#Zahlencheck

Verlust bei Taxfix wächst auf 43,2 Millionen

Das Unicorn Taxfix konnte die Erwartungen beim Umsatz zuletzt nicht erfüllen. Nach 13,3 Millionen standen zuletzt nur 21,8 Millionen Euro in den Büchern. Geplant war eine Steigerung von 100 bis 150 %. Besonders in Italien und Frankreich lief es für das Unternehmen nicht wie geplant.
Verlust bei Taxfix wächst auf 43,2 Millionen
Montag, 17. Juli 2023VonAlexander

Das Berliner Steuer-Startup Taxfix legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021. Demnach erwirtschaftete das Unicorn zuletzt einen Umsatz in Höhe von 21,8 Millionen Euro – nach 13,3 Millionen bzw. 4,5 Millionen in den Jahren zuvor. Der Umsatz blieb dabei deutlich unter den Erwartungen des Unternehmens. Geplant war eine Steigerung von 100 bis 150 %.

Das Unternehmen schreibt dazu: “Die Geschäftsentwicklung im Jahr 2021 hat im deutschen Kerngeschäft insgesamt die umsatzseitigen Erwartungen erfüllt. In den noch im Anfangsstadium befindlichen Bereichen Assisted Tax Filing und Financial Services wurden die Umsatzziele für das Gesamtjahr deutlich verfehlt. Ebenfalls hinter den Erwartungen zurück blieb die Expansion in neue Märkte, insbesondere Italien und Frankreich. Grund für die Planverfehlung war primär die fehlende Planbarkeit aufgrund fehlender historischer Zahlen.”

Der Jahresfehlbetrag lag 2021 bei üppigen 43,2 Millionen (Vorjahr: 32,5 Millionen). Das TaxTech verweist dabei auf eine auf  “schnelles Wachstum ausgerichtete Kostenbasis; insbesondere im Personal- und Marketingbereich”. Im Berichtszeitraum stiegen die Personal- und Marketingkosten um rund 1 bzw. 12 Millionen. Taxfix “beschäftigte im Jahr 2021 durchschnittlich 257 (Vorjahr.: 205) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Aufbau von Taxfix kostete bis Ende 2021 bereits beachtliche 95,6 Millionen. Das Unternehmen sammelte aber auch schon 335 Millionen US-Dollar ein. Zuletzt flossen 220 Millionen in Taxfix. “Angesichts der abgeschlossenen Finanzierungsrunde über EUR 204 Mio. ist die Liquidität der Gesellschaft für die auf das Berichtsjahr folgenden 24 Monate sichergestellt”, heißt es dazu im Jahresabschuss. 2022 und 2023 sind somit weiter massive Verluste eingeplant. “Für das Jahr 2022 wird bei Taxfix mit erneutem Wachstum gerechnet; so sollen die Marketingausgaben um 30 bis 50 % sowie der Umsatz um 100 bis 150 % gesteigert werden.” Ein Vorhaben, das wohl inzwischen Makulatur ist, immerhin musste das Unternehmen zuletzt 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2021

* Die Umsatzerlöse haben sich im Geschäftsjahr um 8.423 TEUR auf 21.761 TEUR erhöht.
* Die Gesamtkosten (Materialaufwand, Personalaufwand, Marketingkosten, Abschreibungen, übrige sonstige betriebliche Aufwendungen und Zinsaufwand) sind gegenüber dem Vorjahr um 21.294 TEUR auf 68.315 TEUR gestiegen. Hauptkostentreiber sind die Personalkosten (+995 TEUR), Marketingkosten (+12.149 TEUR) sowie die Kosten für Fremdleistungen (+4.144 TEUR).
* Die erhöhten Personalkosten stehen im Einklang mit der Wachstumsstrategie, die Anzahl der durchschnittlichen beschäftigten Mitarbeiter hat sich gegenüber Vorjahr von 205 auf 257 erhöht.
* Der Jahresfehlbetrag beläuft sich auf 43.155 TEUR (Vorjahr: 32.549 TEUR) und resultiert auf der auf schnelles Wachstum ausgerichteten Kostenbasis; insbesondere im Personal- und Marketingbereich.
* Die Gesellschaft wird durch Risikokapitalgeber finanziert, die seit Gründung in mehreren Finanzierungsrunden insgesamt EUR 92 Mio Kapital zugeführt haben. Im Geschäftsjahr gab es keinerlei Zuzahlungen in die Kapitalrücklage, jedoch wurden EUR 28 Mio als Wandeldarlehen von bestehenden Gesellschaftern zur Verfügung gestellt sowie eine Darlehenstranche aus der im Geschäftsjahr abgeschlossenen Venture Debt Finanzierung in Höhe von EUR 15 Mio abgerufen. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit betrug im Berichtsjahr -46.353 TEUR, aus Investitionstätigkeit -1.246 TEUR und aus Finanzierungstätigkeit 42.328 TEUR. Zum 31.12.2021 verfügt die Gesellschaft über flüssige Mittel in Höhe von 37.632 TEUR. Die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft war jederzeit sichergestellt.
* Taxfix hat sein starkes Umsatzwachstum auch in 2021 fortgesetzt, wobei das Kerngeschäft in Deutschland die wesentlichen Planziele erfüllt hat. Dies ist wie geplant auf die gesteigerte Markenbekanntheit, Verbesserungen im Produkt sowie gesteigerte Marketingausgaben zurückzuführen. Nicht vollends erreicht wurden die für den nach Markteintritt in Frankreich und Italien gesetzten Ziele sowie die Vermarktung weiterer Dienstleistungen neben der Abgabe von Steuererklärungen. Zusätzlich lagen die Gesamtumsätze insbesondere im ersten Quartal unter den Erwartungen, da hier eine Kampagne zur Gewinnung von Steuerpflichtigen gestartet wurde, die im Zuge der Covid19-Pandemie im Jahr 2020 auf Kurzarbeit gesetzt wurden und damit verpflichtet waren, eine Steuererklärung abzugeben.
* Ebenfalls hinter den Erwartungen zurück blieb die Expansion in neue Märkte, insbesondere Italien und Frankreich, wobei in Italien erstmals ein sechsstelliges Umsatzvolumen erzielt werden konnte. Grund für die Planverfehlung war primär die fehlende Planbarkeit aufgrund fehlender historischer Zahlen.
* Bis zur Aufstellung des Jahresabschlusses wurde eine Eigenkapitalfinanzierung (“Series D”) über ein Maximalvolumen von EUR 204 Mio. abgeschlossen. Die Mittel werden für das Wachstum der Taxfix GmbH sowie zur Überbrückung der geplanten Liquiditätslücke bis zum Erreichen der Profitabilität verwendet.
* Angesichts der abgeschlossenen Finanzierungsrunde über EUR 204 Mio. ist die Liquidität der Gesellschaft für die auf das Berichtsjahr folgenden 24 Monate sichergestellt.
* Für das Jahr 2022 wird bei Taxfix mit erneutem Wachstum gerechnet; so sollen die Marketingausgaben um 30-50% sowie der Umsatz um 100-150% gesteigert werden.
* Die Gesellschaft beschäftigte im Jahr 2021 durchschnittlich 257 (Vj.: 205) Mitarbeiter, davon 8 (Vj.: 7) Praktikanten, davon 2 (Vj.: 2) Geringfügig Beschäftigte und 10 (Vj.: 10) Studenten.

Taxfix im Zahlencheck

2021: 21,8 Millionen Euro (Umsatz); 43,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2020
: 13,3 Millionen Euro (Umsatz); 32,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2019: 4,5 Millionen Euro (Umsatz); 14,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018: 3,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017: 1,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 108.428 Euro (Jahresfehlbetrag)

Tipp5 Dinge über das TaxTech-Unicorn Taxfix, die jeder wissen sollte

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Foto (oben): Taxfix

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.