Von Team
Donnerstag, 7. März 2024

Introvertierte Gründer:innen – trotzdem oder gerade deshalb erfolgreich

Haben es introvertierte Gründer:innen wirklich schwerer als andere, extrovertierte Gründer:innen? Hätten sie vielleicht mehr Erfolg, wenn sie extrovertiert oder zumindest nicht introvertiert wären? Können introvertierte Menschen überhaupt gut führen? Ein Gastbeitrag von Tanja Lenke

Ein Unternehmen zu gründen bedeutet, Risiken einzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Es bedeutet aber auch, auf andere zuzugehen, Kunden und Investoren kennenzulernen, Mitarbeitende zu führen, sein Unternehmen und die Idee dahinter mit voller Kraft und überzeugend nach außen zu tragen – es bedeutet schlichtweg netzwerken und überzeugen. Eine echte Herausforderung für introvertierte Menschen.

Haben es introvertierte Gründer:innen wirklich schwerer als andere, extrovertierte Gründer:innen? Hätten sie vielleicht mehr Erfolg, wenn sie extrovertiert oder zumindest nicht introvertiert wären? Können introvertierte Menschen überhaupt gut führen?

Man sagt, Elon Musk, Bill Gates und Jeff Bezos seien introvertierte Gründer. Ob das stimmt, lässt sich wohl nicht endgültig verifizieren. Dennoch macht diese Geschichte Mut – und zwar denjenigen, die selbst introvertiert sind und sich unmittelbar vor oder direkt in der Gründung eines Unternehmens befinden. Introvertierte Gründer:innen brauchen vor allem eins: Rolemodels, Vorbilder. Und sie brauchen darüber hinaus Zuspruch und das Wissen über die eigenen Vorteile. Denn introvertiert zu gründen heißt auch, die Eigenschaften, die einem gegeben sind, für sich zu nutzen.

Die Vorteile introvertierter Gründer:innen

Introvertierte Gründer:innen sind meist sehr bedacht, was Entscheidungen angeht. Sie können gut zuhören und schätzen die eigenen Fähigkeiten realistischer ein. Das sind natürlich, wenn auch gut gemeinte, Vorurteile. Dennoch sehen wir diese Eigenschaften vermutlich häufiger bei introvertierten als bei extrovertierten Menschen. Und diese Eigenschaften sind besonders hilfreich, wenn es um den Aufbau eines Unternehmens geht.

Einigen introvertierten Menschen werden Eigenschaften auch zugeschrieben, wie etwa eine bessere Fähigkeit zur Einarbeitung in Aufgaben und eine bessere Fähigkeit zur Planung und Organisation. Durch ihre ruhigere Ausstrahlung erwecken sie für die Mitarbeitenden den Eindruck, umgänglicher und weniger impulsiv zu sein, was ihnen als Führungskraft wahrscheinlich Sympathiepunkte bei den Mitarbeitenden bringt. All dies wären klare Vorteile. Wenngleich diese Eigenschaften natürlich individuell ausgeprägt sind.

Trotz Introvertiertheit gründen – so geht’s

Das Netzwerk
Das A und O für introvertierte Menschen ist ein Netzwerk. Introvertierte sind leise. Sie laufen Gefahr, nicht gehört zu werden. Netzwerke sind für einen da, kennen einen, wissen um die eigenen Stärken, geben Tipps und geben einem auch ab und an einen Tritt in den Allerwertesten. Das Besondere am Netzwerken ist, dass man neue Kontakte nicht unbedingt nur durch aktives Ansprechen bekommt, sondern passiv durch gemeinsame Bekannte. Das ist für introvertierte Menschen vorteilhaft. Regelmäßige Treffen innerhalb des Netzwerkes sollten daher auf jeden Fall wahrgenommen werden.

Die Sichtbarkeit
Sichtbarkeit stellt für Introvertierte eine besonders große Herausforderung dar. Die Personal Branding Expertin und Gründerin des Personal Branding Institut Berlin, Christina Richter, hat für diese Menschen besonders gute Tipps. Sie sagt, Sichtbarkeit bedeutet nicht immer automatisch die ganz große Bühne. Introvertierte könnten schrittweise vorgehen, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Dies könnte die regelmäßige Veröffentlichung von Inhalten in Blogs, sozialen Medien oder Podcasts beinhalten, um ihre Expertise zu zeigen. Es kann auch helfen, Präsentationen oder Workshops in kleineren, vertrauten Gruppen zu üben, um Selbstvertrauen aufzubauen. Christina Richter sieht es als wichtig für Introvertierte, sich selbst Zeit für Ruhe und Erholung zu gönnen, da der Personal Branding-Prozess energieintensiv sein kann. Die Anerkennung ihrer eigenen Grenzen und die Pflege ihrer mentalen und emotionalen Gesundheit sind entscheidend, um erfolgreiches Personal Branding zu betreiben, ohne sich überfordert zu fühlen.

Die Organisation
Stehen Termine bevor, an denen introvertierte Gründer:innen auf andere Menschen treffen und Angelegenheiten geklärt werden müssen, so ist es wichtig, hierfür feste Termine zu setzen. So gerät man weniger in Versuchung, den Termin auf den letzten Drücker abzusagen. Ohnehin ist eine To-do-Liste ein echter Game Changer. Dinge abhaken, befriedigt den Geist. Da springt man eher über seinen Schatten.

Die Investoren
Investoren von sich zu überzeugen, ist schwer. Gerade in der Anfangsphase, in der ein Startup viel Geld benötigt, aber noch nicht viele Erfolge verzeichnen kann. Die Persönlichkeit hängt eng mit dem Erfolg des Unternehmens zusammen. Wer belastbar ist, hat hier Vorteile und schafft es mitunter, größere Hürden zu überspringen. Das sehen auch Investoren. Introvertierte Gründer:innen sollten daher dringend überprüfen, an welchen Skills sie noch die Stellschrauben drehen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Die Introvertiertheit als Stärke wahrnehmen und die Vorteile auch klar im Pitch kommunizieren.

Introvertiertheit ist keine Schwäche. Sie ist eine Eigenschaft, die genau wie die Extrovertiertheit Vor- und auch Nachteile mit sich bringt. Wichtig ist, sie zu erkennen, zu akzeptieren und für sich zu verstehen, wie man diese besondere Eigenschaft für sich am besten nutzen kann.

Über die Autorin
Tanja Lenke ist Gründerin von she-preneur, einer Business-Community für Gründerinnen und selbstständige Frauen. Mit ihrer Expertise hilft sie den Frauen, größer zu denken, ihr eigenes Business digital aufzubauen bzw. weiterzuentwickeln und ihre Visionen umzusetzen – ein Business, das einen erfüllt, Sinn stiftet und steigende Gewinne verzeichnet. Darüber hinaus bietet die Community den Frauen die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzen und zu supporten. Im Jahr 2016 hat Tanja Lenke ihre Community gegründet und aktuell bereits mehr als 20.000 Mitglieder.

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Foto (oben): Shutterstock