Interview
So schafften es zwei Haferfans in die Regale – ohne #DHDL
Vor rund vier Jahren hievten Philip Kahnis und Robert Kronekker Hafervoll, ein Müsliriegel (Flapjacks genannt) aus Hafer, aus der Taufe. “Unsere Produktidee ist ein reines Wutprodukt! Die Idee hat sich über die Jahre entwickelt, sicherlich haben auch die zahlreichen Mogelpackungen im Handel dazu beigetragen, dass wir uns verstärkt nach einem gesunden und ehrlichen Riegel umgesehen haben”, blickt Mitgründer Kronekker auf die Entstehungsgeschichte des leckeren Start-ups zurück.
Die Anfangszeit war hart für die Kölner Jungs. “Wir haben am Anfang viel Eigenkapital verballert”, sagt Kronekker zur Gründungsgeschichte des Start-ups. Der harte und lehrreiche Weg hat sich für die Kölner aber gelohnt. 15 Mitarbeiter arbeiten inzwischen für das Unternehmen. “Ehrlich gesagt haben wir anfangs nicht gedacht, dass das Thema Hafer so groß werden kann, aber wir hatten einen guten Riecher für ein neues innovatives Produkt, nachdem ein echter Bedarf besteht”, sagt Mitgründer Kahnis.
Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Hafervoll-Macher Philip Kahnis und Robert Kronekker über “Die Höhle der Löwen”, Logistik und den “kölschen Klüngel”.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Start-up erklären?
Kronekker: Oma, wir backen Müsli im Ofen, so gesundes Zeug, das man in Supermärkten kaufen kann.
Ist der Supermarkt euer wichtigster Absatzmarkt – oder sehr ihr euch als Online-Marke?
Kronekker: Wir sehen uns mehr als Offline-Marke, da unsere DNA weniger die E-Commerce Sprache spricht. Der Weg in den Lebensmitteleinzelhandel war daher ohne “Die Höhle der Löwen” nicht gerade leicht. Es gab immer wieder Situationen bei denen wir gerne mehr in unsere Marke investiert hätten, allerdings haben wir uns weiterhin auf den Lebensmitteleinzelhandel fokussiert und hier unsere Ausgaben gebündelt. Der vertriebliche Erfolg gibt uns Recht und wir wurden für unser Durchhaltevermögen belohnt.
Wie genau hat sich Hafervoll seit der Gründung entwickelt?
Kronekker: Die Anfänge waren natürlich sehr schwer und auch die ersten Gehälter mussten erst einmal auf sich warten lassen. Mittlerweile können wir mit Stolz behaupten, laut Marktzahlen die drittgrößte Müsliriegel-Marke am Markt zu sein und produzieren mehrere Millionen Flapjacks, sind in knapp über 7000 Stores in DACH gelistet, sowie mit 15 Mitarbeiter und externen Partner in der Produktion, Logistik & PR sehr gut aufgestellt zu sein. Oder kurz gesagt: prächtig!
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Kronekker: Gute Frage, über diese Dinge redet man ja eigentlich nicht so gerne.
Dann ist jetzt die Chance dafür!
Kahnis: Gerade in der Anfangsphase hatten wir aber etwas Pech mit Mitarbeitern, besonders mit Grafikern die nicht mit unserer ehrlichen Art zu Recht gekommen sind. Auch das Thema Logistik haben wir am Anfang etwas unterschätzt. Nach einer nationalen TV-Kampagne von Rob und der Techniker Krankenkasse 2015, ist unser Onlineshop explodiert und wir haben gemerkt, hier brauchen wir doch mehr Verstärkung. Seit circa zwei Jahren arbeiten wir mit einem Fullfillment-Dienstleister für alle B2C/B2B-Aufträge und sind damit über glücklich! Wir haben aber auch zum Beispiel mal eine Test-Produktion eines neuen Produktes vergeigt, das Endergebnis war nicht optimal und unser Qualitätsmanagement konnte die Charge nicht für den Verkauf freigeben. Die Riegel haben wir dann an die Kölner Tafel gespendet.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Kronekker: Ehrlich gesagt haben wir anfangs nicht gedacht, dass das Thema Hafer so groß werden kann, aber wir hatten einen guten Riecher für ein neues innovatives Produkt, nachdem ein echter Bedarf besteht. Bei der Erweiterung unserer Flapjack Range, haben wir nach den klassischen Sorten, verstärkt unsere Specials mit Superfoods gelauncht und seit Neustem die sehr erfolgreichen Flapjacks mit einem höheren Eiweißgehalt von bis zu 16 % eingeführt. Zuletzt haben wie auf dem SevenVentures Pitch Day – unseren leicht verhaspelten Pitch nach einer kleinen Technikpanne auf Englisch – trotzdem erfolgreich über die Bühne gebracht und am Ende als Sieger ein Millionenbudget gewonnen.
Wo steht Hafervoll in einem Jahr?
Kahnis: In Hinblick auf die nationale TV-Kampagnen im Frühsommer würden wir sagen, deutschlandweit in jedem Regal.
Hafervoll residiert in Köln. Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Start-up-Standort?
Kahnis: Köln ist der kleine Bruder von Berlin, hier haben sich in den letzten Jahren viele Start-ups nicht nur im Tech- und E-Commerce-Bereich angesiedelt und eine tolle, kleine Szene für den Austausch entwickelt. Für Offline-Produkte ist es zudem ein toller Testmarkt, da die Supermarktdichte sehr hoch ist bei gut ausgeprägter Kaufkraft und interessanten Großhändlern. Auch personaltechnisch lohnt sich der Standort, da Köln durch den angenehmen rheinländischen Charme und die vielen Jobmöglichkeiten, sowie Universitäten/Fachhochschulen einen besonderen Anreiz auch für Nicht-Kölner bietet. Den „kölschen Klüngel“, sprich die extreme Offenheit in der Region zu Netzwerken und gemeinsame Kooperationen auf die Beine zu stellen, darf man ebenfalls nicht unterschätzen.
Was macht den besonderen Reiz der Start-up-Szene in Köln aus?
Kronekker: Der Reiz der Szene ist sicherlich, dass sie noch etwas im Aufbau- und Findungsprozess ist und daher nicht so überlaufen ist. Es gibt mittlerweile schon zahlreiche Events und Anlaufmöglichkeiten wie z.B. den Startplatz, aber auch viel Weitere, die allesamt sehr zentral gelegen und sogar mit dem Fahrrad zu erreichen sind. Wie sagt man so schön, klein aber fein!
Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Kronekker: Puh, schwierige Frage, da wir uns sehr stark auf uns selbst konzentrieren und eigentlich nicht genau sagen können, wie es ist ein Unternehmen in Berlin zu führen. Wir hören immer wieder mal, dass es in Berlin so viele Netzwerkveranstaltungen gibt, dass es einen schon fast nervt. Die meiste Zeit des Jahres verbringen wir aber auf Handelsmessen, sodass wir das selbst gar nicht genau einschätzen können. Auch das Thema Personal soll in Berlin einfacher sein! Nach unserer Einschätzung ist aber auch der Standort Köln sehr attraktiv um fleißige Bienen zu finden. Durch die Bank muss man aber sagen, dass die Immobilien in Berlin immer sehr fancy sind sprich geile rustikale Hinterhofsbutzen mit Flair.
Was fehlt in Köln noch?
Kahnis: Gefühlt sitzen mehr VCs und Business Angel in Berlin und auch wenn Food-Themen immer stärken werden, fehlt in der Karnevalshochburg noch ein bisschen das Thema Food.
In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.
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