals mit Millionenbeträgen hantiert, wird Dir da nicht manchmal mulmig zumute – bei diesen Summen?
Nein. Wir geben das Geld ja nur für Investments aus an die wir glauben und investieren ja auch unser eigenes Geld. Wir tätigen die Investition nur, wenn wir zu 100% überzeugt sind und wissen, wir können selber einen großen Teil zum Erfolg beitragen. Dann wird einem auch nicht mulmig.

Was sollte jeder Gründer über Euch – als VC – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?
Bei M2P Venture & Capital Partners haben wir einen ziemlich einmaligen USP in der Industrie, da wir nicht nur ein VC sind, sondern mit M2P Consulting auch eine einhundert Mann starke Unternehmensberatung. Wir kennen also die Kunden und Partner der Startups nicht nur von außen, sondern sind selber bei ihnen tätig. Wir haben und pflegen täglich ein riesiges, weltweltweites Netzwerk in verschiedenen Industrien. Dieses Netzwerk öffnen wir für unsere Portfoliounternehmen und helfen ihnen dabei Kunden für ihre Produkte zu finden und Partnerschaften einzugehen.
Ebenso unterstützen wir unsere Portfoliounternehmen aktiv mit Know-How, Personal und Senior Management, wenn dies gewünscht ist. So können wir kurzfristig Projekte unterstützen, den Vertrieb mit aufbauen oder die Internationalisierung über einen unserer weltweiten Standorte vorantreiben. Oft ist aber auch die Vermittlung von Talenten wichtig. Hier können wir ebenfalls durch unser Netzwerk, aber auch mit eigenen Beratern aktiv unterstützen und die richtigen Kandidaten identifizieren.

Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert?
Die Herausforderung mit jungen Unternehmen ist, dass es oft keine lange Historie und damit nur begrenzt Daten gibt. Das sogenannte Bauchgefühl, oder wie ich es lieber nennen würde, die Intuition, ist daher sehr wichtig. Der Unterschied ist, dass die Intuition meist seine Gründe in der Erfahrung des VC-Managers hat und das Bauchgefühl eher etwas ist, das ich beim Roulette habe, wenn die Kugel dreimal hintereinander auf rot gefallen ist. Intuition ist also das, was einen erfahrenen VC-Manager von einem Branchenfremden abhebt. Gerade wenn ein Business Case mir nicht die Daten für eine verlässliche Vorhersage gibt muss ich meine Intuition mit Marktdaten, Wettbewerbsanalysen, Trends und Glauben an das Team unterstützen, um eine qualifizierte Investitionsentscheidung treffen zu können.

Wie organisiert Ihr den Austausch mit Euren Portfolio-Firmen, welche Tools nutzt Ihr?
Die Portfoliounternehmen treffen sich regelmäßig miteinander und stehen in sehr engem Austausch. Hier kommt uns eine Art Vermittlerrolle zu, in der wir permanent versuchen die Bedarfe und Herausforderungen unserer Investments zu lösen. Oft geht das sogar durch die Zusammenarbeit der Portfoliounternehmen untereinander. In jedem Falle ist aber der regelmäßige persönliche Erfahrungsaustausch ein wichtige Element in unserer Portfoliostrategie. Darüber hinaus bieten wir über unsere Onlineplattform Global-Ventures.com ein Online-Netzwerk zwischen unseren Portfoliounternehmen und denen anderer VCs und Accelerators auf der ganzen Welt.

Wie spricht man als Gründer am besten einen Investor an?
Da gibt es viele Möglichkeiten. An uns kann man sich immer per E-Mail wenden, aber uns auch direkt auf Veranstaltungen oder Messen ansprechen. Was wir benötigen, um uns einen ersten Eindruck zu machen ist das Pitch Deck und den Business Case. Wir schauen uns das dann an und setzen uns mit den Gründern zusammen, um beides zu besprechen.

Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen?
So konkret kann man das nicht sagen. Es ist aber wichtig, dass die Gründer an ihre Vision bzw. ihre Firma glauben. Wenn die Gründer das nicht tun, warum sollten wir das? Dazu gehört auch, dass man für alle möglichen Eventualitäten während des Wachstums des Unternehmens eine Antwort parat hat. Es ist also wichtig, dass deutlich wird, dass die Gründer Ihre Industrie und ihr Geschäft durch und durch verstehen und realistisch einschätzen.

Nicht jedes Start-up läuft rund, nicht jedes wird ein Erfolg. Was macht Ihr, wenn eine Eurer Beteiligungen in Schieflage gerät?
Diesen Fall gibt es immer mal wieder, auch bei den besten Unternehmen. In der Regel ist das aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern eher ein Signal den Kurs zu korrigieren.
Wir bringen hier in der Beratung und durch meine persönliche Laufbahn viel Erfahrung mit, Schieflagen zu erkennen bevor sie irreparabel sind und können zusammen mit den Gründern an Handlungsalternativen arbeiten. In solchen Fällen steht die gesamte einhundert Mann starke Beratungssparte von M2P hinter unseren Portfoliounternehmen und unterstützt mit Know-How, Analysen und tatkräftigen Senior Managern.

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Foto (oben): M2P Venture & Capital Partners

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.