#Gastbeitrag
Warum und wie wir liebend gern mit Startups arbeiten
Startups verwechseln PR häufig mit Marketing oder Sales, haben unrealistische Erwartungen an die PR und meist keine interessanten Geschichten zu erzählen, zudem erwarten viele Gründer, dass sie selbst zum Thema gemacht werden. So der Tenor des Gastbeitrags “Die Zusammenarbeit mit Startups schließe ich grundsätzlich aus” von Maximilian Flügge.
Zunächst einmal: Glückwunsch an Maximilian Flügge. Er hat sein (PR)-Ziel erreicht, indem er mit seiner recht pauschalen/allgemeinen Kritik an Startups und deren Gründern die Aufmerksamkeit erhalten, die er sich versprochen hat. Zugegeben: Seine Kritik ist teilweise berechtigt. Natürlich gibt es Gründer, die komplett und zu sehr von sich selbst überzeugt sind und nicht verstehen wollen, warum ihr (unausgereiftes) Produkt oder ihre Dienstleistung keine Titelgeschichte bzw. Erwähnung in einem Top-Medium wert ist. Häufig wird dann die Schuld dafür bei der Agentur oder dem PR-Dienstleister gesucht. Das führt zu Frust auf beiden Seiten und in der Regel wird die Zusammenarbeit zwischen Agentur und Startup dann auch kurze Zeit später beendet.
Soweit muss es aber nicht kommen, wenn man auf beiden Seiten Folgendes vermeidet: PR-Agenturen dürfen nicht mehr versprechen, als sie realistisch halten können (nur um den Kunden für sich zu gewinnen), und Startups müssen verstehen – oder von ihrer Agentur darüber aufgeklärt werden –, was PR leisten kann, und was nicht.
Deshalb führen wir vor Beginn der eigentlichen Arbeit einen Basis-PR-Workshop durch. Nicht, um ihnen die Welt der PR zu erklären und einen Vortrag zu halten. Sondern um eine Menge (wirklich eine Menge) Fragen zu stellen, damit wir den Auftraggeber und auch seine Erwartungen an die PR wirklich zu verstehen. Erst im Anschluss entwickeln wir auf Basis dieses Intensiv-Workshops eine Strategie, in der geeignete und vor allem realistische Maßnahmen sowie der Zeitrahmen fixiert sind. KPIs sind von Anfang an klar und Enttäuschungen werden vermieden. Mit diesem Vorgehen haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.
Uns ist tatsächlich noch kein Startup begegnet, das keine erzählenswerte Geschichte hat. Manchmal muss man diese Geschichte erst durch intensives Nachfragen aus den Gründern “herauskitzeln”, aber unter anderem genau das sehen wir auch als unsere Aufgabe. Genauso wie es unsere Aufgabe ist, diese Geschichte so aufzubereiten, dass die passenden und richtigen Medien sie spannend finden können. Die Erfahrung zeigt, dass neben dem eigentlichen Produkt oder der Dienstleistung eines Startups gerade die Köpfe dahinter für viele Medien von Interesse sind. Darum sind Geschichten rund um die Gründer oder auch Gastbeiträge oder Kommentare der Gründer zu branchenspezifischen, aktuellen Themen ein probates Mittel, um auf ein Startup aufmerksam zu machen.
Bei diesem Vorgehen liegt die Erkenntnis nahe, dass es eine “one-size-fits-all” Lösung nicht gibt. Das bedeutet, dass man sich tatsächlich die Mühe machen muss, maßgeschneiderte Geschichten zu kreieren, die man nicht im Gießkannenprinzip allen Medien anbietet, sondern nur einem einzigen Medium. Eigentlich eine Binsenweisheit, doch noch immer müssen wir sie fortwährend proklamieren. Die meisten PR-Agenturen verschicken auch heute noch eine einzige Pressemitteilung an einen großen Presseverteiler und lassen im schlimmsten Fall im Anschluß den Praktikanten den Verteiler abtelefonieren. Klingt nach einem längst überholten Klischee? Mag sein, aber genau das passiert immer noch jeden Tag – so berichten uns zumindest Journalisten mit denen wir darüber sprechen.
Soviel dazu, wie wir erfolgreich mit Startups zusammenarbeiten. Noch kurz zum Warum. Die Frage, warum wir liebend gerne mit Startups zusammenarbeiten, ist schnell beantwortet: Weil wir die Geschwindigkeit, mit der Startups in der Regel arbeiten, sehr schätzen, da sie unserem eigenen Vorgehen entspricht. Außerdem lieben wir den direkten Zugang zu und die Zusammenarbeit mit den Gründern. Sie können die Geschichte über “ihr Baby” glaubhaft erzählen. Auf Unternehmensseite würde das dem Zugang zum C-Level gleichkommen – mit allen Hürden und Restriktionen, die das so mit sich bringt.
Zudem bereitet uns die Arbeit mit Startups so viel Freude, weil sie so viel Passion für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung haben. Anders gesagt: Sie brennen für ihre Idee und ihre Vision. Und von diesem Feuer, das in der Regel in den Gründern lodert, lassen wir uns sehr gern anstecken, denn wir müssen einem Journalisten von einem Startup und seiner Vision leidenschaftlich berichten können. Es braucht also Passion auf beiden Seiten. Und die findet man in Startups einfach häufiger als in etablierten Unternehmen.
Und schließlich treten die meisten Gründer, mit denen wir an, die Welt zu verändern, sie zu verbessern und – wie Steve Jobs einst sagte – eine Delle ins Universum zu schlagen. Das sind Ambitionen, die wir teilen, die wir lieben und die wir realisieren wollen.
Tipp: “Wer nicht mit Startups zusammenarbeiten will, versteht die Szene nicht”
Über den Autor
Sachar Klein ist Chief Attention Officer der Kommunikationsagentur hypr.
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