Gastbeitrag von Florian Komm
Mehrwert zur deutschsprachigen Gründungsliteratur
Das Wichtigste gleich vorne weg. Sollte man das Buch lesen bzw. in diesem Fall, nutzen? Hier ist meine Antwort – ganz klar, ja. Nun zum Warum, Patrick Stählers Buch “Das Richtige gründen. Werkzeugkasten für Unternehmer”, einen Mehrwert zur deutschsprachigen Gründungsliteratur liefert.
Das Patrick Stähler einer der fortschrittlichsten Akteure zum Thema Entrepreneurship ist, offenbart sich gleich am Anfang seines Buches, da er dem noch immer vielfach gepredigten Mantra des Business Plans für Unternehmensgründungen klar widerspricht. Er adressiert die dem Instrument Business Plan innewohnenden liegenden Fehlleitungen für den Start von Unternehmen.
“Das Richtige gründen” ist ein Arbeitsbuch für Gründer und die, die es werden wollen. Die grafischen Arbeitskomponten des Buches erinnern nicht zu Unrecht an den, von Alexander Osterwalder bekannt gemachten, Business Canvas. Die Grundlagen für diese, auf Visualisierung beruhende Geschäftsmodellanalyse, finden sich in Patrick Stählers 2001 veröffentlichter Dissertation wieder. Für seine aktuelle Publikation hat der Autor nun die von Osterwalder erschaffene Visualisierung weiterentwickelt.
Dieses Arbeitsbuch beginnt bei K wie Kundennutzen und führt dann systematisch durch alle Aspekte eines Entrepreneurial Designs. Es liefert dem angehenden Entrepreneur so ein Sparring, welches über gute Fragestellungen dem Entrepreneur, Denk- und Hausaufgaben “gibt”. Fallbeispiel verdeutlichen die jeweiligen Punkte für Einsteiger. Es werden aber keine Musterantworten präsentiert, die eine allgemeine Richtigkeit suggerieren.
Stähler spricht vom Gründer als Architekten des Entrepreneurial Designs und kommt so dem faltinschen Komponisten sehr nah. Auch Stähler ordnet den Entrepreneur in seinem konzept-kreativen Schaffen in die Nähe der Künstler ein und differenziert somit von Denken des einfachen Managers. Er ordnet dem Gründer vier Rollen zu. Diese sind: der Kundenversteher, der Geschäftsarchitekt, der Basisökonom und der Teambauer.
Patrick Stählers Konzept zur systematischen Ausarbeitung eines Geschäftsmodells ist auf der Höhe des modernen Entrepreneurship Denkens. Dies wird u.a. daran deutlich, dass er die Gründer vom Kundennutzen her und nicht vom Produkt oder einer möglichen Technologie aus denken lässt. Darüber hinaus sieht Stähler Kommunikation und Marketing als integralen Bestandteil eines guten Entrepreneurial Designs und fragt nach den Talenten, Stärken und Werten des Gründers.
Partner sind in seinem Ansatz nicht anonyme und beliebig austauschbare Rädchen im Getriebe des Unternehmenskonzeptes, sondern für den langfristigen Erfolg wichtig.
Der Gründer kriegt während des Entstehungsprozesses zu den unterschiedlichen Bereichen eine verständliche Erklärung und warum dieser Bereich, aus Patrick Stählers Sicht, wichtig für ein gelungenes Entrepreneurial Design ist. Die Theorie ist gut und vor allem auch für Nicht-Ökonomen verständlich erklärt. Auch spricht an, dass im Buch die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Begriffe wie Umsatz, Marge etc. kurz und bündig erklärt werden, aber nicht im Mittelpunkt stehen.
Wenn nötig, wird Theorie kurz eingeführt und mit Beispielen unterlegt.
Das Buch “Das Richtige gründen” ist als Sparringspartner geeignet und bietet die Möglichkeiten, systematisch ein Entrepreneurial Design auszuarbeiten, sowie es ggf. weiterzuentwickeln. Zudem wird immer wieder aufgefordert, die vermeintlich in Stein gehauene Konventionen und Regeln auf ihre Zeitgemäßheit zu prüfen bzw. zu hinterfragen.
Und zeigt das Buch dem Gründer nach getaner Ausarbeitung des eigenen Konzepts nun, wie man mit ein paar Millionen das Ganze umsetzen kann?
Zum Glück nicht! Vielmehr hält Stähler die Gründer an, nach der kleinst möglichen Variante des Geschäftsmodells zu suchen und so den Proof-of-Concept zu machen.
Den positiven Gesamteindruck rundet Patrick Stähler am Ende des Buches ab, indem er rät Business-Pläne nur zu schreiben, wenn es nicht anders geht. Diesem Rat kann ich nur zustimmen.
Wer sollte diese Buch lesen und dann als Arbeitsbuch nutzten?
Der Autor selbst, sieht sein Buch als Werkzeug nicht geeignet für Menschen die in den Konventionen das nächste Steuerbüro eröffnen möchten oder einfach ein, in den USA erfolgreiches, Geschäftsmodell kopieren wollen. Dies lässt aber zum Glück sehr viele potenzielle Gründer übrig. Dieses Buch ist insbesondere für Gründer zu empfehlen, die das erste Mal gründen, für Entrepreneure die selbst Probleme haben systematisch Dinge auszuarbeiten und dann umzusetzten.
Wer mit Patrick Stählers Werkzeugkasten gearbeitet hat, wird die Lücken in seinem Geschäftsmodell vor der Gründung schneller finden. Auch Gründer die meinen, alle Puzzleteile für ihr Entrepreneurial Design zu haben, sollten vor dem Start noch mal alles auf Herz und Nieren prüfen. Wer sein Geschäftsmodell einmal durch diesen systematischen Prozess geordnet und weiterentwickelt hat, dem sollten dann, bei der Umsetzung des eigenen Geschäftskonzeptes, die nötigen Anpassungen viel leichter fallen.
Das Richtige gründen
“Nicht Grübeln sondern zuhören, verstehen und testen”, lautet die Devise von Patrick Stähler. In seinem Buch “Das Richtige gründen”, wirbt er für eine andere Form der Gründungskultur – weg von der “Verkopftheit von Businessplänen”. Dem Leser gibt er dazu lehrreiche Übungen, spannende Aufgaben und viele kluge, inspirierende Beispielen an die Hand. Warum dies alles? “Deutschland braucht mehr Unternehmer, die mit außergewöhnlichen Ideen kreative und erfolgreiche Unternehmen starten.”
Patrick Stähler: “Das Richtige gründen. Werkzeugkasten für Unternehmer Gebundene Ausgabe”, Murmann Verlag, 208 Seiten, 29,90 Euro.
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