#Interview #Köln
Mit 5 Mitarbeitern im Home Office zum Millionenumsatz
Helge Klein gründete 2011 in Köln vast limit. Das Unternehmen bietet mit seinem Produkt uberAgent eine Software, die für mehr Sichtbarkeit und Transparenz auf Endgeräten sorgt und dem Nutzer aufzeigt, wo und warum Benutzeranmeldungen langsam laufen. Mit fünf Mitarbeitern und Kunden aus insgesamt 27 Ländern peilt das Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz in Höhe von 3 Millionen Euro. “Wir haben immer profitabel gearbeitet”, sagt Klein. deutsche-startups.de wollte wissen, wer hinter der Person und dem Unternehmen steht und hat nachgefragt.
Was hat Dich vor sieben Jahren dazu bewegt zu gründen?
Ich habe vast limits 2011 gegründet, weil ich mein eigenes Ding machen wollte. Scherzhaft formuliert: Die Firma ist der Versuch, die Anzahl an Personen zu verringern, die mir Anweisungen erteilen können. (lacht) Ich habe sie bis auf zwei reduziert: Meine Frau und meine Tochter.
Was zeichnet vast limit aus?
Was uns als Softwarehersteller auszeichnet: Hohe Produktqualität gepaart mit intuitiver Nutzerführung. Unsere Mitarbeiter haben aus eigener Erfahrung eine genaue Kenntnis des Marktes und der Zielgruppe. Wir arbeiten im Homeoffice, was für eine ausgezeichnete Work-Life-Balance sorgt.
Wie würdest du eurer Angebot einem Laien erklären?
In einem Satz: uberAgent zeigt, warum der Computer langsam ist. Genauer gesagt bietet uberAgent den Verantwortlichen in der IT-Abteilung “Sichtbarkeit” auf ihre PCs, Laptops und die Anwendungen, die darauf genutzt werden. uberAgent ermittelt, welche Anwendungen verwendet werden, was zum Beispiel für die Lizenzierung bei den jeweiligen Herstellern wichtig ist, ob die Anwendungen schnell starten, wie häufig Programme abstürzen und vieles andere mehr. Auf Englisch liefert uberAgent Informationen zur “User Experience”.
Die vast-Mitarbeiter arbeiten ausschließlich im Home Office. Wie sind deine Erfahrungen in Bezug auf die Arbeit im Home Office?
Unsere Tätigkeit findet überwiegend im Home Office statt. Zum Teambuilding halte ich es aber für sehr wichtig, dass man sich auch regelmäßig persönlich sieht. Das tun wir bei unseren monatlichen Meet & Eat-Veranstaltungen, wo wir uns treffen, aktuelle Themen durchsprechen und den Tag mit einem leckeren Essen ausklingen lassen. Zudem fahren wir mehrmals im Jahr zusammen auf Fachkonferenzen. Die Arbeit im Home Office klappt sehr gut. Den Mitarbeitern gefällt die Unabhängigkeit und dass sie sich die Zeit weitgehend frei einteilen können. Wichtig ist, dass jeder mitbekommen kann, was in der Firma passiert, dass man also einen Ersatz für das Gespräch am Kaffeeautomaten hat. Bei uns ist das eine moderne webbasierte Software, in der wir die meisten Vorgänge in der Firma verwalten. Diese Software bietet neben einer guten Übersicht auch Chat- und Kommentarfunktionen.
Würdest du dieses Modell jederzeit wieder einführen?
Definitiv!
Wenn ja, warum und wenn nicht, woran würde es liegen?
Wie schon erwähnt funktioniert es sehr gut, bietet viel Flexibilität und gefällt allen Beteiligten. Als netter Pluspunkt entfällt der oft stressige Web zum Büro am Morgen und Abend. Das spart jedem mindestens eine Stunde am Tag. Als Nachteil sehe ich primär, dass es nicht für jeden Typ Mensch das richtige ist, man also nur Mitarbeiter einstellen kann, die das Modell gerne annehmen.
Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus?
Ich starte meist mit einem Überblick über die Neuigkeiten in der IT-Welt – ich lese viele Blogs und bin auf Twitter aktiv -, gefolgt von der Durchsicht dessen, was sich bei uns intern getan hat: Kundenanfragen, etc. Den größten Teil meines Arbeitstages verbringe ich mit jeweils wenigen aktuellen Themen oder Projekten. Dabei kann es um die Produktentwicklung gehen, um das Sponsoring einer Veranstaltung, oder auch die Unterstützung unserer Partner und Distributoren. Meetings halte ich für wenig effektiv. Meistens habe ich daher höchstens eins am Tag.
Hat der Standort Köln Vorteile gegenüber anderen großen deutschen Städten?
In Köln lässt es sich gut leben und arbeiten. Leider sind die Wohnungspreise auch hier mittlerweile unglaublich hoch. Es gibt viele direkte Flugverbindungen innerhalb Europas und auch mit dem Zug erreicht man viele Ziele schnell.
Was würdest du immer wieder so machen, wie du es bisher getan hast und welche Erfahrungen haben dich mit der Zeit vorsichtiger gemacht?
Ich würde das allermeiste wieder so tun, wie ich es getan habe. Aus den relativ wenigen Fehlschlägen habe ich viel gelernt, unter anderem, dass man alles, was mit Geld zu tun hat, vertraglich gleich zu Anfang wasserdicht regeln sollte. Das verhindert im Fall von Meinungsverschiedenheiten viel Stress.
Was empfiehlst du jungen Gründern?
Jungen Gründern würde ich die folgenden Ratschläge an die Hand geben. Ganz wichtig ist, dass die Chemie im Team stimmen muss. Man sollte sich ergänzen, aber gleiche moralische Grundwerte haben. Dann muss man den Nutzen des Produktes jemand fachfremdem in einer Minute erklären können. Gleiches gilt für das Geschäftsmodell: wie wird das Geld verdient? Außerdem sollte man nicht zu viel Kontrolle – Anteile – abgeben. Die bekommt man später nie wieder. Und je mehr Leute mitreden – wollen -, desto komplexer wird jede Entscheidung. Letztlich gilt Mut zu ungewöhnlichen Ideen haben. “Das hat man immer so gemacht” oder “das machen alle so” sollte man nie als Begründung akzeptieren, weder bei technischen noch bei geschäftlichen Themen.
Pocast
Auch im zweiten ds-Podcast kommentieren OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt und ds-Chefredakteur Alexander Hüsing wieder die Startup- und Digital-News der Woche. Wir sprechen unter anderem über den Exit von nu3 an Shop Apotheke und die Stand der Dinge bei Lesara.
In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.
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