#Interview

“Wir sehen in Pilzen großes Potenzial”

Bei Tupu dreht sich alles um Pilze. Um möglichst gute Ernten zu bekommen, setzt das Team dabei auf "eine Kombination aus Biowissenschaften, KI und Robotik". FoodLabs, Zubi Capital und Co. investierten bereits 3 Millionen Euro in das Unternehmen.
“Wir sehen in Pilzen großes Potenzial”
Montag, 17. Juni 2024VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup tupu, das 2021 vom ehemaligen Infarm- und Delivery Hero-Mitarbeiter Eldad Arnon und vom ehemaligen Kalera-Manager Daniel Lock gegründet wurde, setzt voll und ganz auf Pilze. “Wir produzieren Pilze lokal und in Bio-Qualität und zwar dort, wo sie auch konsumiert werden. Das bedeutet, für den Berliner Markt haben wir unsere Farm in Berlin-Spandau. Sodass wir die Pilze trotz der hohen Qualität zu einem fairen Preis verkaufen können, arbeiten wir an verschiedenen Technologien”, sagt Gründer Arnon.

FoodLabs, Zubi Capital und Co. investierten bereits 3 Millionen Euro in das Unternehmen. “Wir haben nach Investoren gesucht, die mit uns an einem Strang ziehen, wenn es um Themen wie nachhaltige Ernährung, Klimaschutz und Landwirtschaft geht. Sobald wir unsere Liste hatten, haben wir intensive Netzwerkarbeit betrieben und verschiedene Veranstaltungen, von Gipfeltreffen bis zu Konferenzen, besucht. Ebenfalls haben wir unser bestehendes Netzwerk genutzt, um unsere Vision zu kommunizieren”, erklärt der Tupu-Macher die Investorensuche.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Jungunternehmer außerdem über Robotik, Lieferketten und Expansionsstrategien.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Tupu erklären?
Wir bei Tupu produzieren Pilze lokal und in Bio-Qualität und zwar dort, wo sie auch konsumiert werden. Das bedeutet, für den Berliner Markt haben wir unsere Farm in Berlin-Spandau. Sodass wir die Pilze trotz der hohen Qualität zu einem fairen Preis verkaufen können, arbeiten wir an verschiedenen Technologien, zum Beispiel im Bereich der Robotik und Biologie. So können wir z.B. den Ernteprozess automatisieren und die Erträge verbessern, was Kosten spart. In der Zukunft würden wir gerne nicht nur unsere eigenen Farmen betreiben, sondern auch in Partnerschaft mit anderen Unternehmen, wie zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittelhersteller,  die Pilze aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften verwenden.

Wie viel Technologie steckt in oder hinter eurem Pilzanbau-Konzept?
Viel. Um Effizienz, Ertrag und Pilzqualität zu optimieren, nutzen wir während des gesamten Wachstumsprozesses eine Kombination aus Biowissenschaften, KI und Robotik: Optimale Raumnutzung: Tupu-Farmen maximieren die vertikale Höhe und organisieren den horizontalen Raum effizient. Dies führt zu einer deutlichen Ertragssteigerung pro Quadratmeter auf das Fünffache – von 4 Kilo auf 20 Kilo im Vergleich zu herkömmlichen Anbaumethoden. Automatisierte Ernte: In Zusammenarbeit mit führenden Robotik- Experten aus Berlin entwickeln wir autonome städtische Diese senken die Kosten pro Kilogramm um 40 %, verdreifachen den Ertrag pro Landwirt – von 200 Kilo auf 600 pro Woche – und garantieren eine makellose Ernte im 24/7-Betrieb. Gleichmäßiges Wachstum und Morphologie: Zur Erleichterung der automatisierten Ernte entwickeln wir innovative Wachstumsbehälter. Diese fördern ein gleichmäßiges Wachstum und eine konsistente Morphologie der Pilze, einschließlich Stielgröße und Fruchtkörperform. Infolgedessen erreichen wir einen sauberen und reibungslosen Ernteprozess, ohne dass Substratreste von den Pilzen entfernt werden müssen.

Wie ist die Idee zu Tupu entstanden?
Tupu wurde aus dem Wunsch heraus geboren, einen besseren Weg zu finden, um künftige Generationen zu ernähren. Mein Mitgründer, Daniel, und ich haben mehrere Jahre in der Lebensmittelindustrie gearbeitet und dort die Probleme gesehen, die im aktuellen System herrschen, wie z. B. CO2-emittierende Lieferketten. Wir sehen in Pilzen großes Potenzial: Sie sind unglaublich nahrhaft, können indoor und äußerst umweltfreundlich angebaut werden und dienen gleichzeitig als ausgezeichneter Fleischersatz. Die aktuellen Techniken zur Pilzzucht sind jedoch seit vielen Jahren unverändert geblieben, weshalb wir die Branche durch Innovation verändern und einen weiteren Schritt in Richtung klimafreundlicher Lebensmittelproduktion machen wollen.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Eine bedeutende Herausforderung bestand darin, sicherzustellen, dass die Pilze präzise an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit wachsen. Für unsere automatisierte Ernte ist es essenziell, dass alle Pilze einheitliches Wachstum in Bezug auf Größe und Qualität aufweisen. Diese Herausforderung haben wir bereits gemeistert. Die nächste Aufgabe besteht darin, ein System zu entwickeln, das in der Lage ist, erntebereite Pilze automatisch zu identifizieren und diese Informationen an den Ernteroboter weiterzuleiten.

Ihr konntet bereits mehrere Millionen Investorengelder einsammeln. Wie seid ihr mit euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Zunächst haben wir natürlich unsere Hausaufgaben gemacht. Wir haben nach Investoren gesucht, die mit uns an einem Strang ziehen, wenn es um Themen wie nachhaltige Ernährung, Klimaschutz und Landwirtschaft geht. Sobald wir unsere Liste hatten, haben wir intensive Netzwerkarbeit betrieben und verschiedene Veranstaltungen, von Gipfeltreffen bis zu Konferenzen, besucht. Ebenfalls haben wir unser bestehendes Netzwerk an Investoren und Business Angels genutzt, um unsere Vision zu kommunizieren.

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
In Anbetracht der schwierigen Zeiten in der deutschen Startup-Welt bereiten wir uns mit einer Mischung aus Durchhaltevermögen und Pragmatismus auf die kommenden Monate vor. Es ist zwar schwieriger geworden, Kapital zu erhalten, aber diese Herausforderung motiviert uns, unser Potenzial zu zeigen. Unser Budget ist begrenzt, was uns geholfen hat, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren – nämlich den Aufbau eines soliden Geschäfts. Und es zahlt sich aus: Wir sind bereits Partnerschaften mit großen Einzelhandelsketten eingegangen, haben erstklassige Technologie entwickelt und eine starke Marke aufgebaut. Unsere treibende Kraft ist jedoch unsere Mission. Wir springen nicht einfach auf einen Trend auf, wir adressieren ein grundlegendes Problem: Ernährung. Angesichts des drohenden Klimawandels wird deutlich, dass nachhaltige und gesunde Lebensmittelversorgung kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für alle auf diesem Planeten ist.

Wo steht Tupu in einem Jahr?
In einem Jahr planen wir, Tupu an mehreren Standorten und in verschiedenen Branchen zu etablieren. Unsere Expansionsstrategie umfasst nicht nur die geografische Erweiterung, sondern auch die Ausweitung unserer Technologien in neue Industrien. Pilze werden immer häufiger in verschiedenen Branchen eingesetzt, beispielsweise in der Pharmazie, Medizin oder Kosmetik. Wir planen, unsere innovativen Lösungen weiterzuentwickeln und zu fördern, um weitere Bereiche zu erschließen. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz streben wir danach, Tupu als führendes Unternehmen sowohl in der Breite als auch in der Tiefe unserer Marktpräsenz zu positionieren.

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Foto (oben): Tupu

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.