Razzia bei Lovoo – Vorwurf: Gewerbsmäßiger Betrug
Von Alexander
Donnerstag, 9. Juni 2016

Razzia bei Lovoo – Vorwurf: Gewerbsmäßiger Betrug

Ausgerüstet mit Maschinenpistolen und Rammbock durchsuchten am Mittwoch 200 Beamte der Staatsanwaltschaft und der Polizei mehrere Wohnungen und Firmenräume des Dating-Anbieters Lovoo. Zwölf Beschuldigten wird gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Zwei Lovoo-Macher wurde verhaftet.

Der Dresdner Flirt- und Dating-App Lovoo war ein aufstrebender Stern am deutschen Start-up-Himmel, eine ganz große Erfolgsgeschichte. Bis zum September des vergangenen Jahres – seitdem steht das Start-up unter Betrugsverdacht. Konkret geht es um Fake-Profile, die automatisiert andere Profile zu Interaktionen auf der Plattform verleitet haben sollen – auch zu kostenpflichtigen. Nun – knapp neun Monate später – wird es nun hart für Lovoo.

Wegen Betrugsverdachts durchsuchten 200 Beamte der Staatsanwaltschaft und der Polizei (mit Maschinenpistolen und Rammbock) am Mittwoch Firmenräume des Start-ups und 16 Privatwohnungen. “Den insgesamt zwölf Beschuldigten im Alter zwischen 25 und 38 Jahren wird gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Das Verfahren richtet sich gegen die drei Geschäftsführer und neun Mitarbeiter”, teilt die Staatsanwaltschaft Dresden am Mittwochnachmittag mit. Wie die Bild berichtet, handelt es sich bei verhafteten Personen um Alexander Friede und Benjamin Bak. “Der dritte Geschäftsführer Björn Bak, gegen den es ebenfalls einen Haftbefehl gab, stellte sich nachmittags der Polizei. Er wurde vom Haftrichter freigelassen”, heißt es im Bericht weiter.

Zu den Vorwürfen: Lovoo soll laut Staatsanwaltschaft “gefälschte Profile, sogenannte Fake-Profile, von Personen angelegt haben, welche durch real existierende Mitglieder kontaktiert werden konnten. In der Regel handelte es sich bei den Täuschungsopfern um Männer. Dabei sollten die Nutzer veranlasst werden, mit den virtuellen Personen in Kontakt zu treten und dabei die kostenpflichtigen Funktionen der Dating-Plattform nutzen”.

Genau diese Betrugsvorwürfe deckte die Fachzeitschrift “c’t” im vergangenen Jahr auf, nach dem dem Magazin Daten zugespielt worden waren. Damals wies das junge Unternehmen die Vorwürfe: “Die in dem Artikel zitierten Passagen aus internen Emails – sofern authentisch – zu unseren Anti-Spam Initiativen sind von den Autoren falsch verstanden und fahrlässig in einen anderen Zusammenhang gestellt worden”. Wobei schon damals jedem klar gewesen sein dürfte, dass Fake-Profile in der Dating-Szene kein Einzelfall sind. Erstaunlich ist, dass die Staatsanwaltschaft so lange gebraucht hat, bis sie aktiv geworden ist.

Lovoo ging 2011 an den Start. Nach eigenen Angaben verfügt das Start-up, für das rund 200 Mitarbeiter arbeiten, weltweit über mehr als 50 Millionen Nutzer – siehe auch “So wurde die Dating-App Lovoo zum Mega-Erfolg“. Diese Erfolgsgeschichte erscheint nun in einem ganz anderen Licht. Betrug ist kein Kavaliersdelikt. Wenn die Lovoo-Macher sich wegen Betruges strafbar gemacht haben sollten, drohen ihnen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren.

Passend zum Thema: “15 Fragen an Alexander Friede von Lovoo

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