Über den großen Millionenrausch im D2C-Segment
In der bunten E-Commerce-Welt – genauer im boomenden Direct to Consumer-Segment – gab es in den vergangenen Jahren einige extrem spannende Exits zu sehen. Und dabei war E-Commerce – bis zur Corona-Krise – zuletzt eher ein Thema, auf das nicht mehr so viele Investoren und Angel-Investoren gesetzt haben. Etlichen Direct to Consumer-Startups gelang es aber dennoch – vor allem über Influencer und Social Media – ihre Zielgruppe zu finden. Eine Zielgruppe, die klassische Marken kaum noch erreichen.
Somit sind diverse Exits an große Unternehmen relativ einfach zu erklären – und auch die hohen Summen, die die Unternehmen dafür gezahlt haben. Im Sommer 2019 etwa sicherte sich Mars die Mehrheit an Foodspring, einem Anbieter von Fitnessriegeln. Der Kaufpreis soll bei rund 250 Millionen Euro gelegen haben. Noch ganz frisch ist der Verkauf von HelloBody, Banana Beauty sowie Mermaid+Me an Henkel. Das Unternehmen zahlte wohl mehr als 300 Millionen Euro für die drei Marken aus dem Hause Invicible Brands.
Spannend zu sehen ist auch das Netzwerk der erfolgreichen Unternehmen und ihrer Investoren untereinander. Lesara-Gründer Roman Kirsch und Business Angel Pascal Zuta etwa unterstützen Fitvia, das zu einer Bewertung von rund 50 Millionen an das Pharmaunternehmen Dermapharm ging. Pascal Zuta und Fitvia-Macher Sebastian Merkhoffer wiederum gehörten auch zu den Geldgebern von Invicible Brands. Lesara-Macher Kirsch und Fitvia-Gründer Merkhoffer gründeten zudem gerade das neue Kosmetik-Startup HappyGlam.
Und Akos Piffko, Ankur Bansal und Sascha Dexler, die zuvor bei Invincible Brands aktiv waren, gründeten 2018 das Berliner Startup Hashtag You. Das Unternehmen positioniert sich als “ambitious brand builder in the field of direct-to-consumer e-commerce”. Momentan ist das Unternehmen unter anderem mit Ava & May (Schmuck und Duftkerzen) unterwegs. TriplePoint Ventures investierte gemeinsam mit Business Angels wie Mario Lebherz, Dirk-Hilmar Kraus, Paul Schwarzenholz und Björn Kolbmüller bereits in das junge Berliner Startup.
Seriengründer und Business Angel Kirsch investierte zudem gerade in Yepoda. Beim Berliner Beauty-Startup finden schönheitsbewusste Onliner koreanische Hautpflege, also sogenannte K-Beauty-Produkte. Gründer der Jungfirma sind Sander van Bladel (früher Marketing Director bei Lesara) und Veronika Strotmann (Brand Strategy Director bei Leverate Media). Business Angel Zuta ist zudem gemeinsam mit diversen anderen Angel-Investoren gerade bei salted eingestiegen.
Das junge Berliner Beauty-Startup beschreibt sich selbst als “junge, innovative Kosmetikmarke”. Die Jungfirma, die von Moritz Richter und Florian Karber geführt wird, vertreibt Produkte mit natürlichen Wirkstoffen. Zuta ist zudem auch bei gitti, das gerade von Grazia Equity und btov Partners 3 Millionen bekommen hat, an Bord. In der Gründer-Show “Die Höhle der Löwen” interessierten sich Judith Williams und Dagmar Wöhrl für das Nagellack-Startup, das Jennifer Baum-Minkus gegründet wurde.
Die Liste mit Investments und Beteiligungen in neue Direct to Consumer-Ideen ließe sich noch “ewig” fortführen. Auffällig ist derzeit ein besonderer Fokus auf Beauty- und Kosmetik-Themen. Dass die Welt der Direct to Consumer aber kein Selbstläufer ist, zeigt das Beispiel Horizn Studios. In den vergangenen Jahren flossen rund 25 Millionen Euro in das Berliner Smart-Luggage-Startup. In der Corona-Krise scheiterte das Unternehmen dann und legte schließlich einen Neustart hin – ohne Investoren.
Spannende D2C-Exits in Deutschland
Alpha Foods
Im Mai 2020 übernahm die belgische Health-Firma Sylphar Alpha Foods, einen Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln und veganen Ernährungsprodukten. Das Startup wurde 2015 von Wolfgang Dorfner, der vorher für Google und Facebook gearbeitet hat, gegründet und bis zum kolportierten Millionen-Exit ohne einen einzigen Mitarbeiter betrieben. Vor dem Verkauf soll Alpha Foods zweistellige Millionenumsätze erwirtschaftet haben.
Fitvia
Im Sommer 2019 übernahm das Pharmaunternehmen Dermapharm die Mehrheit an Fitvia (70 %). Die restlichen Anteile behielt Gründer Sebastian Merkhoffer, der das Wiesbadener Startup, das hochpreisige Teesorten verkauft, 2014 gegründet hat. Die Bewertung lag bei rund 50 Millionen Euro. Für den Start von Fitvia, früher als Fittea bekannt, lieh er sich der Firmenlegende zufolge lediglich 500 Euro von seinem Vater. Weiteres Geld pumpten dann Lesara-Gründer Roman Kirsch und Business Angel Pascal Zuta in das 2014 gestartete Startup.
Foodspring
Im Sommer 2019 sicherte sich der Food-Gigant Mars die Mehrheit am Berliner Food-Startup Foodspring, einem Anbieter von Fitnessriegeln, Proteinshakes und Nahrungsergänzungsmittel. Das Food-Unternehmen, das 2013 von Philipp Schrempp und Tobias Schüle sowie Econa gegründet wurde, lieferte seine Produkte damals weltweit in 17 Länder. Der Kaufpreis für Foodspring, früher auch als egg bekannt, soll bei rund 250 Millionen Euro gelegen haben. Investoren waren unter anderem btov Partners und der Medienkonzer Ringier.
Invicible Brands
Der Konsumgüterkonzern Henkel übernahm im August 2020 von Invicible Brands 75 % an den Marken HelloBody, Banana Beauty sowie Mermaid+Me. Henkel zahlte mehr als 300 Millionen Euro dafür. In den zwölf Monaten vor dem Verkauf erwirtschafteten die Marken einen Umsatz in Höhe von 100 Millionen. Invincible Brands wurde 2015 von Gennadi Tschernow und Björn Keune gegründet. Capital D übernahm 2018 die Mehrheit an der E-Commerce-Schmiede. Zuvor pumpten Pascal Zuta, Stefan Behrens und Sebastian Merkhoffer Geld in das Unternehmen.
JuwelKerze
Die Londoner Private-Equity-Gesellschaft Equistone Partners Europe übernahm im Frühjahr 2018 das Berliner Startup JuwelKerze an. Das Unternehmen (Schmuck in Kerzen), das 2012 von Martin Werle und Marius Stolarski gegründet wurde, flog vorher jahrelang komplett unter dem Szene-Radar. Equistone investiert in der Regel in Unternehmen mit einer Bewertung von 50 bis 500 Millionen Euro. Die Bewertung von JuwelKerze soll damals bei rund 50 Millionen Euro gelegen haben.
Daneben investierte der Nivea-Hersteller Beiersdorf Ende 2019 in das koreanische Hautpflege- und Technologie-Startup LYCL – und wurde dabei laut eigenen Angaben zweitgrößter Gesellschafter. Das Unternehmen wurde 2013 gegründet und betreibt mehrere verschiedene Geschäftsmodelle – darunter eine eigene Hautpflegemarke. Zudem übernahm Beiersdorf im Februar 2020 die Naturkosmetikmarke Stop The Water While Using Me, die 2011 an den Start ging.
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