“Allein kann die Last sehr schwer sein”
In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen. Im Sologründer-Interview mit deutsche-startups.de spricht Sibilla Kawala-Bulas, Gründerin des Trachtenshops Limberry, über Erfahrungen, Mitgründer und Überzeugungen.
Was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer stellen müssen?
Als Sologründer hat man keinen Weggefährten, mit dem man alles besprechen und sich austauschen kann – der eigene Freundeskreis hat nur bedingt dafür ein Ohr oder Interesse. Es gibt keine Zweitmeinung, die man sich jederzeit einholen kann, kein gemeinsames Diskutieren der nächsten Schritte. Wenn man im Duo gründet, hat man die Möglichkeit, sich gleich zu Beginn mit viel Expertise auszurüsten – zum Beispiel gibt es einen Kreativ-Part und einen, der sich mehr um das Unternehmerische kümmert. Alleine muss man viele Entscheidungen in Bereichen treffen, in denen man wenig bis keinerlei Erfahrungen und Wissen drin hat – da wäre ein Co-Founder sehr hilfreich, um gemeinsam eine Entscheidung zu treffen.
Blicken wir einmal auf die positive Seite: Was ist der größte Vorteil, den Sologründer haben?
Der positive Aspekt ist, dass man Reibungen und Streitigkeiten vermeidet: Man kann Entscheidungen selbst treffen, muss mit niemanden diskutieren oder sich rechtfertigen. Das macht einen Sologründer schneller und unabhängiger in der Ausführung von Prozessen und nächsten Entwicklungsschritten.
Jetzt ein Blick auf die negative Seite: Was ist der größte Nachteil, den Sologründer haben?
Vier Augen sehen mehr als zwei, vier Ohren hören mehr als zwei. Ich denke, es ist oft von Nachteil, wenn man keinen gleichgesinnten, höchstmotivierten Mitgründer dabei hat. Dieser kann helfen, Entscheidungen abzuwägen und zu treffen sowie eine neue Perspektive und Wissen mit in das Unternehmen bringen. Auch ist natürlich alles zu zweit schneller gemacht: Man kann die Aufgaben verteilen und viel gemeinsam schaffen – noch bevor man überhaupt so weit ist, sich – bezahlte – Mitarbeiter mit ins Boot zu holen. Allein kann die Last sehr schwer sein, man trägt eben alle Verantwortung auf seinen Schultern.
Sind Ihnen Fehler unterlaufen, die bei einer Teamgründung vermutlich nicht passiert wären?
Hmmm, das ist nicht so einfach. Vielleicht hätte ich nicht so lange an meinem ersten Geschäftsmodell festgehalten – individualisierbare Frauenmode -, sondern früher den “Switch” zur Trachtenmode gemacht, der Limberry letztlich den Erfolg brachte.
Gibt es Tools und Services, die Ihnen die Arbeit erleichtern?
Ich arbeite sehr gut mit den üblichen Verdächtigen – von Google Analytics bis Skype zur Kommunikation mit meinen externen Mitarbeitern. Besondere Tools nutze ich nicht.
Würden Sie wieder ein Unternehmen alleine gründen?
Ich habe Limberry nicht aus Überzeugung alleine gegründet – ich kannte nur niemanden, der/die mit mir den Weg der Selbstständigkeit gehen wollte. Um nicht ganz auf meinen Traum des eigenen Unternehmens zu verzichten, habe ich alleine gegründet – aber ab ersten Minute immer nach passenden, kompetenten Mitstreitern gesucht. Nach einem halben Jahr hatte ich Glück: Ich fand Programmierer, die bei mir einstiegen und die ich später auch an Limberry beteiligte. Daher ist die Frage mit ja zu beantworten: Bevor ich gar nicht gründe, weil ich keine Co-Founder finde, würde ich wieder alleine gründen – aber immer mit der Hoffnung, wieder passende Gesellschafter auf dem Weg zu finden.
Welchen Tipp geben Sie anderen Sologründern mit auf den Weg?
Sucht euch Gleichgesinnte und gründet nicht allein! Es bringt viel mehr Spaß mit Co-Foundern Erfolge zu feiern und zu teilen, oder auch Probleme im Team zu meistern. Gute Mitarbeiter sind super – aber echte Mitgründer kannst du eben auch Sonntagabends mal anrufen, Probleme besprechen oder deine Sorgen in Bezug auf “dein Baby” loswerden.
Aus unserem Themenschwerpunkt Sologründer: “So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell“, “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.
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