#Zahlencheck
Ein “schwieriges Geschäftsjahr” für Juniqe: Umsatz stagniert, Verluste bleiben hoch
Das kunstvolle Berliner Startup Juniqe präsentierte sich zuletzt als verlustreiches, aber auch als wachstumsstarkes Unternehmen. 2017 lief es dagegen überhaupt nicht gut beim Shop für “junge, urbane Kunst”. “Das abgelaufene Geschäftsjahr blieb sowohl hinsichtlich der Umsatz- und Gewinn/Verlust-Entwicklung unter den Erwartungen”, teilt das Unternehmen im Jahresabschluss mit.
Der Jahresfehlbetrag lag – wie schon im Vorjahr – bei rund 7 Millionen Euro. “Insbesondere das Mode-Segment trug zur nicht-zufriedenstellenden Entwicklung des Wachstums sowie des hohen Verlustes bei”, teilt das Juniqe-Team weiter mit. In den Segmenten Wandbilder, Heimtextilien und Schreibwaren lag der Umsatz bei 13,8 Millionen (+ 33,6 %). Der Umsatz im Modesegment, der 2016 noch bei 4,2 Millionen lag, ging dagegen deutlich in die Knie und landete bei gerade einmal 1,4 Millionen (-65,4 %). In Folge dieser Zahlen zog sich Juniqe aus diesem Segment komplett zurück. “Seit dem Verzicht auf das Mode-Segment zeigt sich das Unternehmen stabiler und mit einer klaren Ausrichtung. Das Management erachtet diese Entscheidung daher auch rückblickend für richtig und im Sinne einer positiven weiteren Entwicklung des Unternehmens”, heißt es in der Begründung.
Insgesamt sammelte Juniqe, das von Lea Lange, Marc Pohl und Sebastian Hasebrink gegründet wurde, bis Ende 2017 bereits 19,4 Millionen ein. Die Verluste seit dem Start summieren sich bereits auf 19,1 Millionen. Viel Geld war Ende 2017 somit nicht mehr in der Juniqe-Kasse. Das Unternehmen teilt dazu mit: “Die Liquidität des Unternehmens war zu jedem Zeitpunkt gesichert. Die Zahlungsverpflichtungen wurden fristgerecht erfüllt. Zum Ende des Jahres wurde eine weitere Kreditlinie durch bestehende Eigenkapitalinvestoren bereitgestellt, die zum Stichtag am 31.12.2017 zu zwei Dritteln eingezahlt war. Die Kreditlinie besitzt eine Laufzeit von 36 Monaten”. Weiter heißt es: “Trotz des erneut hohen Fehlbetrags besteht aufgrund der gesicherten Finanzierung eine positive Fortführungsprognose ohne Hinweise auf insolvenzrechtliche Folgen”. Für 2018 rechnete das Unternehmen “mit deutlich steigenden Umsätzen sowie einem deutlich geringeren Verlust”. Was hoffentlich geklappt hat, sonst müsste zeitnah weiteres Kapital her.
Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Das abgelaufene Geschäftsjahr war sowohl hinsichtlich der Umsatz- und auch Gewinn/Verlust-Entwicklung herausfordernd. In Bezug auf beide Indikatoren (bedeutsamste finanzielle Leistungsindikatoren) zeigte das Unternehmen direktional eine Seitwärtsbewegung. Dabei zeigten die Produkt-Segmente Wandbilder, Heimtextilien und Schreibwaren gute Wachstumsraten sowie sich stetig verbessernde Deckungsbeiträge. Das Mode-Segment, das noch in den Geschäftsjahren 2014 und 2015 maßgeblich zu Wachstum des Unternehmens beitrug stagnierte jedoch hinsichtlich der Umsatzzahlen und zeigte sich als erheblicher Verlustbringer aufgrund von hohen Retourenraten und Qualitätsprobleme, die zu negativen Deckungsbeiträgen führten. Aufgrund dieser Sachlage entschied das Management des Mode-Segment mit Wirkung zum 1. Oktober 2017 zu beenden, um den negativen Trend, der die gesamtheitliche Seitwertsbewegung auf Unternehmensebene hervorrief, zu stoppen. Seit dem 01. Oktober 2017 konzentriert sich das Unternehmen auf die verbliebenden vorgenannten Kernsegmente (Wandbilder, Heimtextilien, Schreibwaren), die sich weiterhin vielversprechend entwickeln.
* Die Umsatzerlöse sind von 14.499.823,77 EUR auf 15.238.916,93 EUR gestiegen. Die wichtigsten Absatzmärkte stellen Deutschland, die Schweiz, Österreich, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien dar.
* Die Umsatzerlöse aus den Kernsegmenten Wandbilder, Heimtextilien und Schreibwaren betrugen 13.794.884,60 EUR (+33,6 % ggü. 10.323.245,95 EUR im Vorjahr). Die Umsatzerlöse aus nicht fortgeführten Produktlinien, insb. Mode, betrugen 1.444.032,33 EUR (-65,4 % ggü. 4.177.577,82 EUR im Vorjahr).
* Der Personalaufwand stieg von 3.354.676,19 EUR auf 4.655.246,94 EUR. Dabei wurden zusätzliche Mitarbeiterkapazitäten bereits sprungfix in zweiten Halbjahr 2018 nach einer erfolgten großen Finanzierungsrunde aufgebaut. Die Anzahl der Mitarbeiter blieb im Jahresverlauf 2017 weitestgehend stabil.
* Der Jahresfehlbetrag beträgt -6.990.684,17 EUR gegenüber -6.998.979,11 EUR im Vorjahr und beträgt somit -45,8 % vom Umsatz (-48.3 % im Vorjahr).
* Die Liquidität für des Geschäftsjahr 2018 wurde in Form eines Wandeldarlehens durch existierende Gesellschafter, welches im Dezember 2017 zur Verfügung gestellt wurde, gesichert. Es bestehen Risiken, dass die Reichweite der Finanzierung bei Abweichungen mit Bezug auf die finanzwirtschaftlichen Zielerreichungen, geringer ausfallen könnte. Das Management trägt in adäquater Weise dafür Sorge, dass zu Verlusten führende Ausgaben gemäß Zielerreichung der wesentlichen Kennzahlen angepasst werden können.
Juniqe im Zahlencheck
2017: 15,2 Millionen Euro (Umsatz); 7,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 14,5 Millionen Euro (Umsatz); 7,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 8,3 Millionen Euro (Umsatz); 3,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
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