#Gastbeitrag
Jede Fachkraft zählt: Warum Vielfalt für Startups unverzichtbar ist

Dass gelebte Diversität, Gleichstellung und Inklusion, kurz DGI, in Unternehmen inzwischen nicht mehr nur ein Kann, sondern ein Muss sind – insbesondere für jüngere Generationen – zeigt eine aktuelle Studie der Internationalen Hochschule Erfurt. So erwarten drei Viertel der Auszubildenden und Studierenden, dass Arbeitgeber Maßnahmen hinsichtlich Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion ergreifen. Bereits bei der Jobwahl achten sie darauf, ob und wie Unternehmen Diversity und Inklusion kommunizieren.
Diversität bezieht sich dabei auf die Vielfalt von Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft, Alter oder Behinderung. Gleichstellung bedeutet, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von diesen Merkmalen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Inklusion geht noch einen Schritt weiter und zielt darauf ab, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden wertgeschätzt und eingebunden fühlen.
Vielfalt als Erfolgsfaktor für junge Unternehmen
Die Integration von DGI in die eigene Unternehmenskultur hat nachhaltig positive Auswirkungen. So wird potenziellen und aktuellen Mitarbeitenden signalisiert, dass das Unternehmen eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung für alle fördert, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder anderer Identitätsmerkmale. Das steigert nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit und stärkt die Arbeitgebermarke, sondern ermöglicht eine bessere Positionierung im Wettbewerb um Talente – gerade in Zeiten das Fachkräftemangels. Darüber hinaus fördert eine vielfältig aufgestellte Belegschaft, die unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen, Eigenschaften und Hintergründe einbringt, sowohl Kreativität als auch innovative Lösungen. Gleichzeitig ist sie in einer zunehmend diversen Gesellschaft in der Lage, besser auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einzugehen, was wiederum der Kundenzufriedenheit zugutekommt.
Barrieren in Recruiting und Unternehmenskultur abbauen
Es ist wichtig zu betonen, dass Diversity Recruiting nicht bedeutet, Quoten zu erfüllen. Vielmehr geht es darum, eine vielfältige Kandidatenbasis zu schaffen und die besten Talente unabhängig von ihren individuellen Merkmalen zu finden. Unternehmen können bereits bei der Kandidatensuche gezielt Maßnahmen ergreifen, um DGI zu fördern. Dazu gehören beispielsweise diversitätssensible Stellenausschreibungen, die inklusive Formulierungen, eine gendergerechte Sprache und geschlechtsneutrale Jobtitel verwenden, sodass unbewusste Vorurteile von Vornherein vermieden werden.
Für einen transparenten und fairen Recruiting-Prozess ist ein anonymisiertes Auswahlverfahren denkbar, sodass Kenntnisse und Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Auch standardisierte Interviews mit den gleichen Fragen gewährleisten, dass alle Kandidatinnen und Kandidaten die gleiche Chance haben, sich zu präsentieren. Zudem ist es wichtig, eine inklusive Unternehmenskultur zu gestalten und zu kommunizieren, etwa durch folgende Maßnahmen:
- Regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende und Führungskräfte sensibilisieren und schaffen ein Bewusstsein für diskriminierendes Verhalten.
- Förderung von Chancengleichheit bedeutet nicht nur einen fairen Rekrutierungsprozesse zu gewährleisten, sondern ebenso faire Aufstiegschancen.
- Programme zur beruflichen Weiterentwicklung und Mentoring können dazu beitragen, dass sich alle Mitarbeitende gefördert und unterstützt fühlen.
- Barrierefreie Arbeitsplätze zur Verfügung stellen etwa mit einer adäquaten Ausstattung, einem ebenerdigen Lift, behindertengerechten Sanitäranlagen und Aufenthaltsräumen, passenden Arbeitszeitmodellen und ggf. Sprachkursen zum Abbau von Sprachbarrieren.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Was Arbeitgeber wissen müssen
Entscheidend ist es für Gründer und Startups, sich mit den rechtlichen Grundlagen vertraut zu machen. Bereits im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist das Prinzip der Gleichberechtigung aller Menschen verankert. Es verbietet jegliche Benachteiligung. Konkretisiert wird dieser Grundsatz insbesondere durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das Diskriminierungen in zahlreichen Lebensbereichen, darunter auch im Arbeitsleben, untersagt. Ergänzt wird das AGG durch das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG), welches spezifische Pflichten für Arbeitgeber zur Beschäftigung und Integration von Menschen mit Behinderungen vorsieht. Auch das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) spielt eine Rolle, indem es die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung regelt.
Fazit: Junge Unternehmen sollten Diversität, Gleichstellung und Inklusion nicht als Zusatzaufgabe betrachten, sondern als strategischen Erfolgsfaktor. Indem sie von Anfang an auf eine vielfältige Belegschaft setzen, etablieren sie sich als attraktiver Arbeitgeber und profitieren damit nicht nur von einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, sondern sichern sich auch ihr Wachstum für die Zukunft.
Über den Autor
Tim Heise ist Geschäftsführer von Camino, einer Full Service Employer Branding Agentur. Von der Analyse über die Strategieentwicklung bis hin zur operativen Umsetzung unterstützt Camino Unternehmen dabei, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und die Mitarbeiterbindung zu stärken.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.