#Gastbeitrag

8 Tipps für Gründerinnen, um Venture Capital einzusammeln

Investor:innen für ein Startup zu gewinnen, zählt zu den herausforderndsten Aufgaben für Gründerinnen. Von der Bedeutung eines guten Rufs bis zu effektiven Strategien für die Vorbereitung auf Gespräche mit Geldgeber:innen. Ein Gastbeitrag von Elisabeth L’Orange.
8 Tipps für Gründerinnen, um Venture Capital einzusammeln
Mittwoch, 12. Juni 2024VonTeam

Die Welt der Startups bleibt für Gründerinnen ein schwieriges Pflaster. Trotz schrittweiser Verbesserung in den letzten Jahren spielt das Geschlecht noch immer eine tragende Rolle in der Branche. Das unterstreicht auch der aktuelle EY Start-up Barometer. Demnach erhalten rein männliche Gründerteams 87 % des gesamten investierten Kapitals, während Start-ups, die nur von Frauen geführt werden, sich mit gerade einmal 2 % begnügen müssen. Gemischte Teams schneiden mit 11 % etwas besser ab, doch die Diskrepanz bleibt enorm. Für Gründerinnen bedeutet das, dass sie noch härter arbeiten müssen, als ihre männlichen Kollegen. Mit diesen acht Tipps klappt es trotzdem mit der erfolgreichen Funding-Runde. 

Arbeite inhaltlich

Vertrauen ist der Schlüssel in der Beziehung zu Investor:innen und das wichtigste Gut, in das Gründerinnen investieren können. Nur wenn ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen den Parteien besteht, kann das Geschäftsverhältnis florieren und das bestmögliche Ergebnis produzieren. Um Vertrauen aufzubauen, sollten ein paar grundlegende Faktoren berücksichtigt werden: Sei zuverlässig, vertrauenswürdig, vernünftig, ehrlich, transparent und: “over-deliver and under-promise”. Selfies auf LinkedIn sind dabei weniger relevant, als qualitativ hochwertige inhaltliche Arbeit.  Werden diese Eigenschaften zusätzlich mit Expertise in einem relevanten Bereich verflochten, lässt sich ein Pull-Effekt erzeugen, der das Interesse von Investor:innen anzieht.

Geben statt Nehmen

Networking ist essenziell in der Start-up-Welt. Wer ein breites Netzwerk vorzuweisen hat, hat es leichter, Kontakte zu knüpfen zu relevanten Entscheider:innen. Um das eigene Netzwerk auszubauen, ist es sinnvoll, den Altruisten in sich zu entdecken. Denn wer gibt, ist erfolgreicher als die, die nur nimmt. Deshalb überlege nicht lange, ob du jemanden vorstellst, Empfehlungen aussprichst, Beiträge likst, Unterstützung bietest.

Verschwende keine Zeit mit Kaltakquise

Egal wie überzeugt man als Gründer:in von der eigenen Vision oder dem Produkt sein mag. Von Cold Calls ist in aller Regel abzuraten. Kaum ein:e Investor:in nimmt sich die Zeit, das LinkedIn- oder E-Mail-Postfach nach vielversprechenden Start-ups zu durchsuchen. Es ist daher sinnvoller, die Zeit in bereits bestehende Kontakte und persönliche Intros zu investieren. Intros müssen so brühend heiß sein, dass du dich daran verbrennst.

Dokumentiere deine Bemühungen

Der Prozess der Kapitalbeschaffung kann schnell ausarten und unübersichtlich werden und wird es meist auch. Nicht selten nehmen Gründerinnen mit über 1000 Investor:innen Kontakt auf, bis sie den oder die perfekte:n Partner:in gefunden haben. In diesen Situationen ist es sinnvoll, Zielsetzungen und Interaktionen in einem CRM zu dokumentieren. Damit macht man es sich selbst leichter, den Fortschritt im Auge zu behalten. 

Sei schnell und immer gut vorbereitet

Zeit ist Geld. Das gilt besonders in der schnelllebigen Start-up-Branche. Deshalb hat Schnelligkeit oberste Priorität, wenn ein:e Investor:in Interesse zeigt. Wer schnell reagiert, zeigt Entschlossenheit und Professionalität. Sollte es zum Austausch kommen, ist es wichtig, gut vorbereitet in das Treffen zu gehen. Konkret heißt das, stelle sicher, dass alle notwendigen Unterlagen, wie Pitch-Deck und “financial models”, jederzeit in einem Datenraum verfügbar sind. Das zeigt Ernsthaftigkeit und fördert die Bereitschaft der Investor:innen Geld in das Start-up zu investieren.

Selbstreflexion: Was fehlt für den nächsten Schritt?

Gründerinnen sollten ehrlich zu sich sein. Vielleicht hängt der ausbleibende Erfolg bei Investor:innen daran, dass das Start-up noch nicht bereit ist. Dafür sollten die T-Fragen geklärt werden (Team, Track und Traction). Ist das Team an allen wichtigen Positionen mit hoch qualifizierten und motivierten Personen besetzt? Ist die Technologie relevant genug und qualitativ überzeugend? Zeigen die Metriken, dass das Start-up genug Traktion generiert, um für Investor:innen interessant zu sein? Wer nicht in mindestens zwei der drei Bereiche überzeugt, sollte seine Energie besser dort investieren, statt versuchen Geldgeber:innen zu überzeugen.

Finde deinen Wingman

Es ist immer besser, mit einer Vielzahl von Perspektiven zu arbeiten. Diverse Teams erzielen bessere Ergebnisse, daher sollten Frauen mit Männern und vice versa zusammenarbeiten. Außerdem ist die Venture-Branche nach wie vor stark von Männern dominiert. Und diese investieren deutlich häufiger auch in Männer. Das ist nicht schön, aber Realität.

Nicht aufgeben

Die Suche nach Investor:innen kann lange und mühevoll sein. Nicht selten müssen Gründerinnen mit 500 oder mehr potenziellen Geldgeber:innen sprechen, bevor jemand investiert. Gründerinnen sollten bereit sein, ihrer Arbeit viel Zeit zu widmen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen.

Es ist ein weiter Weg für Start-ups, bis zur ersten Finanzierungsrunde. Resilienz, ein starkes Netzwerk und Beharrlichkeit sind wichtige Qualitäten von Gründerinnen, um bei der Suche nach Investor:innen Erfolg zu haben.

Über die Autorin
Als ehemalige VC und CFO gründete Elisabeth L’Orange Oxolo zusammen mit Heiko Hubertz in 2020 lange bevor der AI Hype die Welt erreichte. Elisabeth ist bei Oxolo für alle non-tech Bereiche verantwortlich, insbesondere die Kommerzialisierung des Produktes. Oxolo hat inzwischen über 500.000 User und ein rasantes Umsatzwachstum aufzuweisen. Im Oktober 2023 schloss Oxolo eine Finanzierungsrunde über 13 Millionen Euro, um weiterzuwachsen. 

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