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Startups vor der Übernahme: 4 Tipps, damit alles glatt läuft

Die Übernahme durch ein anderes Unternehmen sollte als gemeinsamer Integrationsprozess verstanden werden. Die Frage, wie dieser möglichst angenehm für alle Beteiligten gestaltet werden kann, gehört bereits in die Verhandlungen im Vorfeld. Ein Gastbeitrag von Adil Nasri.
Startups vor der Übernahme: 4 Tipps, damit alles glatt läuft
Dienstag, 25. Juni 2024VonTeam

Die Übernahme durch eine große, international agierende Unternehmensgruppe ist ein ganz besonderer Meilenstein im Leben eines Startups. In den Übernahme-Verhandlungen werden die Details geklärt – doch häufig wird dabei nur wenig über die Integration von Startup und Mitarbeitenden gesprochen. Dabei ist dies der Schlüssel für eine erfolgreiche Übernahme. veniture-Macher Adil Nasri, hat bereits eine Übernahme erfolgreich gemeistert: Ende 2022 wurde veniture von The Adaptavist Group (TAG) übernommen. Hier seine wichtigsten Tipps, damit eine Übernahme gelingt.

Das Wichtigste: die Mitarbeiter früh einbeziehen

Wenn es um eine Akquisition geht, sind Metriken, Parameter und Reports natürlich besonders wichtig. Doch nicht sie allein entscheiden darüber, ob eine Übernahme reibungslos läuft oder mittel- und langfristig trägt. Denn letztlich bilden die beteiligten Mitarbeiter das Herzstück des Ganzen. Während der Übernahme-Gespräche sollte deshalb auch der geplante Integrations-Prozess besprochen werden. Dabei zeigt sich, wie groß das Interesse des übernehmenden Unternehmens an den Startup-Mitarbeitern und deren Kompetenzen wirklich ist. 

Gemeinsame Events und Workshops in einer frühen Phase der Übernahme können beispielsweise dazu beitragen, sich kennen und schätzen zu lernen, gemeinsame Werte zu vereinbaren und Verständnis füreinander zu entwickeln. Interdisziplinäre Teams, die die verschiedenen Facetten der beteiligten Unternehmen repräsentieren, können Strategien erarbeiten und so die gemeinsame Identität entwickeln – der vielleicht wichtigste Teil einer Übernahme.

Startups dürfen zudem sehr wohl selbstbewusst an eine Übernahme herangehen: Warum also nicht nach einem Integration Manager fragen? Bei der Integration von veniture stellte die TAG einen solchen, gut vernetzten und immer ansprechbaren “Special Agent” zur Verfügung. Der Vorteil: Der Integration Manager kennt die bisweilen komplexen Strukturen des übernehmenden Unternehmens und kann zwischen allen Parteien vermitteln, Missverständnisse klären und Prozesse erläutern.

Die Kommunikation: von Anfang an zusammenarbeiten

Die frühe Integration bzw. die Vereinheitlichung der Kommunikationskanäle aller beteiligten Unternehmen und Teams ist essentiell. Nur so lässt sich eine Umgebung schaffen, in der alle Mitarbeiter gerne und nahtlos zusammenarbeiten. Slack-Kanäle, Meeting Boards und andere Collaboration Tools sollten schnell für alle nutzbar sein, damit die Kolleg:innen Informationen tauschen und auf Augenhöhe miteinander arbeiten können. Und nicht nur das: Kaffee- und Geburtstagsrunden, spontane Brainstormings, offene Panels, etc. leben davon, dass dazu stoßen kann, wer möchte. Dafür muss allerdings jeder wissen, was wo stattfindet.

Das Technische: die KPIs dem Käufer anpassen

Eine der größten Herausforderungen für Startups, die von einem großen Unternehmen übernommen werden, ist das nun viel detaillierte Reporting-System. Bereits im Zuge der Übernahmegespräche müssen nun neue, komplexere und dem Käufer-Unternehmen angepasste Metriken entwickelt und eingeführt werden. Doch der Aufwand lohnt sich, auch über die Due-Dilligence-Phase hinaus. Denn so versteht nicht nur das übernehmende Unternehmen das Business des Startups besser, es erleichtert zugleich die Angleichung wichtiger Prozesse.  

Der Prozess: die Integration emotionalisieren

Wie beurteilt man, ob die Integration gut vorangeht und ob sie erfolgreich sein wird? Zumeist werden dafür formale Parameter definiert, die sich konkret messen lassen, wie etwa die technische Umrüstung der Arbeitsplätze oder Integration des neuen Produkts in die Roadmap. Diese sind wichtig, aber eben auch eher emotionslos. 

Bei der Integration von veniture in die TAG stellten die Beteiligten deshalb ganz bewusst die praktisch erlebbaren Fortschritte in den Vordergrund. So wurden beispielsweise teamübergreifend Templates ausgetauscht, um Synergien zu erkennen und zu nutzen. In gemeinsamen Projekten wird klar, welcher Mitarbeiter über welches Know-how verfügt, während die Herkunft in den Hintergrund rückt. Gemeinsame Workshops helfen zu erkennen, welche Erfolge bereits erzielt werden konnten und die Ergebnisse für alle sichtbar zu machen – und das über die nackten Zahlen hinaus.

Fazit

Die Übernahme durch ein anderes Unternehmen sollte als gemeinsamer Integrationsprozess verstanden werden. Die Frage, wie dieser konkret aussehen und möglichst angenehm für alle Beteiligten gestaltet werden kann, gehört bereits in die Verhandlungen im Vorfeld. Stimmt das Bauchgefühl nicht, weil die Käufer nur wenig an den Belangen des Startups interessiert sind, ist der richtige Partner wahrscheinlich noch nicht gefunden.

Über den Autor
Adil Nasri ist CEO von veniture. Das Unternehmen, gegründet im Jahr 2016 in Köln, hat sich als schnell wachsender Atlassian-Partner einen Namen gemacht. Ende 2022 wurde veniture von The Adaptavist Group (TAG) übernommen, ein Tech-Unternehmen und einer der größten Arbeitgeber Großbritanniens. Mit dem gesamten Prozess der Übernahme waren beide Seiten sehr zufrieden. Adil Nasri hat seine wichtigsten Tipps zusammengestellt, damit eine Übernahme gelingt.

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