#Interview
“Die wichtigste Ressource sind immer noch die Mitarbeiter”
Regelmäßig beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Stefan Peukert (rechts), der gerade gemeinsam mit Daniel Schütt Masterplan.com gegründet hat. Tengelmann Ventures und DVH Ventures investierten kürzlich 6 Millionen Euro in das Bochumer Startup.
Was bedeutet es dir, dein eigener Chef zu sein?
Für mich war es schon immer wichtig, mein Leben nicht in Privatleben und Arbeit zu unterteilen, sondern alle Komponenten miteinander zu verbinden. Für alles selbst verantwortlich zu sein, ist für mich zentral. Ich gestalte lieber aktiv, als mich mit bestehenden Dingen abzufinden.
Bei welcher Gelegenheit kam dir die Idee zu deinem Startup?
Masterplan ist für uns, meinen Mitgründer Daniel und mich, die zwangsläufige Folge aus allen Erfahrungen, die wir mit unserem ersten Start-up Employour und dem Exit an Bertelsmann gemacht haben. Ganz konkret waren Daniel, die ehemaligen Programmierer von Employour und ich im November 2016 auf einem Ideenworkshop im Sauerland. In einer abgeschiedenen Hütte haben wir ein Brainstorming gemacht. Da ist es uns sozusagen wie Schuppen von den Augen gefallen: In großen Unternehmen kann man viele Dinge in Sachen Digitalisierung besser machen. Die wichtigste Ressource sind dabei aber immer noch die Mitarbeiter. Und die werden unserer Erfahrung nach ganz oft vergessen.
Woher stammte das Kapital für euer Unternehmen?
Das allererste Kapital kam von uns beiden, also wirklich privat von Daniel und mir. Ein Teil davon stammte aus unserem Exit mit Employour. Danach kamen dann aber noch weitere Investoren dazu, wie zum Beispiel Peter Pohlmann, der ehemalige Poco-Gründer, Tengelmann Ventures, DvH Ventures und mehrere Business Angels.
Was waren bei der Gründung deines Startups die größten Stolpersteine?
Wir sind zwar in erster Linie eine Tech-Firma, durch unser Geschäftsmodell und unseren inhaltlichen und ästhetischen Anspruch sind wir aber auch eine Content-Firma und dadurch Filmproduktionsfirma geworden. Das ist etwas, was wir vorher noch nie gemacht haben, und wofür wir viel Lehrgeld bezahlt haben.
Was würdest du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ach, tausende Kleinigkeiten und ein paar größere Geschichten. Es geht für mich aber nicht darum, rückblickend Sachen anders zu machen. Sobald man die Erkenntnis hat, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben oder etwas anders machen zu müssen, sollte man sehr schnell konsequent handeln und den Kurs korrigieren. Alle falschen Entscheidungen, die wir getroffen haben, haben uns viel für die Zukunft gelehrt. Ich würde nichts anders machen, sondern vor allem noch schneller entscheiden.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für euch besonders wichtig?
Wir sind ein reines B2B-Unternehmen. Deswegen ist es für uns weniger wichtig, in der Fläche bekannt zu werden, zum Beispiel durch Fernsehen oder Internet. Für uns ist es viel zentraler, unseren Namen in der Zielgruppe zu stärken. Dafür sind wir viel auf Messen, machen viel Aufklärungsarbeit und stellen Masterplan bei den Firmen direkt vor.
Welche Person hat dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Da würde ich an erster Stelle meinen Co-Founder Daniel nennen. Es ist wahnsinnig wertvoll, wenn man jemanden hat, auf den man sich blind verlassen kann und mit dem man schon über einen längeren Zeitraum zusammengearbeitet hat. Wir arbeiten seit Dezember 2010 zusammen, also jetzt fast acht Jahre.
Welchen Tipp gibst du anderen Gründern mit auf den Weg?
Wichtig ist: mutig sein, und einfach machen. Loslegen, schnelle und konsequente Entscheidungen treffen. Es geht gar nicht mal darum, ob ihr eine richtige oder falsche Entscheidung trefft, sondern wenn ihr seht, dass die Entscheidung falsch war, diese konsequent und schnell ändert. Nicht lange “strategieren”, sondern loslegen.
Du triffst den Bundeswirtschaftsminister – was würdest du dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich glaube, das ist eine ganz besondere Frage für Masterplan. Wir sind angetreten, um nicht nur einzelne Firmen, sondern den gesamten Standort Deutschland digital fit zu machen. Ich glaube ernsthaft, dass wir Deutschland ganz weit nach vorne bringen könnten, wenn wir Masterplan für alle zugänglich machen würden. Wenn die Bundesregierung fördern würde, dass alle Unternehmen Zugang zu Masterplan bekommen – dann wäre für Wirtschaft und Gesellschaft viel gewonnen.
Was würdest du beruflich machen, wenn du kein Startup gegründet hättest?
Schwierige Frage. Ich wäre wohl ein mittelmäßiger Fußball- oder Pokerspieler geworden.
Bei welchem deutschen Startup würdest du gerne mal Mäuschen spielen?
Das ist zwar kein Start-up, aber ich finde schon beeindruckend, mit welcher Effizienz Rocket Internet operativ vorgeht. Im internationalen Raum wäre es definitiv Facebook.
Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist du?
Ich würde ins alte Griechenland reisen. Zurück zu Aristoteles, Platon, den Grundlagen der Bildung, das wäre meins.
Du hast eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst du mit dem ganzen Geld?
Ich würde mein Leben nicht groß umstellen – ich liebe das, was ich tue. Und wenn ich Geld ausgebe, gebe ich es eher für Erlebnisse aus als für materielle Dinge.
Wie verbringst du einen schönen Sonntag?
Lange ausschlafen, dann zum VFL Bochum gehen – die spielen ja leider immer sonntags wegen der 2. Liga. Dann den Tag am liebsten am Strand verbringen, was natürlich in Bochum ein bisschen schwieriger wird. Abends noch gut essen oder ins Kino. Das wäre ein schöner Sonntag.
Mit wem würdest du dich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Angela Merkel
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