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Finanzcheck.de: Alles, was man zum Exit wissen muss

In den vergangenen Jahren sammelte Finanzcheck.de, das zuletzt rund 230 Mitarbeiter beschäftigte, mehr als 46 Millionen Euro Venture Capital ein. Nun wandert das FinTech unter das Dach von Scout24. Der Kaufpreis für das verlustreiche Startup ist somit fast achtmal so hoch wie der Umsatz des Jahres 2017.
Finanzcheck.de: Alles, was man zum Exit wissen muss
Mittwoch, 18. Juli 2018VonAlexander

Wie heute morgen bereits kurz berichtet, wandert das junge Hamburger FinTech Finanzcheck.de, das seit 2010 einen Vergleichsdienst für Verbraucherkredite anbietet, unter das Dach von Scout24. Der Marktplatzbetreiber zahlt imposante 285 Millionen Euro für die Jungfirma, die von Moritz Thiele und Andreas Kupke gegründet wurde. Eines der bestfinanzierten FinTech-Unternehmen des Landes legt damit einen der größten FinTech-Exits in der DACH-Region überhaupt hin. Die Übernahme kommt dabei nicht komplett aus dem Nichts: Scout24 und Finanzcheck.de arbeiteten in den vergangenen Jahren bereits eng zusammen – vor allem im Rahmen einer Affiliate-Partnerschaft. Beide Seiten dürften somit in Grundzügen wissen, worauf sie sich einlassen.

In den vergangenen Jahren sammelte Finanzcheck.de, das zuletzt rund 230 Mitarbeiter beschäftigte, mehr als 46 Millionen Euro Venture Capital ein – unter anderem von Acton Capital Partners, btov Partners, Highland Europe und HarbourVest Partners. Allein in April 2016 flossen von HarbourVest, Acton Capital Partners und Highland Europe beachtliche 33 Millionen Euro in das FinTech. Mitgründer Thiele hielt zuletzt noch knapp 21 % an Finanzcheck.de, Highland Europe war mit 18 % an Bord. HarbourVest und btov Partners beide mit rund 11 %. Acton wiederum hielt knapp 8 % der Firmenanteile. Weitere wichtige Anteilseigner: TruVenturo (12 %), Econa (5 %) und NWZ Digital (4 %). Aufsehen erregte Finanzcheck.de aber zuletzt nicht nur mit seinen solventen Geldgebern, sondern auch mit der Eröffnung einer Filiale in Hamburg.

Offizielle Zahlen von Finanzcheck.de waren in der Vergangenheit Mangelware. 2016 erwirtschaftete das FinTech laut FT 1000-Ranking einen Umsatz in Höhe von 26 Millionen Euro – was von 2013 bis 2016 ein Wachstum in Höhe von 550 % bedeutet. Einen Jahresabschluss für 2016 legte Finanzcheck.de noch nicht vor. 2015 lag der Jahresfehlbetrag des Unternehmens bei 7,2 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 1,5 Millionen. In den Jahren zuvor lag der Jahresfehlbetrag bei 1,3 Millionen (2013), 1,6 Millionen (2012), 843.558 (2011) und 493.209 (2010). Ingesamt häufte das Unternehmen bis 2015 damit Verluste in Höhe von knapp 12,9 Millionen Euro an. Und auch 2017 wird tiefrot gewesen sein. Und auch auch 2018 wird Finanzcheck.de Verluste schreiben. Schwarze Zahlen sind frühstens für 2020 geplant.

Im Zuge der Übernahme teilt das Unternehmen nun mit, dann man 2017 einen Umsatz in Höhe von “mehr als 35 Millionen Euro” – es sind 35,7 Millionen – erwirtschaft habe: “Von Q1 2015 bis Q1 2018 hat das Unternehmen die Zahl der neu registrierten Kunden pro Quartal, die den Kreditantragsprozess durchlaufen, mehr als verdreifacht und die Zahl der Kredittransaktionen mehr als verdoppelt. Damit beläuft sich das vermittelte Kreditvolumen seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2012 auf mehr als 3,5 Milliarden Euro”. Der Verkauf verwundert bei diesen Wachstumszahlen ein wenig. Die angebotenen 285 Millionen müssen deswegen für alle Investoren ein verlockendes Angebot gewesen sein, den Exit bereits nun in Angriff zu nehmen. Immerhin ist der Betrag rund achtmal so viel wie der Umsatz (2017) des verlustreichen Unternehmens bzw. das 6,8-fache des Umsatzes aus dem Jahre 2018 – wie Scout24 mitteilt. 42 Millionen Umsatz sollen es somit 2018 bei Finanzcheck.de werden. Spannend dabei: 6 Millionen des Umsatzes entfallen auf die bereits bestehende Kooperation mit Scout24.

In einem ersten Schritt soll Finanzcheck.de nun mit den AutoScout24-Plattform von Scout24 verknüpft werden. Seit einiger Zeit setzt Scout24 gezielt auf Zusatzservices, die die Münchner Consumer Services nennen, rund um seine Marktplätze. Gemeint sind damit etwa Bonitätsauskünfte, die Vermittlung von Umzugsservices oder Bau- und eben Autofinanzierungen. “Gemeinsam sehen wir erhebliche operative Synergien, die uns helfen werden, zusätzliche Umsatzpotenziale entlang der erweiterten Wertschöpfungsketten der Immobilien- und Automobilmärkte zu erschließen. Zum Beispiel können wir bereits kurzfristig von einem bestehenden Vertriebskanal für das Business-to-Business-Produkt für Auto-Händler profitieren. So können wir ihnen bei der Vermittlung von Fahrzeugfinanzierungen an Verbraucher helfen, um die gesamte Transaktion zu erleichtern”, sagt Christian Gisy, Finanzvorstand von Scout24. Finanzieren will Scout24 die größte Übernahme in Deutschland seit dem Börsengang vor knapp drei Jahren über einen Kredit. Bei er Suche nach dem passen Kredit kann Finanzcheck.de aber wohl nicht helfen.

Pocast

Auch im zweiten ds-Podcast kommentieren OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt und ds-Chefredakteur Alexander Hüsing wieder die Startup- und Digital-News der Woche. Wir sprechen unter anderem über den Exit von nu3 an Shop Apotheke und die Stand der Dinge bei Lesara.

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Foto (oben): Finanzcheck.de

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.