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MyEy: Ein zu spitzer – oder doch ein richtig spannender – Markt?

Der große Plan: Hühner endlich in den Dauer-Urlaub schicken. Doch zunächst sah es für Chris Geiser und sein MyEy gar nicht so gut aus. Sein veganer Ei-Ersatz überzeugte geschmacklich nicht. Georg Kofler war dann auch der Markt zu spitz. Doch schließlich wendete sich das Blatt.
MyEy: Ein zu spitzer – oder doch ein richtig spannender – Markt?
Dienstag, 20. April 2021VonRuth Cremer

Natürlich war es auch der MyEy-Gründer selbst, der überzeugte. Selbst seit 25 Jahren Veganer und Bäcker sowie Konditormeister mit eigener Bäckerei, beschäftigt er sich schon seit zwei Jahrzehnten mit veganen Alternativen fürs Backen. Eier waren dabei die größte Herausforderung. Und auch, wenn es immer mehr Ersatzprodukte gibt: Aufschlagen und so normal wie ein Ei in Rezepten verwenden lassen sie sich praktisch nie. Chris wollte das ändern, und das Ergebnis durften die Löwen nicht nur selbst am Herd als Spiegelei zubereiten, sondern auch in weiteren Formen verkosten.

Die meisten der Löwen starteten mit dem Spiegelei, das jedoch nicht so wirklich überzeugen konnte: Für Carsten Maschmeyer schmeckte es “nach was anderem” und Nils Glagau gefielen weder Konsistenz noch Geschmack.

Ersterer relativierte seine Aussage jedoch gleich darauf, denn für ihn schmecken oft die Fleischersatzprodukte am Besten, die tatsächlich am wenigsten nach Fleisch schmecken. Judith Williams vermutet dann auch schon, dass die süßen Speisen vielleicht besser sind, und tatsächlich: die Löwen sind begeistert und loben das Macaron und die anderen süßen Variationen sehr.
Die Stimmung scheint gerettet, denn auch Preise und Verkäufe von bisher circa 120.000 Euro pro Jahr scheinen zu stimmen. Doch dann sind Kofler die 2 % Veganer im deutschsprachigen Raum zu wenig, die Zielgruppe zu spitz für eine Investition.

Auch die anderen scheint wieder eine gewissen Skepsis zu packen, besonders hinsichtlich des Alleinstellungsmerkmals. Der Gründer muss ein paar Anläufe nehmen, um zu erklären, dass es vor alle um Bindungs- und Aufschlageingenschaften geht, die kein Konkurrenzprodukt so vorweisen kann. Erst diese Eigenschaften machen es möglich, in praktisch jedem Rezept die Eier einfach gegen das MyEy-Pulver auszutauschen.

Fast nebenbei erwähnt er dann, dass er so seine Entwicklung auch mit einem Patent schützen lassen konnte. Doch diesen Satz kann er nicht zu Ende bringen, so sehr versetzt die Erwähnung des Patents Ralf Dümmel in Aufregung. Die Löwen fragen dann mehrmals nach, und der Gründer bestätig, dass es sich wirklich um ein Patent handelt, dass es bereits erteilt wurde und was genau er patentieren konnte. Doch warum ist das so außergewöhnlich?

Patente im Lebensmittelbereich sind äußerst selten, denn es ist sehr schwer, hier einen Schutz durchzusetzen. Rezepturen werden daher meist dadurch geschützt, dass sie möglichst geheim gehalten werden. Dadurch sind die meisten Erzeugnisse in dieser Branche aber mit einem gewissen Aufwand kopierbar, womit im Fall von MyEy wohl gerechnet werden müsste. Denn wahrscheinlich möchte auch die Konkurrenz gerne vegane Baiser-Hauben ermöglichen. Doch das wird mit dem Patent wohl sehr schwer werden.

Nils findet den gesamten Fall sehr spannend und matcht genau das Start-Angebot des Gründers: 150.000 Euro für 15 %. Judith Williams ist auch voll des Lobes, und glaubt, dass der Anteil an Veganern noch stark steigen wird. Sie steigt allerdings aus, und ihr Statement lässt nur vermuten, dass sie einfach nicht in eine große Bieterrunde einsteigen will. Denn im Hintergrund unterhalten sich Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel, die im Anschluss dann auch 300.000 Euro für 30 % bieten.

Ralf Dümmel erklärt dann auch, dass er praktisch von Anfang an interessiert war, denn er sieht den Markt ganz anders als nur den Anteil der Veganer in Deutschland. Er kennt den Siegeszug der veganen und vegetarischen Ersatz-Artikel, der in den letzten Jahren in den Supermarktregalen zu beobachten war. Und er glaubt einfach, dass ein solcher Ei-Ersatz ähnlich wie Fleischersatz die Original-Produkte angreifen könnte. Und schließlich werden pro Jahr in Deutschland ein großer Teil der circa 15 Milliarden verbrauchten Eier verarbeitet. So eröffnet sich eine viel größere Perspektive.

Doch trotz des Doppel-Angebots und der Internationalisierungsmöglichkeiten, die die beiden Löwen anbieten, entscheidet sich der Gründer schließlich für Nils Glagau – aus dem Bauch heraus, wie er später sagt. Auch wenn der Deal nach der Show platzte, werden hoffentlich bald dennoch zahlreiche Hühner in den Dauerurlaub geschickt.

Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik. Die jeweiligen Deals und Nicht-Deals gibt es hier: “Die Höhle der Löwen (9. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (8. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (7. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen” (6. Staffel)“,“Die Höhle der Löwen” (5. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (4. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (3. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (2. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (1. Staffel)“.

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Foto (oben):  TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Ruth Cremer

Ruth Cremer ist Mathematikerin und als Beraterin, Coach und Speaker tätig. Außerdem ist sie Hochschuldozentin im Bereich Unternehmertum und eCommerce. Die ehemalige Investment-Managerin kennt die Szene in- und auswendig und hilft Startups insbesondere dabei, Pitches vorzubereiten und Investment- sowie Akquisitionsprozesse zu meistern. Ruth Cremer ist bereits seit der fünften Staffel als externe Beraterin für das Format „Die Höhle der Löwen“ tätig und unterstützt die Auswahl und Vorbereitung der Kandidaten. Mehr zu ihr auch unter www.ruthcremer.de.