#Gastbeitrag

Wie die Digitalisierung in einer Traditionsfirma gelingt

Durch die Digitalisierung verändern sich die Serviceangebote von Unternehmen und die Arbeitswelt. Dies hat zur Folge, dass Ideen nicht mehr von einzelnen Spezialisten entwickelt werden, sondern von einem Team, dessen Wissen sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Wie die Digitalisierung in einer Traditionsfirma gelingt
Freitag, 18. Januar 2019VonTeam

Die veränderten Rahmenbedingungen machen ein Umdenken bei etablierten Unternehmen zwingend erforderlich. Wie eine Neuausrichtung von Prozessen und Strukturen gelingen kann, zeigt dieser Gastbeitrag.

Durch die Digitalisierung, aber auch Megatrends wie Globalisierung und demographischem Wandel, verändern sich die Serviceangebote von Unternehmen und die Arbeitswelt. Dies hat zur Folge, dass Ideen nicht mehr von einzelnen Spezialisten entwickelt werden, sondern von einem Team, dessen Wissen sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Diese Veränderungen treffen ebenfalls etablierte Unternehmen. Doch wie gelingt es, Innovationen in einem großen Betrieb mit klassischer Organisationsstruktur umzusetzen? Wie lassen sich Offenheit und eine Kultur etablieren, in der Fehler ein Teil des Lernprozesses sind? Hier haben wir ganz eigene Antworten gefunden, die auch für die Recycling- und Entsorgerbranche ungewöhnlich sind.

Weg vom Silodenken, hin zu einer dynamischen Teamstruktur

Zunächst braucht es die Erkenntnis, dass ein echter Wandel notwendig ist. Damit verknüpft sind das Bedürfnis nach und die Offenheit für Veränderungen sowie ein aufgeschlossener Umgang mit Kritik. Auf dieser Basis kann eine Firmenkultur entstehen, für deren Erfolg ein agiles Mindset ein wesentlicher Baustein ist.

Um genau dies zu erreichen, setzen wir auf moderne Methoden und Ansätze, wie agiles Arbeiten und cross-funktionale Teams sowie eine hohe Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Denn das Familienunternehmen hat verstanden, dass das Arbeitsumfeld der Zukunft flexibel und situationsorientiert sein muss. Dazu braucht es eine wettbewerbsfähige Umgebung, in der effiziente Entscheidungsprozesse, effektives Lernen und Innovationen möglich sind. Andererseits müssen komplexe Herausforderungen und Problemstellungen in Teilschritte heruntergebrochen werden, um den Wandel beherrschbar zu machen.

Das Unternehmen als Ökosystem

Und noch einen weiteren Aspekt gilt es zu berücksichtigen. Ähnlich wie in einem Ökosystem hängt in einem gut geölten Betrieb alles mit allem zusammen: Menschen, Ideen, Methoden, Wissen und Aktionen. Und deswegen gilt es eine Umgebung zu schaffen, in der erfolgreich gearbeitet werden kann.

Bei uns ist die Schlüsselaufgabe unter anderem der Aufbau und die Pflege eines solchen Ökosystems – sowohl nach innen, als auch nach außen. Beispielsweise hält das Innovations-Lab intern den Kollegen im operativen Geschäft den Rücken frei, damit diese sich auf das Wichtigste konzentrieren können: das Kerngeschäft und die Kunden. Das Lab versteht sich als Botschafter für den Wandel im Unternehmen. Die Aufgabe besteht aber auch darin, die Teams an jedem Standort fit für die Zukunft zu machen. Daher bildet das Lab in internen Workshops eigene Change Agents aus, mit dem Ziel, die digitale Vision der Organisation voranzutreiben.

Potential der Automatisierung nutzen

Auch nach außen verfolgen wir einen anspruchsvollen Ansatz: Wir wollen die Vorreiter in der Entsorgungsbranche sein. Dafür bauen wir auf Agilität – also auf Flexibilität, Dynamik, Vernetzung, Vertrauen und Selbstorganisation. Neben den modernsten Methoden und den besten Mitarbeitern, die Zugang zu den neuesten Technologien erhalten, setzt das Innovations-Lab auf Partnerschaften mit Universitäten und arbeitet eng mit Start-ups sowie anderen externen Impulsgebern zusammen. Ein gutes Beispiel ist hier das Pilotprojekt mit dem Start-up Vialytics, welches im November 2018 begonnen hat. Mit den jungen Stuttgarter Gründern werden durch Smartphones und KI aus den Müllfahrzeugen intelligente Sensorplattformen, die den Zustand der Berliner Straßen erfassten. Diese Idee soll nun weiterentwickelt werden, mit dem Ziel, langfristig neue Dienstleistungen für die Kommunen bereitzustellen.

Analoge Prozesse digitalisieren wir auch mit unserem Drohnenprojekt – für eine effizientere Inventur auf unseren Schrottplätzen. Statt der gängigen manuellen Bestandsaufnahme wurde in einem Test mittels Drohneneinsatz eine automatisierte Volumenbestimmung der Bestände über Kameras ermöglicht. Aus den entstandenen Fotos wurde im Anschluss das Gewicht der Schrottmengen abgeleitet. Dazu hat das Lab-Team mit einem Start-up zusammengearbeitet, dessen neu entwickelte Drohnen speziell auf Vermessung ausgelegt sind. Die nächsten Projektschritte sehen unter anderem die automatische Erfassung der Bestände auf weiteren Wertstoffhöfen vor sowie die Bilderkennung.

Durch unseren Ansatz ist gewährleistet, dass fortlaufend Know-how ins Unternehmen kommt, Trends frühzeitig entdeckt und neue Erkenntnisse schnell in der Organisation umsetzt werden. Und schließlich nutzen wir Arbeitsmethoden und -prozesse wie Design Thinking, die Menschen und Ideen verbinden und aus Wissen marktfähige Produkte machen.

Win-Win für alle Beteiligten

In so einem Ökosystem profitieren alle: der Kunde, die Geschäftsführung, das operative Management, die Mitarbeiter und der Betriebsrat. Denn intern wissen alle, wohin die Reise geht, sodass die Mitarbeiter sich voll auf ihre Kunden und deren Bedürfnisse konzentrieren können – versprochen!

Über die Autorin
Als Head of Innovation Lab gründete Susanne Nitzsche im Mai 2017 das ALBA BluehouseLab und baute das mittlerweile elfköpfige Team auf. Sie ist für die Gestaltung und Umsetzung der Transformationsprojekte der ALBA Group verantwortlich, die im Rahmen der digitalen Agenda Waste and Metals 4.0 umgesetzt werden. Bei den Projekten der verschiedenen ALBA-Fachbereiche stellt Susanne Nitzsche sicher, dass sich die neu entwickelten Maßnahmen an den Kundenbedürfnissen orientieren.

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Foto (oben): Shutterstock