Interview
Vom Spaßprojekt zum Startup mit Millionenumsatz
Vor rund sieben Jahren beginnt die Geschichte von Braufässchen. Damals wollen die Studenten Ping Lu, Dominik Guber und Wolfgang Westermeier ihr eigenes Bier brauen. Aus dem Spaßprojekt wird dann schnell eine eigen Firma. Aus der Jungfirma, die unter anderem von Döhler Ventures unterstützt wird, wird in wenigen Jahren ein Unternehmen, für das inzwischen 20 Mitarbeiter arbeiten. Im vergangenen Jahr erwirtschafte Braufässchen einen Umsatz im mittleren einstelligen Millionenbereich. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Guber über Logistikpartner, Working Capital und Liquiditätsengpässe.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Braufässchen erklären?
Jedes Jahr hast du keine Ahnung, was du deinem Mann oder deinem Sohn zu Weihnachten schenken sollst – stimmt’s Oma? Beide lieben Bier! Und beide würden es noch mehr lieben, ihr eigenes Bier in nur einer Woche ganz einfach zu Hause selbst zu brauen. Genau das bieten wir mit Braufässchen!
Hat sich Euer Konzept seit dem Start verändert?
Während wir uns zu Beginn stark auf die Individualisierung des Geschmacks und die Biervielfalt konzentriert haben, liegt unser Fokus inzwischen ganz klar auf dem Konzept des Do-It-Yourself.
Warum diese kleine Neuausrichtung?
Da wir gemerkt haben, dass die Kunden sich zwar im ersten Moment für die Vielfalt interessieren, jedoch der Großteil sich beim Kauf für einen unserer Bestseller entscheidet. Außerdem sprechen die Kunden beim Feedback deutlich ausführlicher über den DIY-Aspekt.
Wie genau hat sich Braufässchen seit der Gründung entwickelt?
Aus einem reinen Spaßprojekt parallel zum Studium hat sich inzwischen ein internationales Startup entwickelt. Unser Braufässchen wird inzwischen in der englischen Variante Brewbarrel in komplett Europa und seit Anfang 2017 auch in China vertrieben.
Und auch in den USA seit ihr bereits unterwegs. Was ist die größte Herausforderung bei der Expansion in die USA?
Für uns als Food-Startup war die erste große Herausforderung definitiv der Import und die damit verbundene FDA-Zulassung. Eine weitere Herausforderung war die Suche nach einem geeigneten Logistikpartner vor Ort und inzwischen beschäftigt uns vor allem die Suche nach potentiellen Händlern und Distributoren.
Und wie schwer ist es, in China Fuß zu fassen?
China vollständig selbst zu erschließen, war für uns nahezu unmöglich. Gerade mit Lebensmittelprodukten kann der Import ohne entsprechende Kontakte und Erfahrung sehr schwierig sein. Außerdem gestaltet es sich als große Herausforderung unter den zahlreichen Interessenten die richtigen Partner für den Vertrieb und die Distribution auszuwählen. Wir erhalten pro Jahr mehrere hundert Distributionsanfragen. Nahezu alle dieser Anfragen verlaufen sich aber nach einiger Zeit komplett. Deswegen sind wir sehr froh mit unserem jetzigen Partner, der uns aus einer Hand sowohl beim Import als auch bei der Distribution im Land unterstützt.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Braufässchen inzwischen?
Wir sind inzwischen ein Team von circa 20 Leuten und haben damit 2017 einen mittleren einstelligen Millionenbetrag umgesetzt.
Arbeitet ihr profitabel?
Ja, bereits seit einigen Jahren.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben definitiv das Thema Working Capital bei einem stark wachsenden, produzierenden Food-Unternehmen unterschätzt. Gerade zu Beginn standen wir deswegen mehrmals kurz vor einem Liquiditätsengpass.
Wie habt ihr diese Liquiditätsengpässe lösen können?
Durch Nachverhandlungen bei den Zahlungszielen unserer Lieferanten und durch Kredite um den Warenbestandsaufbau vorzufinanzieren.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Bei der Team-Zusammensetzung und vor allem bei der Internationalisierung des Unternehmens und der damit einhergehenden Internationalisierung innerhalb des Teams.
Wo steht Braufässchen in einem Jahr?
Wir sind erneut sehr stark gewachsen und haben neben dem Braufässchen zwei weitere Food- und Beverage-Produkte erfolgreich in Europa eingeführt.
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