#Interview
“Wenn Unternehmen Mitarbeiter entlassen, sind auch wir irgendwann betroffen”
Das Berliner Startup WorkMotion, 2020 von Carsten Lebtig, Karim Zaghlou und Felix Steffens gegründet, unterstützt Unternehmen beim HR-Management von Auslandsmitarbeitern. Workmotion managt dabei Dinge wie Gehaltsabrechnung, Sozialleistungen und Steuern. Canaan, Heliad, GR Capital und Co. investierten zuletzt 50 Millionen US-Dollar in Workmotion. Zuvor flossen bereits 24 Millionen US-Dollar in das Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Carsten Lebtig einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.
Das Jahr 2022 ist gerade rum. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Das Highlight in diesem Jahr war unsere Series B Finanzierungsrunde. Kurz vor dem Sommer haben wir knapp 50 Millionen US-Dollar von renommierten US-Investoren bekommen. Dies war für uns ein Highlight, denn zu diesem Zeitpunkt haben Finanzierungsrunden schon fast gar nicht mehr stattgefunden. Daher war der erfolgreiche Abschluss dieser Runde ein Zeichen dafür, dass wir ein attraktives Geschäftsmodell aufbauen.
Es herrscht derzeit Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf diese Eiszeit?
Ja, in den Medien liest man mehr und mehr von der Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Ich glaube, dass für unser Geschäftsmodell es ein Stück weit Wachstumsfantasie herausgenommen hat. Denn wenn immer mehr Unternehmen Mitarbeiter entlassen, sind irgendwann auch wir davon betroffen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es grundsätzlich eine gesunde Marktbereinigung ist. Bis Ende 2021 gab es unglaublich hohe Investierungsrunden und viele Startups und Geschäftsmodelle haben viel zu viel Geld bekommen. Deswegen glaube ich, dass es aktuell eine sehr gesunde Marktbereinigung ist. Wir gehen gestärkt ins nächste Jahr und investieren weiterhin in unser Team und Produkt. Außerdem freuen wir uns auf den Aufschwung, der sicherlich innerhalb der nächsten vier bis acht Monate kommen wird.
Wie lief 2022 wirtschaftlich für Euch – habt ihr alle eure Ziele erreicht?
Das Jahr 2022, ist erst unser drittes Geschäftsjahr, aber es lief unglaublich gut. Wir sind weiterhin exponentiell gewachsen, wenn auch ab Ende Q 3 das Wachstum sich verlangsamt hat. Wir haben ein unglaublich starkes Produkt aufgebaut und unsere Marktposition in den Märkten, in denen wir aktiv sind, verstärkt. Wir haben in unser Team und in unser Produkt investiert. Außerdem haben wir auch den Automatisierungsgrad unserer Plattform vorangetrieben.
Was lief 2022 bei Euch nicht rund?
Was wir etwas überschätzt haben, ist der manuelle Aufwand, insbesondere durch unser Customer Service Team und unsere interne HR Operations Abteilung. Unser Geschäftsmodell ist sehr komplex, wir haben Ländergesellschaften auf der ganzen Welt und haben dort mit den jeweiligen lokalen Arbeitsrechtlichen Bedingungen zu kämpfen. Wir müssen Lohnbuchhaltungen lokal aufsetzen und uns in fachspezifisches Know-How einarbeiten. Das ist ein unglaublich dickes Brett, was wir durchbohren wollen. Zum Teil möchten wir dies durch Produktautomatisierung lösen aber gleichzeitig auch absolute Service Exzellenz aufbauen. Das fiel uns nicht immer leicht und das wird eine unserer Hauptaufgaben für nächstes Jahr sein.
Welches Projekt steht bei Euch für 2023 ganz oben auf der Agenda?
In 2023 wollen wir ganz klar weiterhin in unser Produkt und Wachstum strategisch investieren. Insbesondere unser Produkt wollen wir vom Automatisierungsgrad noch weiter verbessern. Wir haben die ein oder andere Idee, wie wir unser Produkt erweitern wollen. Darüber darf ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel sagen aber wir werden diese Produkterweiterung Anfang nächsten Jahres launchen.
Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.
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