Graf Zahl auf der Jagd nach Rendite
Dann schauen wir uns doch wieder einmal an, was so passiert ist bei “Die Höhle der Löwen” und vor allem werfen wir mal einen Blick darauf, was wir als GoG (Gründerinnen oder Gründer) daraus lernen können. Frank Thelen bringt es auf den Punkt. Wo sind die Gründerinnen in unserem Land? Selten wagen sich Gründerinnen in die Löwenhöhle. Warum eigentlich?
Aus meinem persönlichen Beratungsalltag kenne ich die Unterschiede zwischen Männlein und Fräulein nur allzu gut. Frauen sind deutlich pragmatischer und bevorzugen häufig Sicherheit über Risiko. Viele Frauen gründen einfach aus Gelegenheit, um das Hobby zum Beruf zu machen oder aber um aus dem normalen Arbeitsleben herauszukommen und den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten und weniger um das große Geld zu machen. So auch bei Sunbono: raus aus dem hektischen Berufsalltag, rein in die (entspannte) Selbstständigkeit. Doch in der Höhle der Löwen gibt es eben auch für Frauen nichts geschenkt – das haben die meisten erfolgreichen Gründerinnen eben auch gar nicht nötig!
Unkonventionell aber erfolgreich
Mensch, was waren die Jungs von Koawach doch ein aufgewecktes und sympathisches Team. Irgendwie anders als die restlichen Gründer. Warum? Sie waren vor allem eins: unkonventionell. Und das auch noch eine frech oder gefällig zu wirken. Die Präsentation war schlichtweg authentisch. Ein bisschen nervös, ein bisschen gestottert, aber eben nicht stock und steif auswendig gelernt. Dazu ein T(eam)-Shirt zum Deal. Ein süßes Maskottchen direkt aus dem tropischen Amazonasgebiet und natürlich ein tolles Produkt. Da darf man die Löwen dann auch gut und gerne einfach Duzen. Gute Sache! Vor allem, weil die Löwen auch viele Gründer von Beginn an Duzen. Ist doch nur fair oder?
The Show must go on
Nicht nur bei Koawach gab es eine tolle Präsentation. Auch die anderen Gründer haben mit ihren Showqualitäten definitiv überzeugt. Bei Slashpipe wurden die Löwen glatt sportlich und Vural Öger und Frank Thelen gar zu sportlichen Wettstreitern. Genutzt hat es den Jungs aber am Ende nichts. Auch bei CaroCooler gab es einiges an Entertainment: eine Liveband während eines Pitches. Manch ein Investor hätte da sicherlich die Augen verdreht, aber ist es natürlich auch Aufgabe der Sendung, zu unterhalten. Gut gemacht Herr Dr. Schöning! Doch haben solche Auftritte eben auch einen leichten Beigeschmack. Sie lenken ab. Und der ein oder andere Investor fragt sich dann sicherlich auch, wovon die Gründer mit ihrer Show ablenken wollen. Ein gutes Produkt überzeugt schließlich auch ohne großes Entertainment.
Graf Zahl hätte seine Freude
Es vergeht kaum eine Sendung, in der wir nicht über Zahlen reden müssen. Logisch, schließlich haben die ja auch im wahrsten Sinne den höchsten Wert für die Löwen. Umso wichtiger ist es, seine Zahlen zu kennen. Keiner erwartet, dass man alle Zahlen seiner dreijährigen Finanzkalkulation auswendig kennt, aber zumindest die wichtigsten Zahlen sollten dabei sein. Bei Slashpipe hätten ein paar mehr (richtige!) Zahlen sicherlich nicht schlecht getan. Aber vieles ist häufig auch der Nervosität geschuldet. Schließlich stehen die meisten zum ersten Mal vor der Kamera. Um das Thema Unternehmensbewertung mache ich heute einen großen Bogen. Einige Teilnehmer haben eben jenen Bogen deutlich überspannt. Mehrere Millionenbewertungen für Unternehmen, die kaum Traction haben – das kennen wir doch schon. Viel interessanter ist aber das Thema Marge. Die war bei Slashpipe, Sunbono und hamaka zu gering, um ein Investment zu rechtfertigen. Schließlich ist jeder Cent Marge, ein Cent mehr für die Gesellschafter.
Get big, get niche or get out
Viele große Unternehmen haben es vorgemacht: rein in die Niche und von dort dann die Welt erobern. Amazon ist da wohl das beste Beispiel mit seiner Longtail-Strategie. „Was die Großen können, können wir in der Löwenhöhle doch auch.“, denken zumindest die meisten Gründer. Und deshalb geht es ab in die Niche. Heute haben wir aber wieder gemerkt, wie schief das gehen kann. Schließlich ist die Niche eben auch mit einem kleineren Markt verbunden, der nicht immer ein Investment rechtfertigt. Bei Koawach hat’s geklappt. Bei hamaka nicht. Doch natürlich gibt es auch andere Wege zum Glück. So hat hamaka die Niche genutzt und schon im Frühjahr bei Startnext einige Tausend Euro über Crowdfunding reingeholt. Nicht schlecht!
Das Internet ist hart umkämpft
Manchmal muss ich mich auch selbst loben und bestätigen. Neulich hatte ich schon kritisiert, dass das Internet nicht immer der ideale Distributionskanal ist. Gerade, weil es ein Kanal ist, auf dem sich so unzählige Wettbewerber tummeln und es mit ungeheuren Kosten verbunden ist, wenn man gefunden werden will. Egal ob Adwords, SEO oder Affiliate: alles kostet und das scheint Sunbono zum Verhängnis zu werden. Dreißig Euro zahlen die Gründer pro Kunden: bei 20 Euro Umsatz im Schnitt. Das ist zu viel. Hier heißt es: raus aus dem Onlinemarketing und ab auf die Straße mit klassischen Werbemitteln. Schöne Straßen gibt es auf Mallorca schließlich genug.
Wie auf dem Türkischen Basar
Leidenschaft ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Gründung. Bei Popcornloop ging die Leidenschaft sogar fast bis zum finanziellen Ruin. Umso schöner, dass der Deal am Ende geklappt hat. Doch halt! Wäre da nicht mehr drin gewesen für den Gründer? Wenn man anfängt zu verhandeln, dann bitte nicht halbherzig, sondern mit voller Überzeugung. Etwa so wie die Koawach-Jungs. Immerhin hat es vorher noch keiner geschafft, Streit im Löwenrudel zu entfachen. Jochen Schweizer hat hoch gepokert und am Ende die restliche Löwenbande ausgestochen. Wenn Löwen mit den Zähnen fletschen, das gefällt dem Zuschauer. Aber es war auch überaus clever! Testen, ob die Jungs ihr Business verstehen und dann einsteigen. Und unter uns: ich glaube, dass sich die Löwen untereinander auch nicht ganz so böse sind. Schließlich waren alle froh, dass das Investment geklappt hat.
Nachhaltigkeit!
Ein letztes Thema für heute. Eines, dass sich durch viele Sendungen zieht und klar werden lässt, was den Löwen gefällt und was missfällt. Unter den definitiven Heilsbringern fällt sicherlich das Thema Nachhaltigkeit und Gesundheit. Schon beim Mind Cookie gab es neulich Ärger: zu viel Zucker, nicht verantwortungsvoll! Beim CaroCooler gab es ebenso Kritik für die verschwenderische Verwendung des Produkts. Wo aber fair draufsteht und gesund drin ist, da schmeckt es auch den Löwen. Wer nun Angst hat, dass die Löwen so langsam ihre Zähne verlieren und vegan werden, für die ist Vural Öger der Fels in der Brandung. Wer immer schon mal den rationalen Investor kennen lernen wollte, den jeder BWL-Student aus dem Finanzkurs kennt – here weg go! Vural Öger entscheidet eben selten nach persönlichem Geschmack wie bspw. Lencke Steiner oder ethischen Grundsätzen, sondern rein nach Zahlen. Getreu dem Motto: wo ein Markt ist, da ist auch Rendite.
Zur Person
Fotogalerie: “Die Höhle der Löwen” (2. Staffel)
Wir werfen ein Blick hinter die Kulissen von “Die Höhle der Löwen” und stellen die Jury vor. Einige Eindrücke der etwas anderen Gründer-Show gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.