#Gastbeitrag

So meistert ihr den Übergang vom Startup zum Grownup 

Der Übergang vom Startup zum Grownup ist eine entscheidende Phase, die verschiedene Herausforderungen mit sich bringt. Aus eigener Erfahrung möchte ich die wichtigsten Punkte nennen, auf die Firmenlenker:innen achten sollten. Ein Gastbeitrag von Sagiev Busch.
So meistert ihr den Übergang vom Startup zum Grownup 
Donnerstag, 18. April 2024VonTeam

Gestern noch klein, agil und am Anfang der Entwicklung. Heute plötzlich etabliert, strukturiert und finanziell solider aufgestellt. Wer ein Unternehmen gründet und es viele Jahre erfolgreich führt, der kann das Startup-Etikett ablegen und sich Grownup oder auch Scale-up nennen. Also ein Unternehmen, das sich in Größe, Lebenszyklus, finanziellen Ressourcen oder Unternehmenskultur deutlich von einem Startup unterscheidet.

Der Übergang von einem Startup zu einem Grownup ist eine entscheidende Phase, die verschiedene Herausforderungen mit sich bringt. Wir bei Peaks & Pies sind elf Jahre alt und somit selbst inmitten dieser Übergangsphase. Aus eigener Erfahrung möchte ich die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte nennen, auf die Unternehmenslenker:innen achten sollten.

Strategische Planung: Eine langfristige Strategie ist essentiell, um klare Ziele und Prioritäten für das Unternehmen festzulegen. Sie hilft, die Ressourcen effektiv zu lenken, Geschäftsentscheidungen zu treffen und die Richtung des Unternehmens im dynamischen Marktumfeld zu bestimmen. In der Anfangsphase ist eine Strategie meist sehr flexibel, weil sie auf vielen Hypothesen basiert. Mit der Zeit aber wächst das Verständnis von Markt und Möglichkeiten, sodass Grown-ups hier besser vom Ist- auf einen Soll-Zustand planen können — für Unwägbarkeiten braucht es aber natürlich weiterhin Flexibilität.

Skalierbarkeit: Die Fähigkeit zur Skalierung ist entscheidend, um mit dem wachsenden Geschäftsumfang Schritt zu halten. Ein skalierbares Geschäftsmodell ermöglicht es, Prozesse effizient zu erweitern, ohne die Qualität oder Effektivität zu beeinträchtigen. Wer die ersten Erfolge oder Learnings in der Tasche hat, kennt die Hebel für weiteres Wachstum — ein Vorteil, der Grown-ups auszeichnet.

Finanzmanagement: Ohne Moos nix los. Ein solides Finanzmanagement ist notwendig, um die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu gewährleisten. Es beinhaltet die effiziente Verwaltung von Einnahmen, Ausgaben, Budgets und Investitionen, um langfristige Stabilität und Attraktivität für Investor:innen und andere Geldgeber:innen zu sichern. Auch hier stellt sich im Laufe der Zeit mehr und mehr Professionalisierung ein. Spätestens beim Übergang vom Startup zum Grownup sollte Finance keine One-Man-Show mehr sein, sondern ein Team aus Expert:innen dezidiert für den Blick aufs Finanzielle verantwortlich sein.

Talentmanagement: Der Aufbau und die Pflege eines qualifizierten Teams sind entscheidend für den Unternehmenserfolg und die Transformation zum Grown-up. Effektives Talentmanagement beinhaltet die Identifizierung, Entwicklung und Bindung von Talenten sowie die Schaffung einer Unternehmenskultur, die Innovation und Produktivität fördert. Mit wachsender Unternehmensgröße kann nicht jeder neue Hire von den Gründer:innen persönlich durch den Prozess geführt werden. Dafür gibt es Spezialist:innen. Es empfiehlt sich aber, trotzdem einen möglichst engen Draht zwischen Recruiting/HR zu etablieren — vor allem, um den Culture Fit genau prüfen zu können.

Kundenbeziehungen: Ein erfolgreiches Unternehmen muss bestehende Kund:innen halten und kontinuierlich neue Kund:innen gewinnen. Die Pflege von Kundenbeziehungen, kundenorientierte Dienstleistungen und ein effektives Kundenfeedback-Management sind zentral, um die Zufriedenheit zu steigern und langfristige Bindungen aufzubauen. Wer Grown-up werden will, sollte sich hier nicht mehr nur auf eine Excel-Tabelle verlassen, sondern auf umfassendes CRM setzen.

Technologische Infrastruktur: Wer keine moderne technologische Infrastruktur besitzt, um den Anforderungen des wachsenden Unternehmens gerecht zu werden, wird scheitern. Effiziente IT-Systeme und Technologien ermöglichen nicht nur einen reibungslosen Geschäftsbetrieb, sondern auch die Implementierung neuer Innovationen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Hier lauert ein besonders großer Stolperstein, denn viele IT-Systeme, die über Jahre nur nach dem Wildwuchs-Prinzip aufgesetzt werden, machen gerade in Wachstumsphasen Schwierigkeiten. Etwa weil neue Anforderungen in alter Architektur schwer abbildbar sind. Es lohnt sich also, schon frühzeitig Kapazitäten so aufzubauen, dass sie gleichzeitig robust und flexibel sind.

Krisenmanagement: Ohne ein gut durchdachtes Krisenmanagement, um unvorhergesehene Herausforderungen zu bewältigen, geht es nicht. Das umfasst die Entwicklung von Notfallplänen, die effektive Kommunikation mit Stakeholdern und die Fähigkeit, rasch auf unerwartete Ereignisse zu reagieren, um den Ruf des Unternehmens zu schützen und langfristigen Schaden zu vermeiden. Je früher daran gedacht wird, desto besser.

Insgesamt verdeutlicht der Weg von einem Startup zu einem Grownup die transformative Reise eines Unternehmens. Die Überwindung von Herausforderungen in den Bereichen strategische Planung, Skalierbarkeit, Finanzmanagement, Talentmanagement, Kundenbeziehungen, technologische Infrastruktur und Krisenmanagement sind entscheidend für den Erfolg und die nachhaltige Entwicklung. Und am Ende auch fürs Erwachsenwerden.

Über den Autor
Sagiev Busch ist Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur Peaks & Pies.

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Foto (oben): Shutterstock