Zahlencheck

Dawanda in der Dauerkrise: Rote Zahlen und Entlassungen

In den vergangenen Jahren verbrannte Dawanda über 22 Millionen Euro, zuletzt war das Grown-up tiefrot. Nun will sich das 2006 gegründete Unternehmen "agiler und technologiegetriebener" aufstellen. Ein Weg aus diesem Dilemma sind nun Entlassungen bei Dawanda.
Dawanda in der Dauerkrise: Rote Zahlen und Entlassungen
Dienstag, 4. Juli 2017VonAlexander Hüsing

Das Berliner Grown-up Dawanda, ein Online-Marktplatz für Handgefertigtes, sucht nach einer profitablen Zukunft. “Die Nachfrage nach Handgemachtem, nach DIY-Anleitungen und Kreativbedarf ist weiterhin stark steigend. Uns ist es in den letzten Jahren jedoch nicht ausreichend gelungen, die User-Experience sowohl für Käufer als auch für unsere Verkäufer so voranzubringen, dass wir parallel zum Trend wachsen würden”, beschreibt Gründerin Claudia Helming die Lage im Unternehmen.

Nun will sich das 2006 gegründete Unternehmen “agiler und technologiegetriebener” aufstellen. Helming verweist gleichzeitig auf “zu viele Baustellen und neue Initiativen gleichzeitig”, die verhindert hätten, dass das Grown-up wirklich Fahrt aufnehmen konnte. Ein Weg aus diesem Dilemma sind nun EntlassungenEin Viertel der rund 230 Mitarbeiter musste gerade gehen. Der neue Weg soll das Unternehmen auch in die schwarzen Zahlen führen. “Das dritte und vierte Quartal 2017 sollen bereits profitabel sein, 2018 soll die Vollprofitabilität erreicht werden”, teilt Dawanda per Mail mit.

Im vergangenen Jahr machte der Marktplatz erneut Verluste. Gründerszene verweist auf 4,2 Millionen Euro Vorsteuer-Verluste. Auch in den Jahren zuvor steckte Dawanda immer knietief in den roten Zahlen – wie die Jahresabschlüssen belegen. 2015 lag der Jahresfehlbetrag bei 6,4 Millionen Euro. 2014 (2,8 Millionen), 2013 (3,5 Millionen) und 2012 (4,9 Millionen). In den Jahren 2011 (14.863 Euro) und 2010 (70.284) erwirtschaftete der DIY-Dienst dagegen Jahresüberschüsse – wenn auch magere. 2009 (349.879), 2008 (765.583) und 2007 war (281.706) waren dagegen wieder Jahresfehlbeträge an der Tagesordnung. Insgesamt verbrannte Dawanda somit in den vergangenen Jahren somit über 22 Millionen Euro.

Für 2015 und 2014 liefert Dawanda in den Jahresabschlüssen auch Hinweise auf den Umsatz des Unternehmens. Das Rohergebnis lag 2015 bei 13,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es 12,8 Millionen Euro. Im Interview mit “Internet World Business” spricht Mitgründerin Helming über die Zahlen für 2016: “Der Umsatz ist nur leicht gestiegen, das war aber auch anvisiert. 2017 wird die Umsatzsteigerung deutlicher ausfallen”.

Seit Ende 2015 ist Dawanda fest in der Hand von Insight Venture Partners. Der bekannte Geldgeber hält für 50 % am Unternehmen. Investor Rocket Internet bestimmte aber zuletzt die Schlagzeilen unter den Dawanda-Gesellschaftern. Rocket hielt zuletzt 8,4 % der DaWanda-Anteile. Diesen Anteil bewertete der Internet-Investor Ende 2015 noch mit 6 Millionen Euro. Ende 2016 waren es nur noch 2,9 Millionen. Die Gesamtbewertung von Dawanda fiel somit innerhalb von 12 Monaten von rund 72,2 Millionen Euro auf 34,6 Millionen Euro. Damit ist die Bewertung nun sogar niedriger als 2014 (3,8 Millionen bzw. 45,2 Millionen).

“Normalerweise richten sich Bewertungen nach Finanzierungsrunden – das hat auch Rocket bisher so gehandhabt. Da wir aber 2016 keine Finanzierungsrunde hatten, gibt es eigentlich keine Bewertungsgrundlage. Klar haben wir Baustellen, und ­anhand derer könnte man aus Investorensicht davon ausgehen, dass sich der Firmenwert vermutlich nicht verdoppelt hat. Aber für eine Herabstufung gibt es einfach keinen Grund”, erklärt Helming die Abwertung im aktuellen Gespräch mit “Internet World Business”. Nach den miesen Zahlen für 2015 und 2016 kann man aber getrost von einer Krise bei Dawanda reden. Die jetzigen Entlassungen verdeutlichen dies noch einmal. Ende 2017 muss Dawanda wieder auf Kurs sein, sonst sieht die Zukunft düster aus.

Hausbesuch bei Dawanda

ds-dawanda-hb

ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich nun abermals bei DaWanda ganz genau umsehen – er fand unter ganz viel kunstvollen Kram.. Einige Eindrücke gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.