Alles soll so bleiben, wie es ist

Immobilienmakler findet PropTech so richtig kacke

Käuferportal, Immoscout, immoverkauf24.de und realbest kommen in einer Einschätzung des internationalen Immobilienmaklers Black Label nicht gut weg. Der Immobilienmakler lässt kaum ein gutes Haar an den Angeboten bzw. der Möglichkeit, Makler bewerten zu lassen. Früher war halt alles besser.
Immobilienmakler findet PropTech so richtig kacke
Mittwoch, 23. März 2016VonAlexander

Der internationale Immobilienmakler Black Label wettert in einer Presseaussendung gehörig gegen die vielen PropTech-Start-ups im Lande. Überschrieben ist die Pressemitteilung mit den Worten: “Neue Marketinginstrumente in der Immobilienbranche: Vorteile und Tücken von Bewertungen und Vermittlerportalen”. Und im Vorspann geht es dann direkt ans Eingemachte: “Manipulierte Bewertungen und hohe Vermittlungskosten wirken sich negativ für Maklerunternehmen aus”.

Die Tendenz ist somit klar, war auch nicht anders zu erwarten, immerhin geht es hier um eine Einschätzung aus Sicht der Maklerwelt. Vorgeschoben wird dabei aber immer der angeblich fehlende Kundenschutz. Dabei haben die alteingessenen Makler nur Angst vor dem Neuland, das vor ihnen liegt. Erstaunlich ist aber, dass Black Label in seiner Aussendung gezielt einzelne Anbieter auseinander nimmt und diese madig macht.

Über Käuferportal heißt es, dass dieser Anbieter für viele Makler nicht empfehlenswert sei. “Immobilienbesitzer können dort kostenlose Anfragen starten, um ihre Objekte über einen empfohlenen Makler zu verkaufen. Auch hier haben die Verkäufer die Möglichkeit, ihren Kontakt mit den Maklern zu bewerten. An drei Maklern aus der Region werden die Kontaktdaten des Kunden für jeweils 180 Euro netto weiter vermittelt. Ein kostenloses Wertegutachten soll dem Kunden zunächst helfen, die Immobilie richtig einzuschätzen”, teilt Black Label mit. Und weist direkt auf den “Haken” hin.

“Durch dieses System geraten die konkurrierenden Makler unter Druck und es entstehen zum Teil völlig überzogene Preiseinschätzungen, die nicht dem tatsächlichen Wert der Immobilie entsprechen und nach Auftragserteilung dann immer weiter nach unten korrigiert werden”, sagt Andreas Müller, Niederlassungsleiter von Black Label Immobilien. “Wir haben seit Oktober einen Auftrag bekommen, sind 13 Mal zu einem Besichtigungstermin rausgefahren und haben insgesamt knapp 3.000 Euro für wertlose Kontakte bezahlt.” Das Fazit von Black Label zu Käuferportal: “Die Handhabung ist nicht professionell, als seriöser Makler lässt sich dort kein ehrliches Geschäft machen. Wer realistisch dort anbietet, hat kaum Chancen den Auftrag zu bekommen”. Harte Worte.

Als nächstes nimmt sich das Black Label-Team Immoscout vor. Beim bekannten Immobilienportal sei seit Anfang des Jahres ein Bewertungssystem eingeführt worden, “viele Makler blenden diese Funktion allerdings aus”, teilen die Makler mit. “Wir hatten gerade einen Fall, da hat uns ein Kunde mit einem anderen Makler verwechselt und eine Negativbewertung abgegeben. Nur durch ein persönliches Gespräch mit dem Kunden und immoscout konnten wir das Missverständnis aufklären und diese Bewertung wurde wieder gelöscht”, sagt Müller. “Wir sind sehr offen gegenüber Transparenz und Bewertungen, allerdings sollten diese durch einen neutralen Moderator überwacht werden. Es gibt leider immer wieder manipulierte Bewertungen in unserer Branche, zum Beispiel aus Frust, wenn Kunden das Objekt nicht bekommen haben oder auch Wettbewerber, die extra schlechte Bewertungen über Dritte schreiben lassen”.

Weiter geht es so: “Das seit 2011 bestehende Expertenportal immoverkauf24.de wirbt dagegen mit einem umfassenden Beratungsservice”. Nils Jacobsen, Geschäftsführer von immoverkauf24.de, darf sein Konzept sogar selbst vorstellen: “Bei uns sitzen ausgebildete Immobilienmakler und Gutachter am Telefon, keine Callcenter-Mitarbeiter. Wir sehen uns nicht als reines Vermittlerportal, sondern haben uns auf Beratungen von Immobilienverkäufen in Scheidungs- und Erbschaftsfällen spezialisiert”. Das Fazit von Black Label ist trotzdem negativ: “Letztendlich wird dann nur ein Makler an den Kunden weiter empfohlen. Aber auch hier muss der Makler in die Tasche greifen und eine Vermittlungsprovision zahlen”.

Nun wieder einmal Black Label-Macher Andreas Müller, der nun endgültig zum Bedenkenträger wird: “Die Objektivität der Bewertungen und die Qualität der vermittelten Makler sind im Zuge der Onlineabwicklung oft eher fragwürdig – für den Kunden aber meistens auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Boomende Vermittlungsportale wie beispielsweise das Startup-Unternehmen realbest erscheinen uns als ein noch völlig unstrukturierter Markt. Auf diesem Portal soll der Verkauf einer Immobilie komplett online abgewickelt werden. Juristisches Fachwissen und fundierte Marktkenntnisse lassen sich per Email nicht vermitteln, das kann sich für den Verkäufer sehr nachteilig auswirken, da die persönliche Beratungsqualität nicht gegeben ist – unter Umständen verkauft sich die Immobilie weit unter ihrem Wert”.

Als Fazit könnte man unter diese Zukunfsfeindlichkeit schreiben: Neuland ist Mist, alles soll so bleiben, wie es ist – siehe auch: “Makler und Mieterbund wettern gegen Immo-Start-ups“.

Passend zum Thema: “Mieten, kaufen, wohnen – Start-ups, die man kennen muss“.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.