#Interview
“Ich wünsche mir mehr unternehmerische Unterstützung”
Was im Februar 2008 als eine Idee aus Leidenschaft begann, ist heute eine erfolgreiche Schokoladenmanufaktur mit Geschäften an drei Standorten in Dortmund und Frankfurt. Die beiden Gründer, Marie-Luise Langehenke, kunstbegeisterte Architektin, und der Koch und Patissier Manfred Glatzel, entdeckten während ihrer Reisen um die Welt ihre Leidenschaft für Kakao und seine Verwendung. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründerin Langehenke über das Ruhrgebiet.
Reden wir über das Ruhrgebiet. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für das Ruhrgebiet als Startup-Standort?
Das Ruhrgebiet ist bodenständiger als hipster Städte wie Berlin beispielsweise. Trotzdem entstehen im Ruhrgebiet viele gute Ideen. Es gibt Universitäten und mittlerweile auch eine lebendigere Kulturszene. Im Ruhrgebiet zählt die gute Idee, das gute Handwerk. Welche Chancen bietet das Ruhrgebiet? Für mich eigentlich eindeutig: Alteingesessene Industrie und Handwerk. In Berlin gibt es wenig produzierendes Gewerbe, die meisten Startups sind Ideenschmieden, die online produzieren und lagern und von woanders verschicken. “Der Pott Kocht” war eine Kampagne, die das Ruhrgebiet als Standort beworben hat. Die hat uns auch bei unserer Namensgebung “Pott au Chocolat” inspiriert.
Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Dortmund aus?
Dortmund ist die größte Stadt im Ruhrgebiet. Außerdem liegt es an der Grenze zum Sauerland mit vielen gut aufgestellten mittelständischen Unternehmen. Dortmund hat auch noch eine funktionierende Innenstadt. Die Verbundenheit der Menschen zur Stadt ist sehr groß, man entscheidet sich ja nicht bewusst für Dortmund wie z.B. für Berlin, sondern weil man hier zuhause ist. Es gibt noch nicht so viel Innovatives – das macht es leichter, sich aus der Masse hervorzuheben. Viele Startups entstehen hier aus Universitäts-Ausgründungen aus dem technischen oder logistischen oder IT-Bereich. Da braucht es dann auch Unternehmen, wie das unsere, um das Leben in der Stadt ein wenig spannender zu machen. Und dann wäre momentan auch noch die Leistung der Wirtschaftsförderung in Dortmund zu erwähnen, denn die machen einen guten Job.
Was ist in einfacher als im Rest der Republik?
Dortmund ist günstiger als die großen Startup-Städte Deutschlands, was Mieten und die Lebenshaltung allgemein angeht. Gerade wenn man am Anfang wenig Kapital hat, ist das ein entscheidender Punkt. Außerdem ist es einfacher aus der Masse hervorzustechen.
Was fehlt in Dortmund/im Ruhrgebiet noch?
Das Publikum in Dortmund/Ruhrgebiet ist weniger offen für neue Trends. Die Menschen sind vorsichtiger Dinge auszuprobieren. Man ist hier einfach konventioneller. Es fehlt an kulinarischer Infrastruktur, Konzeptstores, kleinen Geschäften, die neben der Arbeit das Leben versüßen und Spaß machen. Die Wege sind weiter – und der öffentliche Nahverkehr für eine bessere Anbindung noch zu wenig ausgebaut.
Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Ruhrgebiet?
Ich wünsche mir mehr unternehmerische Unterstützung und ein besseres Miteinander statt ein Gegeneinander. Und statt eines Unternehmerinnen-Preis einen gemeinsamen Unternehmer-Preis und eindeutig mehr Kreativ-Potential.
Der digitale Pott kocht – #Ruhrgebiet
Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründer. ds, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.
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