#Interview

“Wir sind durch Corona bessere Telefonverkäufer geworden”

Nomoo setzt auf veganes Eis. "Wir haben letztes Jahr das erste Mal einen siebenstelligen Umsatz eingefahren und wachsen weiterhin um mehr als 100 % jährlich. Ein Team aus knapp 30 Eis-Enthusiasten macht das möglich", sagt Gründerin Rebecca Göckel.
“Wir sind durch Corona bessere Telefonverkäufer geworden”
Mittwoch, 2. Juni 2021VonAlexander

Das Kölner Startup Nomoo, das von Rebecca Göckel und Jan Grabow gegründet wurde, setzt seit 2016 auf veganes Eis. “Unser Ziel ist es, den gesamten Milchspeiseeismarkt zu revolutionieren, indem wir pflanzliches Eis aus der Nische holen und einem breiten Publikum über den Geschmack zugänglich machen”, sagt Gründerin Göckel. Im vergangenen Jahr legten die  Rheinländer um mehr als 100 % zu und erwirtschafteten erstmals einen siebenstelligen Umsatz.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Nomoo erklären?
Nomoo steht für “keine Kuh” und ist ein rein pflanzliches Bio-Eis, das extrem geschmacksintensiv ist. Das Eis überzeugt zudem mit schlanker, natürlicher Zutatenliste, weniger Zucker sowie nachhaltiger Produktion. So möchten wir es mit Nomoo möglich machen, mit reinem Gewissen zu genießen – sich selbst und der Umwelt gegenüber. Dabei sind wir mit Nomoo die erste Eismarke Deutschlands, die von Beginn an und aus Überzeugung nur pflanzliches Eis produziert. Unser Ziel ist es, den gesamten Milchspeiseeismarkt zu revolutionieren, indem wir pflanzliches Eis aus der Nische holen und einem breiten Publikum über den Geschmack zugänglich machen.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Wir haben schon immer einen starken Fokus auf die stationäre Verfügbarkeit im Lebensmitteleinzel- und Biofachhandel gelegt. Dieses Jahr konzentrieren wir uns zusätzlich auf den Bereich Eis
E-Commerce, da Online-Lebensmittel Lieferdienste immer wichtiger werden und wir somit viele Kunden erreichen können, die Nomoo eben noch nicht im Supermarkt vor Ort kaufen können. Kam früher der Eismann, so bringen wir das Eis heute per Post direkt vor die Haustür.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Die Umsätze im Handel sind enorm in die Höhe geschossen. Dieses Mehr an Verkauf konnten auch wir spüren, denn viele Menschen haben sich plötzlich mehr Zeit im Supermarkt genommen und viele neue Produkte entdeckt oder sich auch bewusst etwas Neues gegönnt. Das hat dazu geführt, dass viele neue Kunden unser Eis kennengelernt haben. Im operativen Geschäft sind wir durch Corona definitiv bessere Telefonverkäufer geworden, da wir zuvor noch vieles face-to-face gemacht und den Händlern das Eis direkt im persönlichen Termin vorgestellt haben. Das fiel plötzlich weg und wir mussten unsere Handelskunden am Telefon von unserem Produkt überzeugen. Heute sind wir sehr glücklich darüber, dass wir auch während Corona unsere Ziele erreichen und gesund wachsen konnten.

Wie ist überhaupt die Idee zu Nomoo entstanden?
Die Idee zu Nomoo ist durch die Dokumentation Cowspiracy entstanden, welche zeigte, wie stark die Umwelt unter der Produktion von tierischen Produkten leidet. Da wollten wir ein rein pflanzliches Lebensmittel produzieren, das es allen Menschen leicht macht, sich nachhaltig und genussvoll zugleich zu ernähren.

Wie genau hat Nomoo seit der Gründung entwickelt?
Nomoo ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Wir konnten die Verfügbarkeit in Deutschland ausweiten und sind jetzt auch dabei, mit unserem Eis in die Nachbarländer Schweiz und Österreich zu gehen. Nicht zuletzt ist auch unser Team kräftig mitgewachsen auf mittlerweile knapp 30 Personen, wir haben damit einhergehend viele Prozesse und Strukturen aufgebaut, sodass wir in Zukunft möglichst erfolgreich weiter wachsen können. Aber das Wichtigste: Wir haben etliche neue Eis- Sorten gelauncht, zuletzt die Sorten Vanille und Banane-Schokolade und seit diesem Jahr bieten wir auch weitere Limited Editions exklusiv im eigenen Online-Shop an.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Nomoo inzwischen?
Mittlerweile sind wir mit Nomoo in 1.500 Supermärkten deutschlandweit vertreten, wir vertreiben ein Sortiment bestehend aus elf Sorten à zwei Größen, haben letztes Jahr das erste Mal einen siebenstelligen Umsatz eingefahren und wachsen weiterhin um mehr als 100 % jährlich. Ein Team aus knapp 30 Eis-Enthusiasten macht das möglich.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Bedingt durch unser starkes Wachstum hatten wir schon den ein oder anderen Produktengpass. Im Sommer 2019 drohte uns der Eis-Leerlauf, da wir nicht rechtzeitig nachproduzieren konnten. Zum Glück half uns dann eine Behindertenwerkstatt über 100.000 Leerverpackungen zu etikettieren, sodass wir neues Eis abfüllen und einen Leerlauf im Hochsommer damit verhindern konnten.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Was uns bei Nomoo auszeichnet, ist unser enger Kontakt mit unseren Kunden. Das Feedback der Kunden ist uns extrem wichtig, sodass wir es einmal wöchentlich besprechen und dann prüfen, was wir verbessern, stoppen oder auch Neues starten können. Viele unserer Sorten wie beispielsweise die Sorte Banane-Schokolade ist dem Feedback unserer Kunden entsprungen. Für uns ist wichtig, neue Impulse und Ideen schnell umzusetzen, sodass wir uns als Unternehmen schnell weiterentwickeln können.

Wo steht Nomoo in einem Jahr?
In 2021 treten wir in neue Märkte und Verkaufskanäle ein, um uns dann in 2022 dort etablieren zu können. Bis 2025 möchten wir die Nummer 1 der pflanzlichen Eismarken in der gesamten
DACH-Region sein.

Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Köln hat eine Top-Lage, sei es für die Logistik oder auch für den Handel. So hat die REWE National hier in Köln ihren Sitz, was für uns als Food Unternehmen ein toller Asset ist. Außerdem kann man meist sehr schnell jeden wichtigen Ort erreichen, um sich mit potentiellen neuen Partnern zu treffen. Würde ich bspw. in Hamburg sitzen und möchte zu einem Termin nach München, dann bin ich schon einen gesamten Tag lang unterwegs. Außerdem sind die Menschen in Köln einfach genial: Herzlich, offen und hilfsbereit. Das ist sehr besonders!

Was fehlt in Köln noch?
Ein Inkubator speziell für Food-Innovationen mit eigener Testküche.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Mehr Außenwirkung für den Standort Köln als wichtiges Startup-Zentrum, sodass internationale Talente noch mehr von der Stadt angezogen werden, wie Berlin es das tut. Ansonsten bin ich hier wunschlos glücklich!

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit circa 400 Startups, über 60 Coworking Spaces, Acceleratoren und Inkubatoren sowie attraktiven Investoren, zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH#Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): Nomoo

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.