Von Christina Cassala
Dienstag, 28. Juli 2015

Jodel will sich “bei allen Studenten durchsetzen”

Hinter Jodel steckt die Idee, Kommunikation ortsgebunden zu gestalten. Das Programm sammelt den Trash-Talk und verbreitet Nachrichten und Bilder an die Studenten in der Nähe. Im Gründer-Kurzinterview spricht Alessio Borgmeyer über ortsgebundene Kommunikation, seine Marketingtour und das Studentenleben.

Hinter Jodel steckt die Idee, Kommunikation ortsgebunden und anonym zu gestalten. Das Programm sammelt den Trash-Talk auf dem Campus und verbreitet Nachrichten und Bilder an die Studenten in der Nähe. Im Gründer-Kurzinterview spricht Alessio Borgmeyer über ortsgebundene Kommunikation, seine Marketingtour und das Studentenleben.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Hinter Jodel steckt die Idee, Kommunikation ortsgebunden zu gestalten. Herkömmliche Kommunikation auf Messengern und allen anderen Social Media Plattformen ist konzeptionell immer personengebunden. Durch die Anonymität wird der Inhalt als einzige Bewertungsgrundlage für die Qualität von Beiträgen bewusst vor die Person gesetzt. Durch diese Kombination aus Standortbezug und Anonymität findet man auf Jodel relevante, repräsentative und authentische Inhalte. Und das ausschließlich aus seiner unmittelbaren Umgebung.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Jodel ist als Iteration aus der “tellM” App entstanden, womit wir damals das anonyme Teilen unter den Telefonkontakten ermöglicht haben. Dieses Konzept wurde Anfang 2014 in einer intensiven Marketingtour an US Colleges in Kalifornien von uns promotet, der use-case konnte sich aber längerfristig nicht durchsetzen. Die Erfahrungen aus den USA offenbarten die Relevanz des Standortbezugs und so entstand schließlich Jodel, das Ende Oktober 2014 an meiner Heimatuniversität der RWTH Aachen gelauncht wurde.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Größter Mitbewerber mit einem sehr ähnlichen Konzept und der selben Zielgruppe ist die US-amerikanische App Yik Yak. Neben technischen Details und einer komplett anderen User Experience unterscheiden wir uns dadurch, dass neben Textnachrichten auch Bilder an seine Umgebung gesendet werden können. Der Clou: Nur Bilder, die man live aufnimmt, können gepostet werden, allerdings keine aus der Fotogalerie. Originärer Content ist uns sehr wichtig.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Nachhaltige Communities an allen europäischen Studentenstädten aufzubauen. Erst die kreativen und engagierten Jodler auf unserer Plattform machen unser Produkt zu dem was es ist. Dazu setzen wir bestimmte Anker und einen bestimmten Vibe in unseren Communities. Wenn wir es schaffen, dass die große Mehrheit unserer Zielgruppe aus Studenten Jodel als Gewohnheit adaptiert, um sich lokal zu informieren und auszutauschen, dann kommt der Durchbruch.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Geld verdienen können wir erst, wenn Jodel eine allgemeine Relevanz hat, auch über das Studentenleben hinaus. Es klingt abgedroschen, aber im Social Media Markt kommt das Wachstum immer vor der Monetarisierung. Natürlich haben wir schon viele Ideen, wie unser Geschäftsmodell aussehen könnte. Wir wissen allerdings auch, dass schwarze Zahlen erst mit einer gewissen Größe kommen werden.

Darüber hinaus ist der Mobile Only Markt noch sehr jung und Geschäftsmodelle müssen noch erprobt werden, man nehme z.B. Instagram, das es seit 2010 gibt und erst jetzt, nachdem es sogar schon verkauft worden ist, anfängt zu monetarisieren.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Langfristig soll lokale Kommunikation jeglicher Art und für jedermann über Jodel laufen. Mittelfristig wollen wir uns dafür erstmal bei allen Studenten durchsetzen.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
In den Ländern, in denen wir momentan aktiv sind, darunter zählen Deutschland, Schweden, Spanien, Niederlande, Schweiz und Österreich wollen wir uns als fester Bestandteil des Studentenlebens behaupten und gleichzeitig flächendeckend in Europa vorstoßen. Darüber hinaus möchten wir erste Produktänderungen vornehmen, die uns als Plattform auch über die Studentenlandschaft hinaus relevant machen wird.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Nach einem Auslandssemester an der San Diego State University gründete Alessio Borgmeyer bereits während seines Studiums an der RWTH das Start-up tellM, das jetzt als Jodel neu durchstartet.