#Interview
“Hört nicht zu sehr auf die Ratschläge anderer Leute”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Adriaan Mol, Gründer von Mollie, einem Payment-Startup aus Amsterdam. Etwa 65.000 Kunden wickeln ihren Online-Zahlungsverkehr derzeit u?ber die cloudbasierte Mollie-Plattform ab.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Morgens checke meist zuerst meine E-Mails und schaue, ob irgendwas Dringendes reingekommen ist. Dafür nehme ich mir Zeit, bevor ich mich anderen Aufgaben widme, um tagsüber möglichst wenig von reinkommenden E-Mails abgelenkt zu werden. Diese Einteilung gibt mir die Möglichkeit mich besser um meine Hauptaufgabe, die Entwicklung unseres Produkts, aber auch um die Mitarbeiter zu kümmern.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Das ist eine schwierige Frage, denn für mich endet die Arbeit nicht automatisch, wenn ich nach Hause gehe. Aber ich versuche Sport zu machen oder verbringe Zeit mit meiner Familie und Freunden. Vor einiger Zeit habe ich mir zudem angewöhnt, mein Telefon fast durchgehend auf lautlos zu stellen. Das hilft mir sehr beim Abschalten.
Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Ich habe sehr jung gegründet – damals war ich 16 Jahre alt. Deswegen ist es schwierig diese Frage zu beantworten, weil ich kaum weiß, wie ein anderes Leben aussieht. Was ich gerne gewusst hätte, dass gut gemeinte Tipps anderer mehr Filter kreieren, die eine Idee durchschnittlicher und weniger authentisch machen. Und damit die ursprüngliche Geschäftsidee verändern. Deswegen lautet mein Motto: Mach dein Ding, anstatt auf das zu hören, was alle anderen sagen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Eine der größten Herausforderungen für mich war und ist es auch nach wie vor, die richtige Balance zwischen kreativem Arbeiten und operativen Aufgaben zu finden. Denn manchmal wird Mollie größer als ich selbst. Sprich das operative Geschäft nimmt so viel Platz ein, dass mir kaum noch Zeit und Ruhe für Kreativität und die Entwicklung unseres Produkts bleiben.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Zu lange zu klein gedacht zu haben. Hinsichtlich der Zukunft von Mollie hätten wir bereits vor drei Jahren viel selbstbewusster sein sollen – und entsprechend mehr in das Wachstum investieren sollen. Wir haben immer auf Bootstrapping und organisches Wachstum gesetzt, was natürlich gesund ist. Rückblickend denke ich aber, dass wir uns doch noch stärker auf das potenzielle Wachstum hätten fokussieren sollen. In dieser Hinsicht treten wir heute viel selbstbewusster auf.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Als ich das Unternehmen vor 15 Jahren gegründet habe, war das Internet noch nicht so stark verbreitet wie heute. Es war vor allem eine Spielwiese für Nerds, die Sachen programmiert haben und sich in Diskussionsforen trafen, um sich über technische Fragestellungen auszutauschen. Aber genau in einem dieser Online-Foren habe ich den ersten Mitarbeiter für Mollie gefunden, der genau das Skillset mitbrachte, das für die Aufbau unseres Start-ups nötig war. Aber das verdeutlicht sehr gut, wie ich über das Einstellen denke: wir brauchen Mitarbeiter, die zusammenarbeiten und ein Team bilden. Daher stellen wir immer sicher, dass neue Kollegen zu unseren Unternehmenswerten passen. Wir suchen Menschen, die leidenschaftlich, mutig und authentisch sind.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Was ich anderen Gründern empfehlen würde: Hört nicht zu sehr auf die Ratschläge anderer Leute. Natürlich kann der Input von erfahrenen Gründern durchaus hilfreich sein. Doch je mehr Input man sich einholt, desto größer ist die Gefahr am Ende eine Idee zu haben, die weniger authentisch ist.
Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Bei Mollie steht vor allem die Inspiration im Vordergrund, denn Tools sind austauschbar. Brillante Ideen hingegen sind unersetzlich. Mich persönlich hat als Kind Steve Job inspiriert. Ich denke, ohne ihn, NeXT.js und Apple wäre Mollie definitiv langweiliger.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Es ist wichtig, dass wir als Unternehmen mit unseren Mitarbeitern offen umgehen. Die richtigen Werte zu verkörpern ist außerdem wichtig, um eine gute Stimmung im Team zu erzeugen.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Als wir Mollie frisch gegründet hatten, war auch mal der eine oder andere Freudentanz dabei. Ein zentrales Erlebnis gibt es aber nicht, eher viele kleine. Für mich ist es zum Beispiel jedes Mal aufregend, wenn wir etwas Neues entwickelt haben, das funktioniert und dem Kunden nutzt. Überhaupt freut es mich, wenn Kunden mit unserem Produkt zufrieden sind. Und natürlich bin ich auch begeistert vom Wachstum unseres Unternehmens.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
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