Endlich ein Superheld

Wir sind alle 6Wunderkinder und sollten stolz drauf sein

Da gelingt 6Wunderkinder ein grandioser Exit, bei dem bis zu 200 Millionen Dollar im Raum stehen. Und was ist die Reaktion in der deutschen Neidgesellschaft? Endloser Neid, endlose Missgunst. Dabei sollte die gesamte deutsche Startup-Szene stolz darauf sein, dass dieser Exit so gelaufen ist.
Wir sind alle 6Wunderkinder und sollten stolz drauf sein
Dienstag, 2. Juni 2015VonAlexander

Jahrelang hieß es immer: Kein großer Kapitalgeber investiert Geld in Deutschland, weil die Exits, die deutsche Start-ups hinlegen, einfach zu klein sind. Die deutsche große Größenordnung bei Firmenverkäufen lag in den vergangenen Jahren (meist) irgendwo zwischen 20 und 50 Millionen Euro – die Ausnahmen nehmen wir mal raus. Mehr war einfach nicht zu machen. Weil Start-ups aus Deutschland, nicht international gedacht haben und, weil das große Geld fehlte, um bestimmte Modell so richtig groß machen zu können. Und weil die passenden Käufer fehlten.

Und nun gelingt dem To-Do List-Start-up 6Wunderkinder ein Exit, bei dem bis zu 200 Millionen Dollar im Raum stehen. Und was ist die Reaktion in der deutschen Neidgesellschaft? Dies hier: “So viel Geld für so viel Schrott!”, “Was für eine Geldverschwendung!” “Was ein Schwachsinn. Aber ist ja nicht mein Geld”. Traurig. Da gelingt einem deutschen Start-up, dass von sechs jungen Berlinern mit viel Engagement, viel Fleiß und viel Schweiß gegründet wurde, ein richtig grandioser Exit und die erweiterte Startup-Szene des Landes kloppt nur drauf.

Dabei könnte diese Übernahme das Berliner Ökosystem (und die Start-up-Szene des ganzen Landes) so richtig befeuern, ein Investment-Feuerwerk im deutschen Gründerland auslösen. Große US-Geldgeber wie Sequoia Capital haben nun endlich einen dicken Exit in Deutschland gemacht. Deutsche Gründer haben bewiesen, dass sie Start-ups mit Weltruf aufbauen können. Und ein ausländischer Konzern wie Microsoft hat richtig viel Geld in die Hand genommen, um ein deutsches Start-up zukaufen. Und: Oliver Samwer hatte bei alldem mal nicht seine Finger im Spiel – siehe auch “6WunderKinder’s exit is a Triple Wake Up Call

Was will man mehr? Die deutsche Szene sollte stolz darauf sein, dass dieser Exit so gelaufen ist. Zumindest aber, sollten wir alle, die wir als Deutsche ja ein massives Problem mit dem Wörtchen stolz haben, einmal lauf Beifall klatschen. Dieser Exit ist für alle gut, egal ob Gründer oder nicht. Egal ob mit Risikokapital ausgestattet oder nicht.

Hausbesuch bei 6Wunderkinder

ds_6wunderkinder

ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich 2012 bei 6Wunderkinder einmal ganz genau umsehen. Er fand eine ausgiebige Spielzeugsammlung, unglaubliche viele blaue T-Shirts und ein 6wunderministerium. Einige Eindrücke der 6Wunderkinder-Welt gibt es in unserer Fotogalerie.

Foto: Young confident woman in red cape and mask from Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.