#Interview
“In 2019 werden wir ein GMV von deutlich über 30 Millionen erreichen”
Schon seit 2010 buhlt das Hamburger Startup Avocadostore, ein Marktplatz für “Eco Fashion und Green Lifestyle”, um Kunden. “Wir haben es innerhalb von neun Jahren geschafft über 2.000 Top-Marken auf unseren Online-Marktplatz zu bringen und ein vielfältiges Angebot von über 200.000 Produkten zu entwickeln. Unser USP, unsere 10 Nachhaltigkeitskriterien, haben sich sehr bewährt, obwohl wir immer dachten, das sei der Punkt, wo wir vielleicht noch Anpassungen brauchen”, blickt Mimi Sewalski, die das Unternehmen gemeinsam mit Till Junkermann führt, zurück.
Avocadostore, dass von Philipp Gloeckler und Qype-Gründer Stephan Uhrenbacher ins Leben gerufen wurde, gehört seit 2017 zur Green Lifestyle Group (GSG). Zum Unternehmen, das 2013 als Tivola Ventures an den Start ging, gehören auch Utopia.de und Öko-Test. GSG wiederum gehört zur Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft, ddvg, dem Unternehmensbereich der SPD. Aber zurück zu Avocadostore. Das junge Unternehmen beschäftigt inzwischen über 40 Mitarbeiter und verkauft jährlich zwischen 300.000 und 400.000 Produkte. “In 2019 werden wir ein GMV von deutlich über 30 Millionen Euro erreichen”, sagt Avocadostore-Macher Junkermann. Für dieses Jahr peilt das Unternehmen zudem schwarze Zahlen an.
Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Junkermann und Sewalski außerdem über Strukturen, nachhaltigen Konsum und Klimawandel.
Wie würdet ihr eurer Großmutter Avocadostore erklären?
Junkermann: Avocadostore ist der Online-Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle. Oder für meine Großmutter: Im Avocadostore findest Du für jedes herkömmliche Produkt – sei es Kleidung für Sie, Ihn oder die Kinder, Schmuck oder Kosmetik, Möbel und Accessoires für Wohn- oder Schlafzimmer, Küche, Büro oder Garten – eine nachhaltige Alternative.
Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Sewalski: Das Grundkonzept hat sich nicht verändert: Wir haben es innerhalb von neun Jahren geschafft über 2.000 Top-Marken auf unseren Online-Marktplatz zu bringen und ein vielfältiges Angebot von über 200.000 Produkten zu entwickeln. Unser USP, unsere 10 Nachhaltigkeitskriterien, haben sich sehr bewährt, obwohl wir immer dachten, das sei der Punkt, wo wir vielleicht noch Anpassungen brauchen. Was sich am meisten verändert hat – besonders in den letzten zwei Jahren – ist die Relevanz des Themas. Zu Beginn waren unsere Nutzer oft Kunden, die sich schon sehr gut mit nachhaltigen Themen auskannten und sich bei uns Inspiration geholt haben, was sie sonst noch in ihrem Leben grüner gestalten könnten. Inzwischen haben wir sehr unterschiedliche Kunden: von Promis, die sich fair kleiden wollen, über Teenager, die sich bei uns den Eco-Sneaker holen, bis hin zu Müttern, die für ihr Baby einkaufen, und Veganern, die auf Lederprodukte verzichten wollen. Wir merken auch, dass das Thema “Nachhaltigkeit” aus der Nische kommt, weil wir auch sehr viel mehr Presse-, Speaker- und Kooperationsanfragen bekommen.
Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Junkermann: Wir nehmen eine Provision für jedes verkaufte Produkt, sowie eine Monatsgebühr und eine einmalige Anmeldegebühr von unseren Partnern.
Wie genau hat sich Avocadostore seit der Gründung entwickelt?
Sewalski: Sehr gut. Seit der Gründung in 2010 wachsen wir kontinuierlich. In den letzten Jahren lag unser Wachstum immer zwischen 50 und 60 % pro Jahr – und das ohne große Investitionen, die das Wachstum weiter anfeuern. Besonders schön ist auch, wie die Qualität und Vielfalt von nachhaltigen Produkten und Brands rasant schnell wächst. Gerade im Modebereich können die Marken auf jeden Fall mit herkömmlichen Marken mithalten und hängen übrigens auch oft in konventionellen Ladengeschäften, weil es auch Marken sind, die gerade im Trend liegen.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Avocadostore inzwischen?
Junkermann: Wir beschäftigen mittlerweile über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verkaufen jährlich im Schnitt zwischen 300.000 und 400.000 Produkte. In 2019 werden wir ein GMV von deutlich über 30 Millionen Euro erreichen.
Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Sewalski: Da könnten wir jetzt sehr lange reden, denn wie bei vielen stark wachsenden Unternehmen, schafft man es nicht immer rechtzeitig, die Strukturen parallel mitlaufen zu lassen. Ich denke, es gibt nicht “das Große”, was schiefgelaufen ist, sondern eher viele kleine, subtile Dinge, wie zum Beispiel zu merken, dass Führung anders funktioniert, wenn man am Anfang nur 10 Leute und heute 40 Mitarbeiter im Team hat. Oder ein anderes Beispiel: Wann ist das richtige Timing für eine Strategieänderung? Manchmal waren wir da auch durchaus zu früh dran, manchmal zu spät.
Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht?
Sewalski: Wir haben aus all den kleinen und größeren Fehlern gelernt, und es dann beim nächsten Mal besser gemacht. Was wir aus meiner Sicht auch gut schaffen, ist, die richtigen Mitarbeiter zu finden, die täglich viel Herzblut und Können in das Produkt stecken.
Wo steht Avocadostore in einem Jahr?
Sewalski: In einem Jahr werden wir wieder gewachsen sein und viele Menschen für nachhaltigen Konsum begeistert haben. Außerdem werden wir wesentlich mehr Produkte auf der Seite haben, denn auch konventionelle Marken werden immer nachhaltiger und schaffen es, unsere Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. Wir wollen die erste Adresse für nachhaltigen Konsum sein, das heißt wir werden nicht nur verkaufen, sondern auch informieren, Trends setzen und inspirieren. Wir merken nicht nur, dass unsere Kernzielgruppe mit einem Alter zwischen 35 bis 50 Jahren stark wächst, sondern im ersten Halbjahr 2019 ist besonders die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen um fast 150 % gestiegen. Dieses Kundensegment wächst viel schneller als die anderen Altersgruppen. Deswegen glauben wir, dass Nachhaltigkeit längst keine Nische mehr ist und auch kein Trend sein wird, sondern eine Bewegung ist, die gerade erst anfängt. Irgendwann wird jeder von uns ganz selbstverständlich nur noch nachhaltige Produkte kaufen, weil wir sehen, wie wichtig es ist, unser Konsumverhalten zu ändern, wenn wir was gegen den Klimawandel bewegen wollen.
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