Whitebox = “zweite Generation von Vermögensverwaltern”
Früher ging man an den Schalter und ließ sich beraten, wenn Geld übrig war, um es anzulegen. Längst gibt es aber auch Anbieter online, die sich um die Vermögensverwaltung kümmern. Whitebox ist ein weiteres Start-up, das sich der Online Vermögensverwaltung annimmt und das Portfolionmangement und Anlageziele an Kosten- und Risikominimierung anpasst. Gründerin Salome Preiswerk spricht im Gründer-Kurzinterview über ihre besondere Zielgruppe, die Bankenbranche und den definierten Rentenzeitpunkt.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Die Idee war einfach: Wir wollten eine neue und vor allem gute Art der Geldanlage bieten. Eine, die auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt, einfach, transparent, kostengünstig – und dennoch qualitativ hochwertig – ist. Dabei soll sie auch noch Spaß machen. Unsere Zielgruppe sind vor allem jene Personen, die neben ihrem anspruchsvollen Beruf nicht die Zeit haben, sich Anlagethemen mit dem notwendigen Engagement zu widmen und die dennoch Wert auf ein Höchstmaß an Qualität legen – auch und gerade, wenn es um ihr Geld geht. Insbesondere für diese Klientel war und ist das bisherige Angebot unserer Ansicht nach entweder unzureichend oder unzugänglich.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Eigentlich gar nicht so sehr. Das, was Whitebox heute ist, entstand gedanklich vor ca. drei Jahren. Die Bankenbranche in unseren Breitengraden war mitten in großen Umwälzungen, die ja bis heute anhalten, und gleichzeitig kam das Fintech-Thema im angelsächsischen Raum langsam auf. Da lag es für uns als Strategieberater für die Finanzdienstleistungsbranche nahe, sich darüber Gedanken zu machen, wie das Angebot eines Vermögensverwalters in Zukunft wohl aussehen könnte.
Das war dann quasi ein Blueprint, der die Hauptmerkmale von Whitebox, also Transparenz, niedrige Kosten, anlagezielbasiertes Anlegen bei einem hochwertigen Portfoliomanagement, bereits beinhaltete – das Ganze natürlich online. Bis zum Start kamen dann noch weitere Ideen hinzu, wie bspw. die Möglichkeit, für die Rente anzulegen. Bei Whitebox wird das Risiko des Portfolios dann zum definierten Rentenzeitpunkt hin reduziert.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Wir bezeichnen uns als der erste Anbieter einer zweiten Generation von Online-Vermögensverwaltern. Uns war wichtig, dass wir mit einem ausgereiften Angebot in den Markt gehen. So erlaubt unser zielbasierter Ansatz, dass Kunden ihre Anlage sehr weitgehend personalisieren können. Der Reifegrad bezieht sich aber genauso auf unseren Portfoliomanagement-Ansatz. Hierzu gehört auch, dass wir der erste bankenunabhängige Online-Anbieter sind, der die für dieses Geschäft notwendige Erlaubnis von der BaFin erhalten hat. Erst durch die Lizenz ist es möglich, die Portfolien unserer Kunden tatsächlich zu verwalten und auf Änderungen im Markt zu reagieren.
Unsere Anlageentscheidungen basieren dabei auf einem einzigartigen Anlageansatz, den wir gemeinsam mit dem für seine proprietäre Forschung mehrfach ausgezeichneten Partner Morningstar Investment Management / Ibbotson entwickelt haben. Er zeichnet sich aus durch eine langfristige Sicht kombiniert mit Fundamentalanalyse sowie eine stringente Kosten- und Risikominimierung. Für den Kunden bedeutet das bei gleichem Risiko mehr Renditepotenzial als bei herkömmlichen Angeboten.
Ein solcher Anlageansatz ist im deutschen Markt derzeit vermögenden Privatpersonen und institutionellen Kunden vorbehalten – und manchmal wird selbst diese Klientel mit deutlich weniger anspruchsvollen Ansätzen bedient. Der Whitebox-Ansatz unterscheidet sich signifikant von jenem unserer Mitbewerber, die entweder eine starre und/oder allzu simple Assetallokation anbieten oder einen auf Marktschwankungen basierenden, kurzfristigen und damit auch kostenintensiven Tradingansatz verfolgen.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Der wichtigste Faktor ist sicher, dass es uns gelingt, unsere Zielkunden zu erreichen. Da wären zunächst jene, die bereits als „do-it-yourself“ Anleger im Markt aktiv sind und dafür überdurchschnittlich viel Zeit aufwenden müssen, ohne dabei, das sagen zumindest die meisten Studien, überdurchschnittlich erfolgreich zu sein. Andere wiederum haben vielleicht von ihrem Bank“berater“ aktiv verwaltete und teure Fonds in ihre Portfolien gelegt bekommen.
Schließlich gibt es noch jene, die anlegen würden, doch entweder schlicht keine Zeit haben und/oder ihrer Bank in Anlagefragen aufgrund der mannigfaltigen Interessenkonflikte kein Vertrauen mehr schenken. Wenn wir diesen Menschen als bankunabhängiger Anbieter mit einem klaren Bekenntnis zu Fairness und Transparenz Zugang zu einer guten Geldanlage zu einem Drittel der Kosten bieten können, dann steht unserem Durchbruch nichts im Wege.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Wir verdienen an einer für den Kunden sehr attraktiven – bei 0.35 Prozent beginnenden – jährlichen Pauschalgebühr auf das bei uns angelegte Anlagevolumen. Sie deckt von der Vermögensverwaltung bis zur Konto- und Depotführung alles ab. Ausgabeaufschläge gibt es ebenso wenig wie versteckte Kosten. Diese ist möglich, da Whitebox als Plattform und Firma sehr effizient aufgesetzt ist. Schwarze Zahlen erwarten wir in ca. 2-3 Jahren.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Kurzfristig bereits die gesamte DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), mittelfristig aber auch weitere europäische Länder.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Viele zufriedene Kunden, die ersten Expansionen in weitere Länder und die erfolgreiche Einführung von zusätzlichen Angeboten, die Whitebox noch attraktiver machen.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Salome Preiswerk ist Gründerin von Whitebox. Sie verfügt über eine mehr als zwölfjährige Berufserfahrung in der Finanzdienstleistungsindustrie. Zunächst zeichnete die studierte Juristin als Unternehmensberaterin bei namhaften Beratungsgesellschaften verantwortlich für strategische und operative Projekte bei international tätigen Kreditinstituten. Im Anschluss war sie als Geschäftsführerin einer in der Schweiz ansässigen Unternehmensberatungsgesellschaft tätig.