“Herausforderungen erfordern eine klare Strategie”

Das Berliner Fitness-Startup 150 Minuten, das von Martin Voss und Sebastian Vogel gegründet wurde, setzt auf ein individuelles Trainingsprogramm. “Ob in Live-Kursen oder mit bereits aufgezeichneten Videos aus der Mediathek – die medizinisch fundierten Trainings sollen schon nach wenigen Wochen positive Auswirkungen auf Körper und Geist haben”, heißt es zum Konzept. Atlantic Labs sowie Business Angels wie Monika Link und Jag Singh investierten bereits eine siebenstellige Summe in 150 Minuten.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Sebastian Vogel einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.

2023 ist gerade rum. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Das Highlight bei uns? Ganz klar der erfolgreiche Pivot von B2C zu B2B! Das war ein bisschen wie eine OP: Nervenaufreibend, aber erfolgreich! Und dann die Finanzierungsrunde im Sommer – da haben wir alle stärker den Puls gefühlt und gemerkt: Das Herz unserer Company schlägt stark! Die Runde hat uns zusätzlichen Rückenwind gegeben. Es war eine Bestätigung unserer Strategie und ein klarer Indikator für das Vertrauen der Investoren in unser Produkt und den B2B-Markt.

Und was lief 2023 bei Euch überhaupt nicht rund?
Was lief nicht rund: Anfang 2023 war wie eine Bergwanderung mit falschen Schuhen: Mit dem B2C-Ansatz sind wir gestolpert, weil sich unsere Kunden- bzw. Markt-Erwartungen nicht ganz erfüllt haben. Gleichzeitig gab es in der Zeit schon Interesse von einzelnen Unternehmen an unserem Projekt. Und dann war diese Phase ganz entscheidend für das Produkt, da haben wir sehr viel ausprobiert. Durch unzählige Kunden-Interviews und Tausende Fragebögen konnten wir das Know-how aufbauen, dank dem wir jetzt “Sportmuffel” zu mehr Bewegung motivieren. Da geht es neben top Inhalten viel um Psychologie, vor allem die Motivations- und Gewohnheitsforschung. Ich sage nur „innerer Schweinehund“ – das ist übrigens die häufigste Antwort, wenn man Leute fragt, warum sie es nicht schaffen, regelmäßig Sport zu machen. Unser Job ist es, bei unseren NutzerInnen die Motivation für das Training immer wieder neu zu entfachen. 2023 lief also nicht alles rund, es war aber auch ein entscheidendes Lernmoment, das uns gezeigt hat, wie wichtig Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in einem sich schnell verändernden Markt sind. Das ging im Sommer 2023 auch anderen Start-ups so.

Welches Projekt steht bei Euch für 2024 ganz oben auf eurer Agenda?
2024 wird spannend! Wir konzentrieren uns jetzt voll auf die Akquise von Unternehmenskunden. Für Corporates haben wir uns ein spezielles Angebot ausgedacht: Mit einzelnen, kurzen, aber passgenau zusammengestellten Pilotprojekten zeigen wir, dass wir Sportmuffel und Couch-Potatoes aus der Komfortzone locken können! Diese Projekte sind vergleichbar mit gezielten Beratungsmandaten, bei denen es immer darum geht, flexibel maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln und dadurch maximale Ergebnisse zu erzielen. Damit demonstrieren wir auch sofort den Wert für die Unternehmen, denn aktivere Mitarbeitende sind gesündere, mental stabilere und produktivere Mitarbeitende, die z.B. nicht daran denken, ihren Arbeitgeber zu wechseln. So wollen wir unseren Kundenstamm ausbauen und unsere Marktposition weiter festigen.

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf 2024?
Die gegenwärtigen Herausforderungen in der deutschen Startup-Szene erfordern eine klare, gut durchdachte Strategie. Für 2024 erwarte ich eine gewisse Stabilisierung, auch wenn das Investoren-Umfeld aufgrund der ökonomischen Lage herausfordernd bleibt. Deutschland ist der einzige G20-Staat dessen Wirtschaft – neben Argentinien – in 2023 schrumpft. Gleichzeitig gerät das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz immer mehr in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie. Wer die besten Fachkräfte haben will, muss ihnen die bieten. Und wir wissen, wie das geht. Wir sind überzeugt, dass unser Engagement für die physische und mentale Gesundheit und Fitness unserer Nutzer unser Startup zu anhaltendem Wachstum und Erfolg führen wird.

Was hast Du Dir persönlich für 2024 vorgenommen?
Mein persönlicher Vorsatz für das neue Jahr ist, unser Konzept noch relevanter zu machen, indem wir immer mehr Probleme unserer Kunden lösen. Dank 150 Minuten haben Unternehmen ein ganz neues Tool für die Mitarbeiterbindung. Die Erkenntnisse aus vielen Gesprächen mit Unternehmensvertretungen und HR-Experten lassen wir direkt in das Programm von 150 Minuten einfließen. Wir machen das wie ein guter Arzt, der immer den aktuellen Zustand und das Wohl des “Patienten” im Blick hat und die Therapie jederzeit anpasst, wenn es nötig ist.

Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.

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Foto (oben): 150 Minuten