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TwerXout: Warum Group Fitness ein skalierbares Geschäftsmodell ist #DHDL

In der aktuellen Folge von "Die Höhle der Löwen" bekam das Group Fitness-Startup TwerXout kein Geld. Den meisten der Löwen schien diese Art von Geschäftsmodell völlig unbekannt zu sein. Doch wirtschaftlich kann ein solches Modell durchaus spannend sein.
TwerXout: Warum Group Fitness ein skalierbares Geschäftsmodell ist #DHDL
Mittwoch, 26. September 2018VonTeam

Group Fitness nennt man Kurskonzepte, wie man sie vor allem in Fitnessstudios findet. Je nach Ausprägung werden verschiedene Formate aber auch immer mehr in Yoga-, Tanz- oder Kampfsportstudios angeboten. Um als Trainer mit diesen Kursen Geld verdienen zu dürfen, muss man sich dafür lizenzieren lassen und die Lizenz regelmäßig auffrischen. Den meisten der Löwen schien diese Art von Geschäftsmodell völlig unbekannt zu sein, weshalb das Tanz-Workout-Konzept TwerXout dann auch schnell eine Absage bekam. Doch wirtschaftlich kann ein solches Modell durchaus spannend sein.

Gehört man nicht zu den 19 Millionen Deutschen, die zumindest ab und zu ein Fitnessstudio besuchen, ist es nicht verwunderlich, wenn man noch nie von dem Konzept der Group Fitness Kurse gehört hat. Doch fast jedes größere Fitnessstudio hat ein breites Angebot verschiedenster Kursformate – von Trainings für bestimmte Muskelgruppen über verschiedenste Tanz-, Yoga- und Kampfsportformate bis hin zu Reha- und Meditationsangeboten. Für die meisten dieser Formate muss ein Trainer eine spezielle Lizenz erwerben, die meist nach einem mehrtägigen Workshop und einer Prüfung verliehen wird und regelmäßig kostenpflichtig erneuert werden muss. Für die meisten dieser Formate muss ein Trainer für den Erwerb der Erstlizenz zwischen 300 und 400 Euro kalkulieren, die Verlängerung der Lizenz bewegt sich meistens zwischen 100 und 300 Euro.

Die Gründerinnen von TwerXout haben sich ebenfalls für ein solches Grundgerüst entschieden, was den Vorteil hat, dass interessierte Trainer diese Preise bereits gewohnt sind und eine entsprechende Zahlungsbereitschaft mitbringen. Doch selbst 100 ausgebildete Trainer sorgen gerade mal für einen Umsatz von 30.000 bis 40.000 Euro. Wie kann man mit einem solchen Modell also Geld verdienen? Branchen-Giganten wie LesMills oder Zumba haben ein ganzes Imperium um genau solche Modelle gebaut, es ist also definitiv möglich. Schaut man sich zum Beispiel Zumba einmal genauer an, wird die Antwort auch schnell klar: vor allem durch die Lizenzverlängerungen der bestehenden Trainer. So ergeben die Ausbildungskosten der derzeit aktiven Trainer circa 34 Millionen Euro, der jährliche Beitrag zur Erhaltung der Lizenz aber mit 28,8 Millionen Euro eine hohe wiederkehrende Einnahmequelle.

Ist das Konzept dann erst einmal bekannt und entsprechend verbreitet, sorgen nicht nur die Einnahmen über Trainer für Umsätze, sondern es lassen sich noch weitere Einnahmequellen erschließen. Eine klassische und durchaus auch lukrative Einnahmequelle für Group Fitness-Kurse ist die des Vertriebs der passenden Bekleidung. Trainer und auch Kurs-Teilnehmer identifizieren sich oft stark mit ihrer Sportart und kaufen die entsprechend gebrandeten Shirts oder auch speziell entworfene Bekleidung, die den speziellen Anforderungen des Sports gerecht wird. Viele neue Kurskonzepte gehen hier den einfachen Weg und kooperieren mit großen Sportbekleidungsherstellern, die oft auch einfach nur das Logo auf ihre bestehenden Produkte drucken. So können diese Anbieter schnell und ohne großen Aufwand eine eigene Bekleidungslinie in hoher Qualität anbieten, werden jedoch auch nur geringfügig am Umsatz beteiligt.

TwerXout geht hier den vermeintlich aufwändigeren Weg, wie ihn auch schon Zumba gegangen ist: eine eigene, speziell produzierte Bekleidungslinie. Dies hatte vor allem den Grund, dass es auf dem Markt nur ein sehr geringes Angebot gab, das die speziellen Anforderungen erfüllte. Die Mühe könnte sich aber lohnen, da natürlich so die volle Marge bei der Marke selbst hängen bleibt. Die Umsätze von Zumba mit der eigenen Bekleidung werden mittlerweile auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt, was deutlich mehr als eine nette Zusatzeinnahme darstellt. Ähnlich verhält es sich mit Anleitungs-DVDs für zu Hause.

Soweit ist TwerXout natürlich noch nicht. Doch die ersten Zahlen sind vielversprechend: waren es zum Dreh von „Die Höhle der Löwen“ noch 45 ausgebildete Trainer, sind es mittlerweile bereits 60, also ein Wachstum von 33,3 % in einem halben Jahr. Um das zu steigern, wurden bereits die ersten beiden Trainer-Ausbilder befähigt, Lizenzen in Workshops zu vergeben, an deren Einnahmen sie dann beteiligt werden. Die ersten Schritte in Richtung Skalierung sind also bereits getan. Aber das ist auch notwendig, wenn man sich mit einem solchen Konzept dauerhaft am Markt etablieren will. Der Start scheint bisher jedenfalls sehr gelungen: nach Specials zur Vorstellung des Konzepts in Fitnessstudios haben 90 % auch mindestens einen Trainer zur nächsten Ausbildung geschickt, oft auch mehrere. Fragt man die bereits lizensierten Trainer, sind die Specials und Kurse in den Studios voll und das Feedback der Teilnehmer ist gut. Und wenn man sich auf der diesjährigen FiBo in Köln umgesehen hat, lechzt der Markt nach etwas Neuem. Werden sich die Löwen also noch ärgern, das Potenzial nicht erkannt zu haben? Unmöglich ist das nicht.

Zur Autorin
Ruth Cremer ist Mathematikerin und Beraterin sowie Hochschuldozentin im Bereich Geschäftsmodelle, Kennzahlen und Finanzplanung. Als ehemaliger Investment Manager weiß Sie, worauf Investoren achten und hilft bei Pitch- und Dokumentenvorbereitung auch im Investment- oder Akquisitionsprozess. In der aktuellen fünften Staffel von “Die Höhle der Löwen” war sie als externe Beraterin in die Auswahl und Vorbereitung der Kandidaten involviert. Nebenbei ist sie Groupfitness-Trainer und unter anderem auch lizensierte TwerXout-Trainerin.

ds-Podcast mit Frank Thelen

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Löwe Frank Thelen über geplatzte Deals bei “Die Höhle der Löwen”, die Kunst, die richtige Bewertung zu finden, Insolvenzen und die Zukunft der Digitalwelt.

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Foto (oben): Vox