Kontist – schon vor dem Start millionenschwer
Für klassische Banke sind Selbständige oft uninteressant, zu niedrig oder unregelmäßig sind die Einkünfte. Gleichzeitig fehlt dieser Zielgruppe entweder die Zeit oder die Lust auf Buchhaltung und Bankenbürokratie. Zu viele Posten müssen im Blick behalten werden – da verliert man schnell den Überblick. Hier will künftig Kontist helfen. Das Start-up will die erste Banking-App speziell für Selbstständige sein.
Das Unternehmen bietet eine Lösung ausschließlich für diese Berufsgruppe, inklusive der Berechnung von Einkommens- und Umsatzsteuer an. Mit dieser Ausrichtung konkurriert das Start-up, das 2016 in Berlin gegründet wurde, mit dem skandinavischen Anbieter Holvi, das seinerseits die gleiche Zielgruppe ins Visier genommen hat. Kontist kooperiert mit der solarisBank, wo auch die Konten liegen sollen. Schon jetzt verfügt das Unternehmen über zwölf Mitarbeiter.
Anfang 2017 wollen die Gründer die App auf den Markt bringen. Bereits vor dem offiziellen Start schloss das Start-up seine zweite Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro ab. Das Geld kommt vom dänischen VC Founders und dem Fonds Vækstfonden. “Ersterer ist besonders interessant, weil Founders ein besonders aktives Team von Spezialisten, aus verschiedenen Bereichen von Growth bis AppBuilding mitgebracht hat und uns so gerade in der Anfangsphase besonders aktiv und praktisch unterstützen konnten. Die Förderung des dänischen Staats kam unter guten Bedingungen”, sagt Christopher Plantener. Zuvor konnte sich das Start-ups zudem schon eine siebenstellige Summe sichern. Eine weitere Runde soll noch vor Ablauf dieses Jahres folgen.
“Es geht um ein Konto mit Superpowers”
Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Kontist-Mitgründer Christopher Plantener über das Finanzamt, Selbstständige und Jahresgebühren.
Welche Idee steckt hinter Kontist?
Die Idee ist erst einmal ein Konto für Selbstständige und Freelancer in Deutschland anzubieten. Dabei geht es um ein Konto mit „Superpowers“, das mitdenken kann. Ein Beispiel: ein Selbstständiger bekommt eine Zahlung und fragt sich häufig wie viel er davon jetzt eigentlich ausgeben kann und wie viel er davon beiseite legen muss. Genau hier hilft das Konto. Es legt automatisch den Betrag zur Seite, der ans Finanzamt gehen soll. Und es werden in Zukunft noch weitere Funktionen hinzukommen, die Selbstständigen unter die Arme greifen werden, damit sie so einfach arbeiten können wie Angestellte.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Ursprünglich war angedacht eine Art Finanzplaner-App für Selbstständige zu entwickeln. Aber in langen Interviewreihen und Gesprächen mit Selbstständigen hat sich herauskristallisiert, dass traditionelle Banken dieses Segment häufig links liegen lassen bzw. dass dieses Segment sehr „underbanked“ ist. Hier hat sich dann die Möglichkeit für uns entwickelt zu sagen: „Dann bringen wir unser eigenes Konto raus“, für Selbstständige. Und das ist dann schon ein ganz schön großer Schritt, von einer Planungs-App hin zu einem richtigen Konto.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Mitbewerber sind in erster Linie die traditionellen Banken, Kreissparkassen und Volksbanken, die Produkte und Konten für Selbstständige anbieten. Allerdings tun sie es nur ungerne und verstehen dieses Segment auch häufig nicht. Wir differenzieren uns vor allem dadurch, dass wir wirklich nur etwas für Selbstständige machen. Außerdem bieten wir natürlich weitere interessante Funktionen und eine bestimmte Technologie an, die auf diese Kunden zugeschnitten sind. Es geht vor allem um Funktionen, die etwas mit Administration zu tun haben. Diese soll für unsere Kunden einfacher werden und ihnen Arbeit abnehmen. Das ist etwas, was herkömmliche Banken noch überhaupt nicht angefangen haben anzugehen.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Der entscheidendste Faktor ist, wie gut wir es schaffen, dieses komplexe Thema für unsere Kunden leicht aufzubereiten und in eine App umzusetzen, mit der der Kunde gerne arbeitet und mit der er ohne große Vorkenntnisse Themen wie Steuern usw. gut abbilden kann. Wenn dies der Fall, die Kunden mit dem Produkt umgehen können und es auch als einen erheblichen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Konten ansehen, werden sie das Konto auch an ihre Freelancer-Freunde weiterempfehlen. Der Weiterempfehlungsfaktor ist in diesem Segment besonders hoch, d.h. wenn man ein gutes Produkt baut und sicherstellt dass die Kunden einen hohen Mehrwert darin sehen, dann ist es recht sicher, dass man mit dem Produkt auch Erfolg haben wird.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Wir werden an verschiedenen Stellen Geld verdienen. Das Konto wird zwar erst mal kostenlos sein aber für die Karte werden wir dann eine geringe Jahresgebühr verlangen. Außerdem wollen wir auch mit dem Upselling von Versicherungen und Renten unser Geld verdienen. Schwarze Zahlen wird es allerdings eine ganze Weile nicht geben. Uns geht es in erster Linie darum zu zeigen, dass man es schafft, Kunden zu einem vernünftigen Preis zu akquirieren und eine Art Freemium-Modell aufzubauen. Das ist wichtiger als kurzfristig schwarze Zahlen zu schreiben.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Für uns ist wichtig, das Produkt fertig zu entwickeln, auf andere Plattformen wie Android und Web auszubauen. Wir erwarten Anfang nächsten Jahres auch eine Karte und Kooperationen mit anderen Anbietern, wie z.B. Buchhaltungs- und Rechnungsanbietern, die besonders für das Wachstum des Unternehmens wichtig sein werden.
Zur Person:
Christopher Plantener, langjähriger und passionierter Entrepreneur, ist Gründer und Geschäftsführer der Kontist GmbH. Zuvor hat Plantener die Buchhaltungssoftware Debitoor gegründet, sowie für e-conomic gearbeitet. Zudem war Plantener bis 2014 vier Jahre lang Mentor und Strategieberater beim Startupbootcamp in Berlin und Kopenhagen.
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