Büro-Hölle vs. Wohlfühloase
Was jeder bei der Planung eines Büros bedenken sollte
Viele Arbeitnehmer sind unzufrieden mit der Gestaltung ihrer Büroräume! Zu laut, zu dunkel, zu muffig – lautet das vernichtende Urteil einer Umfrage. Gerade in der Anfangsphase eines Start-ups ist es deswegen wichtig, die Bürogestaltung mit Fokus auf das gewünschte Arbeitsklima entsprechend vorzunehmen – um solche Missstände gar nicht erst entstehen zu lassen (siehe dazu auch Infografik unten). Passend zum Thema: “Arbeitskultur in Start-ups – Viele Gründer arbeiten mehr als 50 Stunden die Woche” und “Tipps und Tricks für die richtige Beleuchtung im Büro“.
Großraumbüro – Vor-und Nachteile
Je nach Art und Umfang des Unternehmens stellt sich in der Planungsphase die Frage, ob ein Großraumbüro oder doch lieber ein Büro mit mehreren Räumen eingerichtet werden soll. Wilhelm Bauer, kommissarischer Leiter des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart (IAO) fasst die Vorteile des Großraumbüros so zusammen: “Offene Bürokonzepte sind sinnvoll, weil sich Teams und Projektgruppen immer schneller neu sortieren.”
Doch ist bei der Konzeptionierung von Großraumbüros zu beachten, dass ein vermehrter Lärmpegel auftritt. Die Hälfte der Arbeitnehmer fühlt sich durch die Gespräche und Telefonate der Kollegen beeinträchtigt. Das ergab eine Befragung der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement EDV und dem Staatssekretariat Seco unter 1.230 Personen aus 116 Unternehmen. Und auch durch den von Geräten verursachten Lärm fühlen sich 28 % der Befragten gestört. 35 % bemängeln die oft schlechte und abgestandene Luft.
Auch mit der Raumtemperatur sind viele Mitarbeiter unzufrieden. So kritisieren 24 %der Befragten, es sei in den Büros meist zu warm, und 19 %beschweren sich über stark schwankende Temperaturen. Dabei gilt laut den Forschern: In Großraumbüros sind die Zustände meist schwieriger, in kleinen Räumen mit nur wenigen Kollegen gab es wesentlich weniger Grund zur Klage. So nahm auch die allgemeine Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung ab, je mehr Mitarbeiter sich ein Büro teilten.
Doch nicht nur in der Schweiz ist es so, auch das IAO kam zu diesem Ergebnis. Fakt ist, wenn sich der/die Mitarbeiter am Arbeitsplatz wohlfühlen, sind diese auch produktiver. Die Forscher rechnen mit einer Leistungssteigerung der Mitarbeiter von bis zu 36 %, allein durch die Gestaltung des Büros. Dabei beeinflussen nach Meinung der Experten vor allem drei Faktoren die Arbeitsproduktivität:
1. jede Art der Kommunikationsarbeit sollte bestmöglich unterstützt werden
2. ein optimales, individuelles Umfeld hilft bei den unterschiedlichen Tätigkeitsanforderungen
3. das Mobiliar sollte nach ergonomischen Kriterien ausgesucht werden.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der Büroklimaindex. Laut der repräsentativen Umfrage glauben 83 % der befragten Arbeitnehmer, ihre Motivation und Leistung werde durch die Bürogestaltung beeinflusst. Jeder Zweite meint sogar, ein komfortabler und hochwertiger Bürostuhl, der für Bewegungsfreiheit sorge, hätte einen positiven Einfluss auf seine Produktivität.
Modulare Ausstattung
Besonders in der Start-up-Phase eines Unternehmens ist jeder Unternehmer bestrebt, sparsam mit dem Geld umzugehen, denn Anschaffungen rund um eine Firmengründung sind teuer. Das muss bei der Ausstattung eines Büros nicht so sein: „Es gibt inzwischen viele Anbieter, die kostengünstig gute Materialien und Konzepte im Programm haben”, weiß Barbara Schwaibold vom Verband für Büro-, Sitz- und Objektmöbel e.V. (BSO). Wichtig dabei: die Einrichtung möglichst mit neutralen und vor allem kombinierbaren Modulen auszustatten. So könne die Gestaltung des Arbeitsplatzes den sich ändernden Erfordernissen angepasst und neue Einrichtungselemente hinzugefügt werden. Auch könne laut Schwaibold der Rat erfahrener Einrichter hilfreich sein. So kann ein Arbeitsplatz geschaffen werden, der personalisierbar ist.
Ruhezonen einplanen
Das Stimmengewirr, das Läuten der Telefone, das Geräusch des Druckers, all das macht das konzentrierte Arbeiten in einem Großraumbüro nicht gerade einfach. Denn laut der Schweizer Erhebung fühlen sich vor allem Mitarbeiter in Großraumbüros kontinuierlich in der Erfüllung ihrer Aufgaben gestört. Während sich in Einzelbüros nur 9 % der Befragten über ständige Unterbrechungen beklagen, sind es in Büros mit mehr als 50 Personen rund 68,5 %. Für Abhilfe sorgen Rückzugsorte am Arbeitsplatz, die einzuplanen sind. Ruhezonen für die Pausen, in denen vor allem laute Gespräche und Telefonate tabu sind, gewährleisten eine effektive Erholung und steigern die Konzentration. Optisch gestalten lässt sich so ein Bereich zum Beispiel durch aufgestellte Trennwände, an denen ein für Ruhe sorgendes Piktogramm prangt. Ausgewiesene Chill-Out-Räume, visualisiert zum Beispiel durch eine Hängematte, sorgen ebenfalls für Entspannung und lassen den Geist der Mitarbeiter fließen. Ein Kicker-Zimmer sorgt für Abwechslung und stärkt den Gemeinschaftssinn im spaßigen Wettkampf.
Andere Bereiche können gezielt dazu einladen, spontane Meetings und geplante Konferenzen abzuhalten, sich zum Brainstorming zusammenzufinden. So wird das Großraumbüro zu einem Ort, an dem Kollegen frei zusammenarbeiten, an dem aber trotzdem jeder ungestört sein kann.
Wohlfühlatmosphäre schaffen
Wichtig auch, dass die Arbeitsumgebung zwar offen, dennoch gemütlich gestaltet ist. Das fördere die Kreativität, aber auch Kommunikation und Interaktion der Angestellten untereinander. Fühlen sich die Mitarbeiter ‚wie zu Hause‘, sind sie weniger gestresst, können freier denken und kommen so auf die besten Ideen.
Doch Mitarbeiter wollen auch gut verpflegt sein. Auch wenn Arbeitgeber nicht verpflichtet sind, Getränke bereitzustellen, kann ein frisch gebrühter Kaffee allein wahre Wunder bewirken. Frisches biologisches Obst und Obstsäfte werden gerne angenommen und sorgen dafür, dass der Zuckerspiegel und damit die Konzentrationsfähigkeit aufrecht bleiben. Der Bäcker aus der Umgebung versorgt sicher gerne die Angestellten mit frischem Gebäck. Frischluft ist wichtig, doch nicht immer liegt ein Park in der Nähe, in dem zu Mittag ein kleiner Spaziergang absolviert werden kann. Fenster, die geöffnet werden können, sind oftmals Klimaanlagen vorzuziehen.
Campuslösung für das Start-up-Unternehmen
Vor allem Start-ups setzen heutzutage verstärkt auf Campuslösungen, die den Mitarbeitern den Lebensbereich Beruf-Familie erleichtern sollen und Fachkräfte so nachhaltig an den Arbeitgeber binden. So entstehen in großen Firmen Betriebskindergärten, Cafés und Fitnessstudios. Auch Start-ups und kleine Unternehmen können das bewerkstelligen – zum Beispiel, indem sie sich zusammenschließen und einen Kindergarten im Industriegebiet gründen.
Auch ein Fitnessstudio, optisch gekennzeichnet, wie durch Hanteln, Sportschuhe oder eine Gymnastik-Silhouette, ist schnell eingerichtet. Hier bedarf es gar nicht einer hohen Anzahl an Geräten, die in den modernen Studios bereitstehen. Fahrrad, Laufband und Crosstrainer sind meist schon ausreichend. Denn vor allem die jüngere Generation lechzt nach mehr Bewegung, sitzt sie doch durchschnittlich rund eine halbe Stunde länger als ihre Vorgängergeneration am Arbeitsplatz. Durch das längere Verweilen auf dem Bürostuhl steigt aber aufgrund von Fehlhaltungen das Risiko der Rückenprobleme – und damit der Krankenstände.
Trend: Büro mit Dusche
Voraussetzung dafür ist allerdings ein Bad mit Dusche, damit sich die Mitarbeiter auch nach dem Work-out wieder wohl in ihrer Haut fühlen. Generell kommt dem Bürobad immer größere Bedeutung zu. „In unserer Gewerbesuche ist das ‚Bad mit Dusche’ mittlerweile eines der meistgesuchten Features. Dies unterstreicht den Trend zum wohnlichen Büro”, weiß auch Andreas Böhm, Redakteur eines großen Immobilienportals. Und das liegt nicht nur am gesteigerten Fitness-Trieb der Mitarbeiter. Viele kommen heute auch mit dem Rad zur Arbeit. Das bringt zusätzlich Bewegung in den Alltag, ist günstig, umweltschonend und liegt damit voll im Trend. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass sie heute auch für ausreichend Fahrradstellplätze sorgen müssen.
Mit diesen Kniffen wird die Arbeitsumgebung schnell aufgewertet und mangelnde Fachkräfte, die von anderen Unternehmen zu den Start-up-Unternehmen wechseln, wird diese Veränderung leicht gemacht.
Lesetipp: “Unternehmenskultur – Die Mitarbeiter von babbel haben nun alle Firmenfahrräder”
Zur Person
Elaine Viebrock, Jahrgang 1985, werkelt bei ImmobilienScout24 zu allen Aspekten rund um die Immobile. Vom Mieter zum Eigentümer, vom Traum zum Haus und wieder raus. Als Multimedia-Editor in der Abteilung Editorial Design & Content Marketing ist ihr Spezialgebiet die Schnittstelle zwischen CMS-Technologie und Online-Redaktion. Kurz: Welche Inhalte fesseln den User, wie kommen sie am besten an und wer setzt es am Ende um. Gelernt hat sie das Ganze in ihren Studiengängen Medienproduktion und Kommunikationswissenschaft. Ein kurzer Streifzug nach dem Studium in der Werbefilmbranche hilft ihr heute bei Organisation von komplizierten und manches Mal hoch kochenden Großprojekten.
Haustiere im Büro
In unserer Fotogalerie gibt es tierische Start-up-Kollegen zum Durchklicken und genießen. Weitere Fotos von vierbeinigen Mitarbeitern nehmen wir gerne auf. Fotos direkt an redaktion (at) deutsche-startups (punkt) de schicken.