#Interview
“Unseren Hauptinvestor haben wir im Wald getroffen”
Das ClimateTech Tree.ly mit Sitz in Dornbirn und Berlin, 2021 von den CrateDB-Machern Jodok Batlogg und Christian Lutz ins Leben gerufen, möchte Waldbesitzer:innen helfen, “in ihrem Wald zusätzliche Einnahmen durch die CO2-Speicherung zu generieren”. Unternehmen wiederum bietet das Unternehmen “CO2-Gutschriften mit Mehrwert” an. PortfoLion, aws Gründungsfonds, SymbiaVC und Tyrolean Business Angel-Netzwerk investierten zuletzt 5 Millionen Euro in das Unternehmen. 20 Mitarbeitende wirken derzeit für Tree.ly.
Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Seriengründer Batlogg Tree.ly einmal ganz ausführlich vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Tree.ly erklären?
Es ist 2024. Wir alle wissen, dass der Klimawandel unsere Welt ernsthaft bedroht und dass dabei auf der einen Seite die Emissionen (von Firmen) – und auf der anderen Seite Ökosysteme (wie Wälder) eine entscheidende Rolle spielen. Wenn Firmen ihre Emissionen verringern und gleichzeitig die finanzielle Verantwortung für Klimaschutz übernehmen, können diese Mittel in den Erhalt und den Ausbau unserer Ökosysteme und natürlichen CO2-Senken investiert werden. Das geeignete Mittel dafür sind CO2-Credits. Dabei gab es in der Vergangenheit leider viel Missbrauch. Tree.ly ist eine Plattform, die regionale, glaubwürdige und wirkungsvolle Klimaschutzprojekte entwickelt und dabei europäische Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer mit Firmen zusammenbringt.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bezahlen uns für unsere Leistungen (Projektentwicklung, Zertifizierung, Vermarktung und Vertrieb) in Form eines erfolgsabhängigen Betrages. Wir übernehmen Vor-Investitionen und minimieren dadurch das finanzielle Risiko für sie.
Wie ist die Idee zu Tree.ly entstanden?
Mir war es wichtig, direkt an der CO2-Senke – “mit einem Bein im Wald” – verankert zu sein. Sprich, kein weiteres “Layer of Abstraction” – Handelsplattform, enabling technology, – sondern etwas, wo echtes CO2 bewegt wird. Zudem wollte ich mich auf naturbasierte Lösungen konzentrieren: Denn ich glaube, dass die Kombination aus Natur und Software-Technologie unschlagbar ist. Es war mir auch wichtig, etwas mit Fokus auf Europa zu machen.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Missbrauchsfälle – vorwiegend im Regenwald haben für einen starken Einbruch des gesamten Voluntary Carbon Market gesorgt. Jedoch sind glücklicherweise gleichzeitig die Preise für lokale, hochqualitative Projekte um 78 % gestiegen. Eine starke Industrielobby – unter anderem fossile Industrie – propagiert technische Removals – zum Beispiel Direct Air Capture – als permanente Lösung. Die schwierige Messbarkeit der Co-Benefits wie Biodiversität, Wasser und die Volatilität von Ökosystemen macht das komplexer zu verstehen.
Vor Tree.ly hast Du bereits CrateDB hochgezogen. Was reizt Dich, wieder ein Startup hochzuziehen?
Ich war schon immer im Startup-Umfeld tätig. Auch schon vor Crate.io. Ich kann mir keine andere Welt vorstellen. Mir gefällt die Geschwindigkeit, mit der wir unterwegs sein können. Und ich mag es auch lieber, mich mit jungen, intrinsisch motivierten Menschen zu umgeben.
Ist beim erneuten Gründen wirklich alles einfacher als beim ersten Mal?
Viele Dinge gehen sehr leicht von der Hand und man ist beim vierten oder fünften Mal schon sehr effizient. Jedoch ist es auch sehr anstrengend, ganz alleine zu starten. Es benötigt schon einen gewissen Mut, von einer “sicheren”, größeren Umgebung auf ein komplett weißes Blatt umzusteigen. Aber in drei Jahren von One-Man-Show im Sabbatical auf 20 Mitarbeitende zu wachsen macht auch unglaublich viel Spaß.
Welche Erfahrungen aus CrateDB fließen denn in Tree.ly ein?
Der Aufbau von cross-funktionalen, distributed high-performance Teams mit hoher Diversität. Das immerwährende, agile Anpassen des Produktes in Richtung eines skalierenden Product-Market-Fits. Das Schließen von strategischen Kooperationen und der Umgang mit Investoren ist sicher auch etwas, wo Seniorität viel hilft.
Ihr konntet bereits Investorengelder einsammeln. Wie seid ihr mit euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Tree.ly ist ein New-Generation Startup. Wir sind ein for-profit impact Unternehmen. Das gibt es in dieser Form noch nicht. Wie schaffen wir es, above-market performance in Bezug auf Growth zu zeigen – und gleichzeitig den Impact auf unseren Planeten zu maximieren. Unseren Hauptinvestor, bzw. dessen Partner Aurel, haben wir das erste Mal persönlich im Wald beim Gespräch mit einem möglichen Kunden in Ungarn getroffen. Mein Partner Christian hat schon unzählige Finanzierungsrunden begleitet und mehr als 100 Mio. Euro gesammelt. Aber das aktuelle Funding-Umfeld war wirklich brutal.
Wo steht Tree.ly in einem Jahr?
Wir haben es geschafft, unser Produkt weiter zu standardisieren, um Co-Benefits wie Biodiversität anzureichern. Im Hintergrund haben wir die besten Telemetrie-Daten unserer Wälder in unserem Storage und sind in der Lage, für jeden Flecken das optimale Impact-Potential zu berechnen. Wir sind in der Lage, Impact zu messen und zu accounten.
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