Gastbeitrag
So profitieren Startups von APIs etablierter Unternehmen
APIs (Application Programming Interfaces) sind wie digitale Steckdosen, über die ihr euch von außen mit anderen Unternehmen verbinden könnt. Das Spannende: Über APIs erhaltet ihr Zugang zu Daten und Funktionen, mit denen ihr eure eigenen Angebote noch besser machen könnt. Apps wie Airbnb, Whatsapp oder Runtastic nutzen beispielsweise die Google Maps API, um ihren Nutzern interaktive Kartenfunktionen anbieten zu können. Doch APIs sind keineswegs ein rein technisches Thema, denn sie eröffnen substantielle Wachstumschancen.
Der Siegeszug der API-Ökonomie
Der Begriff der „API-Ökonomie“ bringt es auf den Punkt: Die Zeiten, in denen Programmierschnittstellen nur Developer elektrisierten, sind lange vorbei. Im Januar 2018 vermerkte das weltweit größte API-Verzeichnis ProgrammableWeb 19.000 Programmierschnittstellen. Alleine in den letzten vier Jahren sind über 8.000 neue APIs hinzugekommen. Das zeigt: APIs sind kein Trend, sondern elementarer Bestandteil der digitalen Ökonomie.
Wachstumsbeschleuniger made in Germany
Neben den Tech-Giganten aus dem Silicon Valley gibt es auch immer mehr Großunternehmen aus Deutschland, die ihre Datenschätze über APIs für externe digitale Anwendungen öffnen. Rund ein Drittel der DAX 30-Unternehmen verfügt mittlerweile über eigene API-Programme. Die Branchenvielfalt ist groß: Neben dem Software-Sektor (SAP) gibt es beispielsweise auch Schnittstellen im Bereich der Luftfahrt (Lufthansa), Automobilindustrie (BMW, Daimler) und in der Versicherungswirtschaft (Allianz). Hinzu kommen digitale Player wie Immobilien Scout 24 und Xing, die ebenfalls über eigene APIs verfügen.
Übersicht: Große deutsche Unternehmen mit eigenen API-Programmen
Allianz
Die Allianz bietet API-Schnittstellen in den Bereichen Car-Assistance, Health, Home und Travel.
BMW
BMW CarData bietet die Möglichkeit, mit Zustimmung der Kunden auf Telematikdaten aus BMW-Fahrzeugen zuzugreifen. Auf Basis dieser Daten könnt ihr Kunden maßgeschneiderte, personalisierte Services anbieten.
Bosch
Die Bosch-APIs ermöglichen es u. A., alle Favoritenlisten in einer einzigen Datenbank zu konsolidieren. Auch bieten sie einen Real-Time-Zugriff zum Produktekatalog oder ermöglichen es, User-Feedback in Echtzeit zu sammeln und plattformübergreifend zur Verfügung zu stellen.
Daimler
Die API-Produkte von Daimler ermöglichen den Zugriff auf Mercedes-Benz-Fahrzeugdaten und Bilder für eigene Car Configurators und Apps.
Deutsche Bank
Über die API der Deutschen Bank könnt ihr auf Basis von Bankdaten personalisierte Apps und Services entwickeln oder die UX eurer Kunden verbessern.
Deutsche Börse
Die API-Produkte der Deutschen Börse bieten u.a. Indexdaten (Tickdaten für 30 Kurs- und Performance-Indizes) sowie vollständige historische Orderbuch- und Handelsdaten der Plattformen Eurex und Xetra.
DHL
Die API-Produkte der Deutschen Post bieten Daten in den Bereichen Geschäfts- und Privatkundenversand sowie Daten bezüglich Standortsuchen aller Packstationen/Postfilialen, Steuerung von Pakete durch Geschäftskunde sowie bezüglich Sendungsverfolgungen.
ImmobilienScout24
Das Immobilienportal bietet über 20 APIs mit Informationen u.a. zu Immobilien, Marktdaten und Finanzierung.
Lufthansa
Die Lufthansa bietet API-Produkte, die Zugriff auf Daten in den Bereichen Reference (Länder, Städte, Flughäfen), Angebote (Seat Maps, Lounges), Flüge (Status, Abflugpläne) sowie Cargo bieten.
SAP
Die API-Produkte der SAP können genutzt werden, um u. A. Betriebskosten zu verwalten oder Banking-Apps zu entwickeln, die mit der SAP Omnichannel Banking Plattform kompatibel sind.
Verimi
Die Identitätsplattform bietet eine API, über die ihr euren Nutzern einen Login per Verimi ermöglicht und damit Registrierungshürden für eure Online-Angebote abbaut.
Xing
Über die API des beruflichen Social Networks könnt ihr Xing-Inhalte und Funktionen in eure Angebote integrieren.
So helfen euch APIs beim Aufbau eures Start-ups
Gerade die APIs großer Unternehmen sind für junge Start-ups von Bedeutung. Denn unter gewissen Voraussetzungen erhaltet ihr über die Schnittstellen nicht nur Daten zur Weiterentwicklung eurer Angebote, sondern auch Zugang zu den bestehenden Kundenstämmen und der Reputation der etablierten Unternehmen. All diese Punkte können euch dabei helfen, das Geschäft anzukurbeln ohne in kostspielige Maßnahmen zur Kundenakquise und Marketing investieren zu müssen. Wichtig: Ohne die Zustimmung der Kunden geht gerade in Zeiten von DSGVO und dem Facebook-Datenskandal nichts. Das heißt, wenn ihr über die API mit den Kunden der anbietenden Unternehmen interagieren möchtet, benötigt ihr deren explizite Zustimmung.
Das Beispiel Uber – ohne APIs undenkbar
Auch zahlreiche populäre Apps bauen auf den APIs anderer Anbieter auf. Ein Beispiel dafür ist Uber: Für Textnachrichten greift der Fahrdiensteanbieter auf Twilio zurück, die Kartenfunktion wird durch die Google Maps API ermöglicht, und für die Abwicklung der Zahlungen kommt Braintree zum Einsatz. Darüber hinaus nutzt Uber die API von Card.io, womit die Scan-Funktion für Kreditkarten umgesetzt wurde. Der Blick unter die Haube zeigt, wie APIs dem Tech-Giganten zum Aufstieg verholfen haben.
Fazit: Plug & Grow!
Was zunächst wie ein vorübergehender Trend schien, hat sich zum elementaren Bestandteil der digitalen Ökonomie entwickelt. Über APIs erhalten Start-ups schnell und kostengünstig Zugang zu Daten, Kunden und Reputation etablierter Unternehmen. Da sich auch immer mehr große Unternehmen aus Deutschland über Schnittstellen öffnen, können Start-ups aus einer zunehmend Vielfalt die für sie passenden API-Programme wählen und auf den Schultern etablierter Player wachsen.
Über den Autor
Joris Hensen verantwortet das API Programm der Deutschen Bank, das er Anfang 2015 mitbegründet hat. In seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit bei der Deutschen Bank war er in verschiedenen internationalen Projekten als Projekt- und Innovationsmanager tätig. Joris Hensen versteht sich als Intrapreneur und hat sich den Zukunftstrends in Hinblick darauf verschrieben, wie sie das Leben der Menschen verändern und verbessern können. Er twittert unter @joris_hensen. Mehr Infos zur API der Deutschen Bank findet ihr unter https://developer.db.com.
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