15 Fragen an Olaf Zimmer

“Der Weg war nicht einfach, aber macht mich umso stolzer”

"Wenn Ihr an Eure Idee glaubt, dann macht erst einmal Eure Hausaufgaben und konzentriert Euch zum Start auf Euren USP, Eure Stärken und Eure Ziele. Leidenschaft ist durch nichts zu ersetzen und kann fehlendes Fachwissen ausgleichen", sagt Olaf Zimmer, Gründer von zoxs.de.
“Der Weg war nicht einfach, aber macht mich umso stolzer”
Freitag, 23. März 2018VonAlexander

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Olaf Zimmer, Gründer der Re-Commerce-Firma zoxs.de. Das Unternehmen aus Wesel, das aus einem Offline-Konzept hervorging, erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von über 20 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben verfügt zoxs.de über 250.000 Kunden. 65 Mitarbeiter wirken für das Unternehmen.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Ich kann das tun, was ich liebe. Ich kann meine Visionen verfolgen und durch meine Entscheidungen den Weg dahin maßgeblich steuern. Die damit verbundenen Etappenerfolge machen mich stolz. Tiefschläge erhöhen den Ehrgeiz und werden zu wertvollen Erfahrungen. Ich kann ungebremst, nahezu ohne Effizienzverlust, Ideen verwirklichen und muss nicht von Tür zu Tür gehen, um ein „Go“ zu erkämpfen.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Als Kind war ich häufig mit meiner Großmutter auf Trödelmärkten unterwegs. Ein paar Jahre später, als ich ein Gefühl für Geld bekam, realisierte ich schnell, dass durch die extremen Diskrepanzen vom 2nd-Hand-Preis zum Neupreis ein Business entstehen kann.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Als Jugendlicher habe ich begonnen, mit meinem Taschengeld auf Trödelmärkten zu kaufen und anschließend zu verkaufen. Nebenbei hatte ich noch mit 17 eine Website, auf der ich Rezensionen über Freeware-Programme verfasste. Für mich war es damals schon cool zu sehen, wenn über die Website positiv in PC-Magazinen berichtet wurde. Mit Bannerwerbung verdiente ich zusätzlich Geld und verkaufte die Website 1999. Mit der „Trödelware“ ließen sich durch das Internet in den ersten Jahren von Alando und eBay teilweise extreme Margen erzielen. Dazu habe ich recht früh mit 18 Jahren einen eigenen Store eröffnet. Bis heute musste ich auf keine Fremdfinanzierung oder Beteiligung eines Investors zurückgreifen. Der Weg war nicht einfach, aber macht mich heute umso stolzer.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Ganz klar die fehlende Erfahrung. Als junger Mensch hat man häufig den Eindruck, dass sich die Welt gegen einen verschworen hat. Manche Entscheidungen würde ich heute, mit entsprechender Erfahrung, nicht mehr in dieser Form treffen. Heutzutage sehe ich aber in jedem Fehler oder Problem eine Chance, es besser zu machen und nutze sie auch.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Bei aller Bescheidenheit glaube ich, im Rahmen meiner Möglichkeiten und Herkunft vieles richtig gemacht zu haben. Ich bin einfach zufrieden damit, wie es gelaufen ist. Trotz teilweise extrem langen Tagen hatte ich bereits als 20-jähriger genügend Möglichkeiten, neben der Arbeit auch meine Hobbys und Interessen zu verfolgen. Vielleicht hätte ich mir zu Beginn gewünscht noch etwas professioneller zu sein, aber irgendwie hätte das damals auch nicht zu mir gepasst.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Die wichtigsten Marketing-Tools sind bei uns SEA und SEO. Es war für mich aus strategischer Sicht der perfekte Mix, Kosten zu sparen und mit guter Arbeit günstig und langfristig Neukunden zu gewinnen. Natürlich ist dies immer eine Frage der Branche oder Unternehmensphilosophie. Bei uns steht das nachhaltige Wachstum im Vordergrund. Durch intensive Optimierungen konnten wir über Jahre gute Suchmaschinen-Rankings erlangen sowie den Preis pro Conversion bei Werbeanzeigen sukzessive weiter reduzieren.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Speziell was die erste Phase der Gründung betrifft, möchte ich meiner damaligen Freundin danken. Ein großer Teil meines Umfeldes hatte Zweifel an meinem Vorhaben, aber sie hat immer an mich geglaubt, mich motiviert und tatkräftig unterstützt. Danke, Fabienne!

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Schaut nicht zu sehr auf die Mitbewerber. Wenn Ihr an Eure Idee glaubt, dann macht erst einmal Eure Hausaufgaben und konzentriert Euch zum Start auf Euren USP, Eure Stärken und Eure Ziele. Leidenschaft ist durch nichts zu ersetzen und kann fehlendes Fachwissen ausgleichen. Euer Team sollte zudem nicht zu schnell wachsen. Gerade in der Startphase sollte der Gründer großen Anteil an seinem Konzept haben. Wenn man zu schnell in mehrere Richtungen geht und zu viel in andere Hände gibt, kann der Fokus ganz schnell verloren gehen. Dies beobachte ich bei jungen Gründern sehr häufig. Ihr gewinnt keine User mit halbfertigen Features.

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Ich würde bereits in der Schule ansetzen, um Talente zu fördern. Auch wenn die Selbständigkeit nicht jedermanns Sache ist, könnte ein entsprechender Lehrplan helfen, Interessen zu fördern und die Vorteile unternehmerischen Denkens zu entdecken. Der Erfolg von TV-Formaten wie „Die Höhle der Löwen“ zeigt, wie groß die Faszination Start-up ist. Junge Start-up-Gründerinnen und Gründer würden in speziellen Mentoring-Programmen von erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern immens profitieren!

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Die Frage habe ich mir tatsächlich noch nie gestellt. Vermutlich wäre ich irgendwo in der Prozessoptimierung, Big Data oder dem Controlling gelandet.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschen spielen?
Ich finde den Werdegang der Auto 1 Group erstaunlich. Als Start-up kann man dieses Unternehmen kaum noch bezeichnen. Lediglich das Gründungsjahr lässt diese Bezeichnung zu. Ich interessiere mich nicht ausschließlich wegen des ähnlichem Business-Modell dafür, sondern weil Autos ebenfalls eine Leidenschaft von mir sind. Ich hätte gerne irgendwann in diesem Segment Fuß gefasst. Doch bei diesem Wachstum und aktueller Marktmacht der Auto 1 Group sind die Chancen für jeden Mitbewerber äußerst gering.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Die Antike und besonders das römische Reich haben mich bereits als Kind sehr interessiert. Die Innovationen und Konstruktionen, die schon damals von den Römern ausgingen, waren für die damalige Zeit herausragend.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ein Drittel investiere ich in ein für mich vielversprechendes Start-up, ein weiteres Drittel in Aktien von etablierten Unternehmen, an die ich langfristig glaube und das restliche Drittel stecke ich in eine Immobilie für meine Altersvorsorge. So habe ich das optimale Package aus Risiko, regelmäßiger Dividende sowie Vernunft. Geht das Start-up durch die Decke, dann errichte ich ein Obdachlosenheim, also wünscht mir Glück.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Den Sonntag nutze ich immer, um total zu entspannen und mich von der Woche zu erholen. Im Sommer fahre ich schon mal an den Strand nach Holland, da kann ich persönlich immer am besten komplett abschalten. Ok, nach etwa drei Stunden erwische ich mich dann doch wieder bei einem Prozess, den ich in Gedanken bereits optimiere. Aber nicht viel ist schöner für mich, als bei Sonne, dem Meeresrauschen und einer leichten Brise Wind ohne Hektik über alle möglichen Themen nachzudenken.

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich trinke keinen Kaffee und Lukas Podolski trinkt keinen Alkohol, darum treffe ich mich mit ihm auf ein Wasser in seinem Döner in Kölle. Ich finde es einfach genial, wie sich Lukas verändert hat. Er ist noch ein ehrlicher Junge geblieben und hat sich dennoch in seiner Art extrem gewandelt. Mit den richtigen Begleitern gestaltet er nun mit geschicktem Marketing rund um seine Person bereits seine Zukunft nach dem Fußball. Mit ihm kann man sich sicherlich von der ersten Sekunde an ehrlich unterhalten – anders als bei so manchem eher peinlichen Small-Talk in einem Business-Meeting.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.