#Interview
“Nicht alles lässt sich allein durch KI erreichen”

Das Hamburger Startup Finstep, 2022 von Christian Binder gegründet, möchte die “finanzielle Bildung” von Jugendlichen unterstützen. “Mit praktischen Infos erklären wir Jugendlichen, wie sie selbst Methoden anwenden, um ihr Geld zu sparen, ihr Vermögen nach einiger Zeit eigenständig zu managen und ihre Finanzen im Blick zu haben”, heißt es zur Idee. Bei unserer ersten STARTUPLAND Conference kam das Konzept gut an: Finstep sicherte sich den ersten Platz im Segment FinTech.
Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Finstep-Macher Binder sein junges Unternehmen einmal ganz ausführlich vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Finstep erklären?
Finstep hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen dabei zu helfen, sicher und selbstständig mit ihrem Geld umzugehen. Sie sollen lernen, wie man gut mit Geld haushaltet und kluge Entscheidungen rund um das Thema Finanzen trifft. Im Mittelpunkt steht eine leicht verständliche Smartphone-App, die spielerisch erklärt, was man über Geld wissen sollte. Mit kleinen Spielen, Quizfragen, Videos und Mitmachaufgaben richtet sie sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene. Wer fleißig lernt und mitmacht, sammelt Punkte, die sich in echte Prämien wie Amazon- oder Thalia-Gutscheine umwandeln lassen. So wird das Lernen belohnt und macht Spaß. Auch für Banken bietet Finstep eine besondere Lösung: Sie können die App in ihr eigenes Angebot aufnehmen und jungen Kundinnen und Kunden darüber Finanzwissen vermitteln. Die Nutzer erfahren, welche Vorteile sie bei ihrer Hausbank haben – weit über das klassische Konto hinaus.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir bieten die Grundversion der App kostenfrei im App Store an. Banken können unsere Plattform als White-Label-Lösung für sich nutzen. Diese “GenZ as a Service”-Lösung ermöglicht es besonders Regionalbanken, ohne großen technischen Aufwand innerhalb weniger Wochen eine eigene digitale Finanzbildungsplattform in ihr bestehendes Portfolio zu integrieren. Wir passen die App individuell an das Markenbild der jeweiligen Bank an und setzen den inhaltlichen Fokus auf regionale Besonderheiten. So können Regionalbanken ihr lokales Know-how mit einer bewährten digitalen Lösung verbinden und mit jungen Menschen auf Augenhöhe kommunizieren. Dies verknüpft Werte und regionale Identität nahtlos mit moderner Technologie und schafft einen authentischen Zugang zu den Generationen Z und Alpha.
KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Künstliche Intelligenz ist aktuell eines der wichtigsten Themen – nicht nur für die Startup-Branche, sondern für alle Menschen, die Inhalte erstellen. Die Befürchtung, KI könnte kreative Bereiche komplett ersetzen, sehen wir anders. Unsere zentrale Herausforderung besteht darin, qualitativ hochwertige Inhalte in großem Umfang zu produzieren. Dies lässt sich nicht allein durch KI erreichen. Dennoch erkennen wir das enorme Potenzial von KI, Prozesse effizienter zu gestalten und redaktionelle Arbeit zu unterstützen. Als Wissens- und Lernplattform erstellen, überarbeiten und aktualisieren wir regelmäßig Inhalte, um jungen Menschen Finanzwissen verständlich und zeitgemäß zu vermitteln. Dabei setzen wir KI-gestützte Tools gezielt als Hilfsmittel ein – etwa für Recherche, erste Textentwürfe oder Qualitätssicherung. Dies schafft mehr Raum für die inhaltliche und didaktische Ausarbeitung, die entscheidend für die Qualität ist. Wir entwickeln unsere Prozesse stetig weiter, um das Zusammenspiel von menschlicher Expertise und KI optimal zu gestalten – stets mit dem Ziel, hochwertige und relevante Inhalte effizient und nachhaltig bereitzustellen.
Wie ist die Idee zu Finstep entstanden?
Nach meinem Master-Abschluss und Erfahrungen im Investment-Bereich sowie bei einer auf GenZ spezialisierten Marketingagentur erkannte ich als CFO und COO in verschiedenen Startups die dringende Notwendigkeit einer effektiven Finanzbildung für Jugendliche. Diese Einblicke in die Arbeit mit jungen Menschen waren der Ausgangspunkt für Finstep.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Herausforderungen gibt es viele und es wäre vermessen zu sagen, dass es da “diese eine Sache” gab. Die Wette, ein B2B-orientiertes Geschäftsmodell zu bauen, um die Inhalte für die Endanwender kostenfrei zu halten, ohne an Neutralität oder Qualität einbüßen zu müssen, hat Durchhaltevermögen erfordert. Die Bankenbranche ist traditionell nicht auf Kooperationen mit jungen Unternehmen ausgerichtet. Dennoch haben wir eine Lösung für ein zentrales Problem der Banken: den mangelnden Kontakt zu jungen Menschen. Erfreulicherweise wächst in der Branche das Bewusstsein dafür, dass Partnerschaften ein wirksamer Weg zur Innovation sind. Wir sind stolz darauf, zu den frühen Wegbereitern dieser Entwicklung zu gehören.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Der Sieg beim Startupland und unsere wachsende Präsenz in der FinTech-Szene – unter anderem durch erfolgreiche Auftritte bei Events wie der Seamless Europe und der Startup-Night Berlin. Besonders freut uns auch die positive Resonanz auf unsere Finanzbildungs-App bei Banken, die unsere Vision einer besseren Finanzbildung für Jugendliche teilen. Die erste Bank, die mit uns eine eigene regionale Finanzbildungs-App implementiert hat, ist die PSD Bank Braunschweig. Durch die Zusammenarbeit zeigen sie die wachsende Bedeutung von Finanzbildung als Bestandteil zukunftsweisender Geschäftsmodelle auf. Die Kombination aus regionaler Verwurzelung und digitaler Expertise ermöglicht ein individuelles Lernangebot, das Finanzwissen interaktiv und praxisnah vermittelt.
Wo steht Finstep in einem Jahr?
Wir werden unsere Position als Vorreiter in der digitalen Finanzbildung weiter ausbauen und noch mehr Jugendliche und junge Erwachsene durch unsere innovative App erreichen. Durch weitere strategische Partnerschaften mit Banken wollen wir unsere “GenZ as a Service”-Lösung etablieren und so die Finanzbildung nachhaltig verbessern.
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