Gastbeitrag von Cora Christine Döhn

Gründerinnen: Richtig abgesichert in Voll- und Teilzeit

In der Anfangszeit einer Gründung ist für die meisten Frauen noch lange nicht an eine Altersvorsorge zu denken. Experten empfehlen aus diesem Grund zunächst die akuten Risiken abzusichern. Die wichtigste Versicherung für selbstständige Frauen ist die Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung.
Gründerinnen: Richtig abgesichert in Voll- und Teilzeit
Donnerstag, 12. November 2015VonTeam

Gründerinnen sind in der Startup-Szene noch immer die Ausnahme. Da sie viel häufiger den Spagat von Familie und Beruf meistern müssen als Männer, gründen viele Frauen in Teilzeit. Das geht meist auf Kosten ihrer späteren Rente. Es gibt jedoch hilfreiche Tipps, mit denen Gründerinnen ihre Altersvorsorge aufbauen können und für das Hier und Jetzt gut abgesichert sind.

Die Erwerbsbiografien von Gründerinnen unterscheiden sich meist von denen ihrer männlichen Kollegen. Denn sie müssen häufig neben der beruflichen Karriere auch eine Familie managen. Das führt oft dazu, dass Frauen in Teilzeit oder einfach in „kleinem Stil“ gründen und dadurch weniger verdienen. Unabhängig davon, wie umfangreich das Gründungsprojekt von Frauen aussieht, müssen sie einige wichtige Tipps bei der Planung ihres Gründungsvorhabens berücksichtigen, um für das Rentenalter versorgt und auch in der Gegenwart richtig abgesichert zu sein. An Vorbildern fehlt es heute nicht mehr. Cora Christine Döhn von finanzen.de hat bekannte Gründerinnen in Interviews zu ihrem Versicherungsschutz und ihrer Altersvorsorge befragt. Die Frauen haben den Weg hin zur eigenen Chefin erfolgreich gemeistert und sorgen auf individuellen Wegen für ihr Alter vor – in Voll- und Teilzeit.

Wichtige Versicherungen für Gründerinnen

In der Anfangszeit einer Gründung ist für die meisten Frauen noch lange nicht an eine ausreichende Altersvorsorge zu denken. Experten empfehlen aus diesem Grund zunächst die akuten Risiken abzusichern. Die wichtigste Versicherung für selbstständige Frauen ist die Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung. Sie zahlt, wenn Dritte Forderungen an die Gründerin stellen. Wird zum Beispiel eine Bestellung nicht rechtzeitig geliefert und entsteht dem Kunden dadurch ein finanzieller Schaden, so kann die Haftpflicht hierfür einspringen. Gründerinnen wie Freya Oehle (spottster), Lea Lange (Juniqe), Franziska von Hardenberg (Bloomy Days) sowie Franziska von der Ahé und Julia Sommerer (Glutamat Kommunikation) verzichten nicht auf diesen grundlegenden Schutz.

Einen ähnlichen Stellenwert hat die Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie zahlt eine monatliche Rente, sofern die Versicherte etwa aufgrund eines Unfalls oder nach einer schweren Krankheit langfristig nicht mehr arbeiten kann. Selbstständige sind ohne diesen wichtigen Schutz fast vollständig auf sich allein gestellt. Auch Oehle, Lange und Sommerer haben sich dafür entschieden, ihre Arbeitskraft mit einer solchen Police abzusichern.

Oehle gibt interessierten Gründerinnen einen wertvollen Einblick in die Kosten, die auf sie zukommen können: „Für Krankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Unfallversicherung und Haftpflichtversicherung zu den jeweils grundlegendsten Konditionen gebe ich round about 300 Euro pro Monat aus.“ Durch Freunde, Familie und gute Versicherungsberater hatte die junge Gründerin das Glück, frühzeitig zu wissen, was für eine Grundabsicherung absolut notwendig ist.

„Mädels macht Euch selbstständig“: Vorsorge ist kein Hexenwerk

Die beiden Gründerinnen von Glutamat Kommunikation sehen Versicherungen und Altersvorsorge ganz pragmatisch. „Versicherungen und Vorsorge sind kein Hexenwerk: Wir haben uns informiert und von einem Experten beraten lassen. Dabei haben wir darauf geachtet, dass unsere Anfangsausgaben gering bleiben. Wir hatten damals nicht den Anspruch eines Premiumschutzes.“ Frauen mit einer innovativen Geschäftsidee sollten sich demnach nicht durch Ängste ausbremsen lassen. Wichtig ist nur, dass vorhandene Risiken nicht unter den Teppich gekehrt werden und Gründerinnen ihren anfänglichen Basisschutz ausbauen, sobald das finanziell möglich ist.

Auch Juniqe-Gründerin Lea Lange betont im Interview, dass sie ihre Entscheidung zu gründen nicht von den Kosten für Versicherungen und Vorsorge abhängig gemacht hat. „Jedoch musste ich mich natürlich seit meinem Schritt in die Selbstständigkeit viel intensiver beziehungsweise breiter damit auseinandersetzen“, erklärt sie.

Altersvorsorge: Mindestens 10 Prozent des Einkommens anlegen

Die Altersvorsorge ist vielen Gründerinnen ein Dorn im Auge. Denn sie kostet Geld, das natürlich gerade zu Beginn der Selbstständigkeit fehlt. Freya Oehle gibt hierzu Einblick in ihre finanzielle Situation. Die junge Gründerin ist „derzeit nicht im Mindesten für die Rente versorgt“. Doch „dieser lästige Geselle spielt beständig und immer wieder eine Rolle“. Ganz ähnlich geht es der Bloomy Days-Gründerin Franziska von Hardenberg: Für das Hier und Jetzt fühlt sie sich zwar ausreichend abgesichert. Doch für ihre Rente sorgt sie aktuell noch nicht vor: „Im Moment ist meine Strategie einfach anders. Ich setze derzeit darauf, dass mein Firmenerfolg meine Altersvorsorge ist.“

Diese Einstellung können sich interessierte Gründerinnen zu eigen machen. So lange Frauen ihre Altersvorsorge nicht vergessen und sie regelmäßig ausbauen, sind selbstständige Frauen gut abgesichert. Aus einer Umfrage von finanzen.de, an der rund 100 Versicherungsexperten teilnahmen, ging hervor, dass Gründerinnen im besten Fall zwischen 10 und 20 Prozent ihres Einkommens in die private Altersvorsorge stecken sollten. 10 Prozent würden in etwa dem Arbeitnehmeranteil entsprechen, den angestellte Frauen in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen. Einen Anspruch auf eine gesetzliche Rente haben Gründerinnen allerdings nur dann, wenn sie freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Ansonsten sind sie im Rentenalter finanziell vollständig auf sich selbst gestellt. Das macht die private Vorsorge so unglaublich wichtig.

Gründen in Voll- und Teilzeit: Diese Tipps machen es möglich

Frauen sind sehr viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Das liegt vor allem daran, dass sie aufgrund von familienbedingten Verdienstausfällen und Teilzeitarbeit weniger Geld in die gesetzliche Rentenversicherung investieren und auch privat zu wenig Vorsorge treffen können. Gründerinnen müssen ihre Altersrente selbst in die Hand nehmen – das gilt bei Teilzeit- genauso wie bei Vollzeitgründungen. Wie wichtig die eigene Absicherung ist, zeigen übrigens auch die Scheidungsraten: In Großstädten scheitert jede zweite Ehe. Gründerinnen sollten sich deshalb niemals finanziell von ihrem Partner oder ihrer Partnerin abhängig machen. Verheiratete Frauen können darüber hinaus Unterhaltszahlungen für sich und ihre Kinder in einem Ehevertrag regeln. Die gesetzliche Rentenversicherung bietet zudem die Möglichkeit, sich den entfallenen gesetzlichen Rentenanspruch bei einer Teilzeitarbeit ausrechnen zu lassen. Zumindest diesen Betrag sollten Frauen aus dem Familieneinkommen nehmen und für ihre eigene Rente anlegen.

Infografik

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Passend zum Thema: “Welche Versicherungen sollten Start-ups abschließen?” und “Richtig versichert als Gründer (unter finanzieller Unsicherheit)“.

 Zur Person
ds-cora-christine_doehn-200Cora Christine Döhn arbeitet seit Oktober 2014 als Projektmanagerin bei finanzen.de.  Für das Projekt „Gründerinnen: Richtig versorgt und abgesichert“ hat sie bekannte Frauen aus der Gründerszene portraitiert und die wichtigsten Fakten zu Altersvorsorge und Versicherungsschutz für Gründerinnen zusammengetragen.

Foto: Conception of insurance from Shutterstock