Marko Nußbaum im Interview

“Im Karneval macht man die besten Geschäfte”

"Ich habe noch nie in Berlin gegründet, könnte mir aber vorstellen, dass es in Köln deutlich leichter ist, Kontakte zu knüpfen. Da geht man halt einfach zusammen auf ein Kölsch und bespricht sich ganz ungezwungen", sagt Marko Nußbaum von TheAppGuys.
“Im Karneval macht man die besten Geschäfte”
Mittwoch, 5. Juli 2017VonAlexander Hüsing

Seit 2012 kümmert sich das Kölner Unternehmen TheAppGuys, das von Marko Nußbaum geführt wird, um mobile Softwarelösungen – etwa für Unternehmen wie Chefkoch.de. Mit “Köln Abfahrtsinfo”, einem Dienst rund um Echtzeit-Informationen zu allen Bus- und Bahnabfahrten der KVB, startete die Digitalschmiede zudem gerade erst ihre erste Anwendung für Alexa.

Acht Mitarbeiter arbeiten für TheAppGuys, das Gründer Nußbaum, der früher mit Nachnamen Tosic hieß, komplett ohne Fremdinvestoren hochgezogen hat. Besonders stolz ist das TheAppGuys-Team auf den Frauenanteil (50 %) im Unternehmen. Im Köln-Interview mit deutsche-startups.de spricht TheAppGuys-Macher Nußbaum über Anlaufstellen, Netzwerke und Veedel-Strukturen.

Reden wir über Köln. Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Start-up-Standort?
Das ist eigentlich recht einfach: Köln ist einer der wichtigsten Medienstandorte in Deutschland und durch die unmittelbare Nähe zu Funk, Film & Fernsehen – WDR, Vox, RTL & Co, MMC Studios – bestens geeignet für Medien-Startups. Als Gründer hat man vielfältige, kompetente Anlaufstellen, die einem bei den ersten Schritten Unterstützung bieten.

Wo muss man als Gründer hin?
Zum Beispiel ins Startcenter der Stadt Köln oder ins Gründer- und Innovationszentrum. Hinzu kommt ein gut funktionierendes Netzwerk für die Förderung von Jungunternehmern der Branche wie unter anderem medien.NRW und Mediencluster NRW. Gute und vielfältige Startup-Büros sowie Inkubatoren wie COLABOR, Clusterhaus, Startplatz, Solution Space, Ehrenspace uvm. tragen einen weiteren Teil dazu bei, dass Köln als Start-up-Standort wirklich empfehlenswert ist.

Was macht den besonderen Reiz der Start-up-Szene in Köln aus?
Grundsätzlich gibt es eine Menge Veranstaltungen, die sich speziell an die Startup-Szene richten. Mein persönlicher Favorit ist der Pirate Summit, nach eigener Bezeichnung „Europe’s craziest startup conference“. Davon abgesehen ist Kölns Kultur einfach der ideale Nährboden für gutes Networking. Der Sage nach macht man im Karneval die besten Geschäfte. Mich würde nicht wundern, wenn das stimmt.

Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Ich habe noch nie in Berlin gegründet, könnte mir aber vorstellen, dass es in Köln deutlich leichter ist, Kontakte zu knüpfen. Da geht man halt einfach zusammen auf ein Kölsch und bespricht sich ganz ungezwungen. Außerdem ist Köln zwar eine Millionenstadt, aber trotzdem überschaubar. Gerade wegen der Veedel-Struktur hat man häufig das Gefühl, eher in einer Kleinstadt zu wohnen, wo man ganz oft den gleichen Menschen über den Weg läuft. Das hat etwas sehr Vertrautes.

Was fehlt in Köln noch?
Wenn wir beim Köln-Berlin-Vergleich bleiben wollen: die Berliner Luft. Denn mal ganz ehrlich, hier im Kölner Becken ist die Luft manchmal ganz schön dick. Und: Lustige Werbespots für die KVB.

In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 200 Start-ups, 15 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.