“Wir merken: Aktuell ist überall ‘viel Musik’ drin”
Das Kölner FinTech bezahl.de, das 2018 von Lasse Diener und Ulrich Schmidt gegründet wurde, kümmert sich um Forderungs- und Zahlungsmanagement. PayPal Ventures, Seaya Ventures, Walter Ventures und Altinvestor Motive Ventures investierten zuletzt 22 Millionen Euro in das FinTech. Insgesamt sammelte das Unternehmen bislang 38 Millionen ein. Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten derzeit für das Embedded Finance-Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Diener über den Stand der Dinge bei bezahl.de.
Wie würdest Du Deiner Großmutter bezahl.de erklären?
Wir vereinfachen den Prozess, wie Autos und Werkstattrechnungen bezahlt werden. Mühsame, händische Prozesse werden dabei vollständig automatisiert. So sorgen wir dafür, dass Autohändler ihr Geld schneller erhalten und der Zahlungsprozess für Käufer so einfach wie möglich ist.
Was lief 2024 bei Euch bisher richtig gut und was lief gar nicht rund?
2024 war bisher ein top Jahr für uns: Wir haben unsere Series-B Finanzierungsrunde mit tollen neuen sowie bestehenden Investoren erfolgreich abgeschlossen. Zudem haben wir zusammen als Team regelmäßig neue Transaktionsrekorde aufgestellt und bedeutende internationale Partner für unsere Expansion gewonnen. Klar ist: Wir sind auf Wachstumskurs! Dennoch: In diesem Jahr sind gleich 2x Elektro-OEMs kurz vor Vertrag in Schieflage geraten, weshalb die Zusammenarbeit mit uns nicht zustande kommen konnte. Das ist natürlich ärgerlich – gehört aber auch dazu. Mund abwischen und weiter geht´s.
Welches Projekt steht in den kommenden Monaten ganz oben auf der Agenda bei Euch?
Oben auf der Agenda steht zunächst einmal die weitere Stärkung unserer Marktführerschaft und Vergrößerung der Kundenbasis in Deutschland. Außerdem starten wir in Südeuropa mit großen Partnern in Italien und Spanien sowie einer neuen internationalen Marke durch. Aber dazu bald mehr! Zudem stehen Kickoffs mit namhaften Autoherstellern an, die unsere Wachstums- und Expansionspläne unterstützen werden. Wir merken: Aktuell ist überall “viel Musik” drin und eine hochspannende Zeit für die weitere Reise von bezahl.de.
Wie hat sich bezahl.de seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung sind wir von acht auf heute knapp 150 Mitarbeitende aus über 10 Nationen gewachsen und kommen mittlerweile auf mehrere Tausende Fahrzeugtransaktionen pro Tag. Unser Plattformvolumen ist auf mehrere Hundert Millionen pro Monat gewachsen, da wir es geschafft haben, dass mittlerweile über 70 % der Top 100 Autohändler und über 1.000 Autohäuser in Deutschland auf bezahl.de setzen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Unsere Grundeinstellung ist: Wir fokussieren uns auf das Positive. Da wir unsere Produkte immer eng mit Marktteilnehmern entwickelt haben, sind wir bisher glücklicherweise auch vor größeren Fehltritten verschont geblieben – das ist übrigens auch eine Vorgehensweise, die wir anderen B2B-Businesses ans Herz legen würden. Dennoch gab es natürlich auch größere Herausforderungen für uns, darunter zum Beispiel die Insolvenz unseres ersten Top-100-Partners kurz nach Gründung und gemeinsamen Projektstart, was natürlich erstmal ein Dämpfer ist. Am Ende hat das aber das Team nur mehr zusammengeschweißt und allen gezeigt: man kann alles gemeinsam schaffen.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Was wir gut können, ist das Wesentliche im Blick zu behalten. Wir haben unseren Fokus zu 100% auf das Geschäft behalten – und das spiegelt sich kontinuierlich in guten Zahlen wider und wurde mit der erfolgreichen Series-B-Runde belohnt. Zudem legen wir großen Wert auf gutes Beziehungsmanagement – sowohl teamintern, mit Investoren, als auch auf dem Markt, mit unseren Partnern und potenziellen Multiplikatoren der Branche. Gerade in Hinblick auf das Team, ist es unabdinglich, die richtigen Menschen anzustellen. Wir haben immer einen wesentlichen Fokus darauf gelegt, sogenanntes Hiring for Attitude and Teamfit zu betreiben und gemerkt, wie sehr sich das lohnt.
Wo steht bezahl.de in einem Jahr?
In einem Jahr haben wir unsere Position als Marktführer in Deutschland weiter gefestigt. Nahezu alle Top-100-Autohandelsgruppen optimieren ihren Order-to-Cash Prozess mit bezahl.de und wir konnten uns in den ersten, weiteren europäischen Ländern mit tollen Partnern als Marktstandard etablieren. Außerdem werden wir weitere Produkt-Mehrwerte an der Transaktion geschaffen haben – mit klarem Fokus auf dem Angebot von Embedded Finance Produkten.
Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Auch wenn Köln als Startup-Hub noch nicht so etabliert ist wie Berlin oder München, versuchen wir unseren Teil dazu beizutragen, genau das zu ändern. Als bei der Preisverleihung des FinTech Germany Awards vor einigen Jahren Startups aus nahezu allen NRW-Städten unter dem Begriff “Greater Cologne Area” zusammengefasst wurden, wussten wir: Hier müssen wir dringend etwas ändern. Erfolgreiche Stories wie z.B. Deepl helfen dafür natürlich, wir geben Alles die nächste große Erfolgsgeschichte aus Köln zu schreiben. Die offene und gastfreundliche Kultur der Kölner ist dabei sicher etwas, das vor allem im Business-Kontext besonders ist. Außerdem bietet die Anbindung an andere industriestarke Metropolen in NRW ein hervorragendes Netzwerk – das auch reich an Talenten ist!
Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Es ist einfacher in Köln ein Local Hero zu sein, der sowohl für die Presse als auch potenzielle Talente sichtbar ist. Außerdem fällt es uns hier leichter, Geschäftsbeziehungen aufzubauen – das liegt wohl an der Rheinländischen, offenen Art. Das Netzwerk an Gründer:innen und Investor:innen sowie die Events sind aber natürlich bei weitem nicht mit denen in Berlin zu vergleichen. Der Mittelpunkt der Startup Welt ist weiterhin Berlin – auch wenn unser persönlicher Mittelpunkt Köln ist.
Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Drei weitere, richtig starke Erfolgsstories aus Köln, die es zu einem globalen Industry Leader schaffen.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 735 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.